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Glamping nennt sich die glamouröse, also luxuriöse Version des mobilen Freizeitvergnügens, bei der das Fahrzeug mehr als nur die motorisierte Basis eine Wohnaufbaus ist Foto: Mercedes
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Mercedes V-Klasse Marco Polo - Glamping statt Camping

Mit neuem Cockpit, MBUX-Bediensystem und jeder Menge optischen Nettigkeiten fährt der Mercedes Marco Polo 2024 weiter auf Glamping-Schiene. Aber er bietet auch einige neue, nutzwertige Extras.

Der Raum dezent in blaues Licht gehüllt, aus den Lautsprechern tönt chillige Loungemusik, im Sektkühler knacken die Eiswürfel leise in der Abendluft. Der Blick durchs fällt durchs aufgestellte Fenster auf die Sonne, die langsam hinter einem einsamen See am Horizont versinkt. Was wie eine Szene aus dem Prospekt eines Luxushotels klingt, können auch Camper erleben, sofern sie im richtigen Wohnmobil unterwegs sind. Glamping nennt sich die glamouröse, also luxuriöse Version des mobilen Freizeitvergnügens, bei der das Fahrzeug mehr als nur die motorisierte Basis eine Wohnaufbaus ist.

Bei den Pkw hat sich Mercedes mit dem Premiumanspruch ja bereits von der Masse der Autokäufer verabschiedet. Jetzt wollen die Produktstrategen den auf der V-Klasse aufbauenden Marco Polo weiter in diese Richtung trimmen. Vielleicht auch, weil die Marke nach 40 Jahren Erfahrung im Bereich der kompakten Reisemobile immer noch dem Branchenprimus VW California hinterherfährt. Zumindest, was die Stückzahlen angeht.

Was die Campingtauglichkeit angeht, unterscheiden sich die Modelle allerdings nur marginal. Aufstelldach, Standheizung, Küchenzeile mit Kühlschrank oder bequeme Betten sind heute selbstverständlich in allen Campingbussen. Die Unterschiede liegen vielmehr im Detail, womit wir den Bogen wieder in Richtung Glamping schlagen.

Was bedeutet Komfort beim Camping? Dass die Kühlbox bei minus 18 Grad Eiswürfel produziert, man den Innenraum indirekt in 64 Farbtönen ausleuchten, den Boden wahlweise in heller Yacht- oder in Steinoptik bestellen kann? Oder dass man Hemd und Blüschen faltenfrei in ein Schränkchen hängen kann? Vielleicht.

Der echte Nutzwert besteht eher in der Möglichkeit, auf einem schrägen Stellplatz oder auf unebem Untergrund das Auto nicht umständlich mit Auffahrklötzen ausrichten zu müssen. Im Mercedes übernimmt das die Luftfederung. Auf Knopfdruck gleicht die Airmatic bis zu 12 Zentimeter Höhenunterschied zwischen den Rädern aus und nivelliert den Wagen.

Und auch das komplett neue Armaturenbrett bringt echten Pkw-Komfort in den Reisebus. Auf zwei großen, nahtlos ineinander übergehenden Bildschirmen läuft das bewährte MBUX-System, vernetzt mit Onlinediensten, Echtzeit-Verkehrsdaten und einer 360-Grad-Kamera. Eine Ladeschale fürs Smartphone fehlt allerdings. Die Bedienung? Ganz easy per Sprache, über den Touchscreen oder über ein kleines Touchpad mit Tasten für die wichtigsten Menüs. Wie in allen Mercedes-Modellen eben.

Eine Besonderheit findet sich dort aber doch: Das Marco-Polo-Menü als zentrale Steuereinheit für sämtliche Campingfunktionen. Wieviel Frischwasser ist noch im Tank? Ist das Reservoir fürs Schmutzwasser schon voll? Über das Camper Level-Control lässt sich ganz komfortabel die Nachtabsenkung der Standheizung einstellen, das Aufstelldach ausfahren und vieles mehr.

Blaue und anthrazitfarbige Oberflächen, Zierelemente in Klavierlackoptik oder in gebürstetem Aluminium: Wer durch den Konfigurator klickt, findet jede Menge Gimmicks, die den Innenraum optisch in eine Lounge verwandeln sollen. Für den äußeren Auftritt werden zwölf verschiedene Räder und sogar ein AMG-Paket angeboten.

Die Stuttgarter sehen ihre V-Klasse mit Marco-Polo-Ausbau eben als Fahrzeug für jeden Tag. Fürs tägliche Einkaufen, als Dienstwagen für die Geschäftsreise und natürlich zum Campen. Mit 1,99 Metern Höhe passt der 5,14 Meter lange Marco Polo noch ins Standard-Parkhaus und der in drei Leistungsstufen angebotene Vierzylinder-Diesel hat sich als laufruhiger, komfortabler und sparsamer Antrieb bewährt.

Glamping für jedermann also? Das nötige Kleingeld muss man schon haben. Die Palette reicht vom 163-PS-Diesel mit Heckantrieb für 70.239 Euro bis zum allradgetriebenen 300d mit 237 PS für knapp 78.750 Euro. Wer all die Nettigkeiten der Ausstattungsliste bucht, landet im sechsstelligen Bereich. Exklusivität hat eben ihren Preis, auch beim Camping.



Mercedes V-Klasse Marco Polo - Technische Daten:
Kompaktes Reisemobil mit einer Schiebetüre; Länge: 5,14 m, Breite: 1,93 m (mit Außenspiegel: 2,25 m), Höhe: 1,99 m, Radstand: 3,20 m, Anhängelast ungebr: 750 kg, Laderaum: 670 l

V 220d/220d 4matic
Hubraum/Zylinder: 1.950 ccm/4; Leistung: 120 kW/163 PS; Drehmoment: 380 Nm
9-Gang-Automatik, Heck-/Allradantrieb
0-100 km/h: 12,3/13,7 s, Vmax: 192/185 km/h
Verbrauch: 7,5/8,0 l/100 km, CO2-Ausstoß: 197/211 g/km
Preis: 70.239/74.730 Euro

V 250d/250d 4matic
Hubraum/Zylinder: 1.950 ccm/4; Leistung: 140 kW/190 PS; Drehmoment: 440 Nm
9-Gang-Automatik, Heck-/Allradantrieb
0-100 km/h: 11,3/11,8 s, Vmax: 199/197 km/h
Verbrauch: 7,7/8,2 l/100 km, CO2-Ausstoß: 202/215 g/km
Preis: 71.940/76.431 Euro

V 300d/300d 4matic
Hubraum/Zylinder: 1.950 ccm/4; Leistung: 174 kW/231 PS; Drehmoment: 500+30/500 Nm
9-Gang-Automatik, Heck-/Allradantrieb
0-100 km/h: 8,8/9,1 s, Vmax: 214/211 km/h
Verbrauch: 7,7/8,2 l/100 km, CO2-Ausstoß: 202/215 g/km
Preis: 74.250/78.741 Euro



Mercedes V-Klasse Marco Polo - Kurzcharakteristik:
Warum: Weil er immer noch weniger kostet als der VW Bus
Warum nicht: Weil er trotzdem sauteuer ist
Was sonst ab Werk: VW California, Ford Nugget
Wann kommt er: bestellbar

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