Test: Eura Integra Line 695 LF - Sieben-Meter-Liner ohne feste Betten
Die integrierten Fahrzeuge sind die Krönung der Reisemobil-Baukunst. Vor allem in puncto Wohnkomfort. Wir haben eine Variante getestet, die Anleihen bei kleineren Baureihen macht.
Der anhaltende Boom bei den kompakten Camper-Vans macht den großen Integrierten zu schaffen. Und natürlich tragen auch die inflationsbedingte Verteuerung dieser ohnehin teuersten Wagenklasse und die 3,5-Tonnen-Problematik (Gewichtslimit, Zusatzführerschein!) dazu bei, dass ihr Anteil am Gesamtmarkt von 16,9 Prozent in 2018 auf zuletzt nur noch 9,2 Prozent im vergangenen Jahr geschrumpft ist.
Aber für reiselustige Junggebliebene, die gern auch mal in Europas Süden überwintern, und für Zeitgenossen, die sich für unterwegs mehr Platz und Komfort leisten wollen und können, sind sie nach wie vor attraktiv. Und eine Marke wie Eura Mobil zählt für diese Zielgruppen zu den besten Adressen. Am beliebtesten sind dabei zweifellos Grundrisse mit fest installierten Betten im Heck. Vor allem Einzelbetten. Aber auch Queens- oder quer eingebaute Doppelbetten. Eura geht aber noch einen anderen Weg und nimmt mit dem Modell Integra Line 695 LF zu Preisen ab 104.400 Euro sogar Anleihen bei den Kompakten.
Das auf einem Fiat Ducato mit Fiat-Tiefrahmen aufbauende I-Modell hat nämlich keine fest eingebauten Kojen an Bord, sondern ist für zwei Personen ausgelegt, die in einem 1,93x1,50 Meter großen Hubbett über dem Fahrerhaus nächtigen. Das Absenken und Hochhieven funktioniert manuell, ist nur ein Akt weniger Augenblicke und erfordert an weiteren Umbaumaßnahmen lediglich, die Rückenlehnen der drehbaren Frontsessel umzuklappen.
Das Konzept hat viele Vorteile. Es ermöglicht eine vollkommen neue Heckgestaltung, die mit einem sehr großen Raumbad über die gesamte Wagenbreite samt eigener Duschkabine beginnt, und dahinter üppigen Stauraum in zwei längs angeordneten Kleiderschränken bieten. Diese lassen sich um bis zu 90 Grad nach vorne drehen, um leichter an die Klamotten zu kommen - oder man nutzt den Raum zwischen den beiden Schränken als weiteren Stauraum für sperrige Gegenstände. Darunter ist immer noch genug Platz für eine von außen zugängliche Garage, auch wenn das Beladen mit zwei Rädern etwas Puzzlearbeit erfordert. Kleiner Minuspunkt im Bad: Eine in die Duschkabine hineinragende Stufe (Radkasten) beeinträchtigt ein wenig das Duschvergnügen.
In der Wagenmitte vor dem Raumbad befindet sich auf der Fahrerseite der Küchenblock mit einer Mineralstoffoberfläche, Drei-Flammen-Kocher, Spüle und viel Platz für die komplette Kochausrüstung. Gegenüber ist ein großer Kühlschrank montiert. Hobbyköche werden sich über die große Bewegungsfreiheit freuen, denn ihr Arbeitsbereich geht nahtlos über in die riesige Sitzgruppe, die dank der Face-to-Face-Anordnung der beiden 1,60 und 1,15 Meter langen Längssofas ein großzügiges Raumgefühl vermittelt. Mit Lounge-Charakter.
Die Drehsessel aus dem Fahrerhaus lassen sich ebenfalls integrieren, so dass für etwaige Einladungen neuer Campingplatz-Bekanntschaften bis zu sieben Personen zu gemütlicher Runde zusammenfinden können. Der in alle Richtungen verstellbare Tisch mit feststehendem Fuß lässt sich hälftig zusammenklappen, um leichten Durchgang von hinten nach vorn zu garantieren. Die Tankvolumina (Frischwasser 138 Liter, Abwasser 100 Liter) sind für zwei Personen eher großzügig angelegt.
Serienmäßig an Bord ist der 103 kW/140 PS starke Ducato-Diesel mit Handschalter. In unserem Testfahrzeug war allerdings das optional angebotene Triebwerk mit 130 kW/180 PS sowie 9-Gang-Automatik, das mit dem 4,4-Toner nahezu spielerisch umging und das in Frankreich für Wohnmobile über 3,5 Tonnen gültige Tempolimit von 110 km/h zum Dauertempo auf Autobahnen machte. Der Durchschnittsverbrauch von 10 bis 12 l/100 km Diesel je nach Einsatzgebiet geht in Ordnung. Und für ein sieben Meter langes und 2,32 Meter breites Wohnmobil ließ sich der Eura Integra Line erstaunlich leicht rangieren und ohne Schweißausbrüche über kurvige Landstraßen manövrieren. Selbst die engen Tarnschluchten mit höhenbegrenzten Felsdurchfahrten waren kein Tabu. Abstecher über enge Bergsträßchen in entlegene kleine Dorfidyllen dagegen schon. Da haben kompakte Camper-Vans unbestreitbare Vorzüge.
Beim Marktstart vor fast zwei Jahren war der Eura Integra Line 695 LF noch zu einem Einstiegspreis von unter 90.000 erhältlich. Jetzt werden mindestens 104.400 Euro aufgerufen. Und die Optionsliste ist lang. Empfehlenswert ist auf jeden Fall das Mondial-Paket, das vom stärkeren Motor über Automatik, 4,4-Tonnen-Auflastung, 16-Zoll-Leichtmetallfelgen, Rückfahrkamera, Crashsensoren für die Gasflaschen und vieles mehr bis zur Markise für rund 18.000 Euro viele Annehmlichkeiten enthält, den Gesamtpreis aber Richtung 125.000 Euro treibt.