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Sonst noch was? Foto: SPX

Sonst noch was? - Verbindungen mit und ohne Liebe

Manche Entscheidung fällt aus Liebe, andere eher wegen des Geldes. Wir haben heute beides im Angebot und sind eher mittelromantisch gestimmt.

Vor Wochenfrist amüsierten wir uns an dieser Stelle über das Pärchen, dass im Rausch der Sinne nicht voneinander lassen konnte, bis nach der Landung am Münchener Flughafen die Bundespolizei dem neckischen Treiben Einhalt gebot. Diese Woche lernen wir: Es geht auch viel romantischer!

In Turin sorgte jetzt ein junger Mann für eine rund einstündige Verspätung, weil er an Bord der abflugbereiten Maschine einen Anruf seiner Liebsten bekam, die ihn bat, doch lieber bei ihr zu bleiben. Die junge Dame war so überzeugend, dass der junge Mann mit dem Ruf ,,Stoppt alles, ich muss aussteigen" den Flugplan durcheinanderbrachte. Tatsächlich konnte er Crew und Piloten überzeugen, dass die Liebe wohl wichtiger wäre als die Reise. Der Flieger kehrte daraufhin zum Terminal zurück und ließ den jungen Mann aussteigen. Der Flug verspätete sich zwar um eine Stunde, aber die Liebe war gerettet.

Wieviel Liebe in der diese Woche angebahnten Beziehung zwischen VW und Rivian steckt, wissen wir nicht. VW-Chef Oliver Blume jedenfalls schmachtete vornehmlich die Softwarekompetenz der US-E-Mobilbauer an, die wiederum schielten recht unverhohlen auf die Kohle von VW. Das spricht jetzt nicht unbedingt für große Romantik, was auf dieser Ebene aber vielleicht auch sein Gutes hat. Lieber eine ordentliche Interessengemeinschaft zum gedeihlichen Befriedigen wechselseitiger Wünsche als eine Hochzeit im Himmel. Sowas geht bekanntlich gerne mal schief.

Diesbezüglich kann der voyeuristische geneigte Zuschauer auch einen Blick Richtung Boeing und Airbus werfen. Nicht dass die beiden Giganten der Zivilluftfahrt irgendwas miteinander hätten. Im Gegenteil. Aber sie hätten gerne beide was von Spirit AeroSystems. Der weltweit größte Zulieferer fertigt sowohl für die einen wie für die anderen Komponenten. Boeing würde ihn gerne kaufen, um die eigene Krise wegen fehlerhafter Teile nachhaltig zu heilen, und überhaupt wieder Kunden zu gewinnen. Airbus würde gerne ein europäisches Werk kaufen, weil man mehr Teile braucht, um alle Bestellungen abzuarbeiten. Boeing hat aber durch die selbstverschuldete Krise kein Geld und würde das Unternehmen gerne per Aktientausch integrieren, Airbus zahlt cash. Am Ende bekommen wahrscheinlich beide, was sie wollen, weil Spirit billiger wird, wenn ein Werk weniger drinsteckt.

Mehr drin war in den ersten beiden EM-Wochen auf jeden Fall in der Bahn. Unter dem Motto ,,Deutschland in vollen Zügen genießen", transportierte die Deutsche Bahn an Spieltagen an den Bahnhöfen der Austragungsorte durchschnittlich jeweils 100.000 Passagiere. Insgesamt zählte der Konzern zur Turnier-Halbzeit nach eigenen Angaben bereits rund 6 Millionen Fahrgäste allein in den IC- und ICE-Zügen. Das sollte doch auch so viel Geld in die Kassen spülen, dass man auf einige geplante Sparmaßnahmen anschließend verzichten könnte. Wie die Kollegen vom Spiegel erfuhren, plant die Bahn nämlich die Streichung etlicher IC-Verbindungen, weil sie nicht hinreichend ausgelastet seien und somit unnötig Personal binden würden, das anderswo auch gebraucht werde. Diesbezüglich ist die Lernkurve eher flach, jammert man doch heute vielerorts über das Fehlen von Verbindungen, die in der Fläche vor 30 Jahren gekappt wurden. Damals auch mit der Begründung, dass ja sowieso jeder ein Auto habe und einen Führerschein.

Letzteres ist nicht mehr unbedingt so und in Zukunft vielleicht noch weniger. Führerscheine werden nämlich immer teurer und Fahrlehrer immer älter. Auch dort fehlt der Nachwuchs, der in Zukunft jungen Leuten noch das Fahren beibringen kann. So gesehen sollten mehr Menschen wie der junge Mann zu Beginn agieren. Irgendwer muss ja für den Nachwuchs sorgen und wenn dann doch mit Liebe. Sonst noch was? Nächste Woche wieder.

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