
Ratgeber: Reifenwechsel - Von wann bis wo
Wenn der Frühling da ist, holt der Mensch die leichten Schuhe raus. Auch beim Auto steht dann der Wechsel der Gummisohlen an.
Die Faustformel für den Reifenwechsel besagt zwar, dass Sommerreifen von Ostern bis Oktober gefahren werden sollten. Liegt das christliche Fest jedoch, wie 2025 spät im Jahr kann man den Wechsel von der Witterung abhängig machen: Ist kein Frost in Sicht, empfiehlt sich auch ein früherer Wechsel auf Sommerreifen.
Warum überhaupt wechseln?
Die spezielle, meist weichere Gummimischung von Winterreifen führt bei warmen Außentemperaturen zu einem höheren Kraftstoffverbrauch und einem längeren Bremsweg. Außerdem erhöht sich der Verschleiß. Sommerreifen dagegen bieten mit ihrer speziellen, etwas härteren Laufflächenmischung mehr Grip und ermöglichen kürzere Bremswege. Da sie keine Sägezahnelemente im Profil haben, rollen sie zudem deutlich leiser. Rechtliche Probleme sind allerdings nicht zu erwarten, wenn man im Sommer auf Winterreifen unterwegs ist. Anders sieht es im umgekehrten Fall aus.
Wie erkenne ich, ob meine Reifen noch in Ordnung sind?
Wer die Reifen selbst wechselt, sollte zuerst die alten und die neuen Reifen überprüfen. Sind Beulen oder Risse sichtbar, stellen sie ein Sicherheitsrisiko dar und dürfen nicht mehr verwendet werden. Auch wenn das Profil zu stark abgefahren ist, müssen die Reifen ausgetauscht werden. Experten empfehlen eine Mindestprofiltiefe von 3 Millimetern bei Sommerreifen und 4 Millimetern bei Winterreifen. Der deutsche Gesetzgeber begnügt sich mit 1,6 Millimetern. Neue Reifen müssen auch her, wenn sie älter als acht Jahre sind. Das Alter lässt sich an der vierstelligen DOT-Nummer auf der Seitenwand ablesen. Die ersten beiden Ziffern stehen für die Produktionswoche, die letzten beiden für das Jahr. Sind die Reifen abgefahren oder zu alt, hilft nur ein Neukauf.
Müssen immer alle Reifen gewechselt werden?
Oft sind die Reifen der Antriebsräder schneller abgefahren. Dann reicht es, nur diese zu wechseln. Am besten nimmt man wieder Reifen des gleichen Typs. Das neue Paar montiert man unabhängig von der Antriebsart auf der Hinterachse, da diese für die Fahrstabilität verantwortlich ist. Das Mischen verschiedener Reifenmodelle und -typen oder gar von Winter- und Sommerreifen ist zwar oft erlaubt, aber nicht empfehlenswert.
Wo wechseln?
Während der bloße Räderwechsel auch in Eigenregie übernommen werden kann, ist für das Aufziehen des Reifens auf die Felge und das anschließende Wuchten professionelle Hilfe nötig. Die Arbeiten übernimmt entweder die eigene Kfz-Werkstatt oder ein spezialisierter Reifenhändler. Letztere allerdings bedienen häufig bevorzugt Kundschaft, die auch im Laden gekauft hat. Internet-Shops wie etwa Ebay vermitteln als Service aus diesem Grund Reifen-Käufern direkt auch eine Montage in der Nähe. Die Reifen werden zu der teilnehmenden Werkstatt geliefert, der Betrieb macht anschließend einen Terminvorschlag. Der Weg zur Werkstatt kann auch bei ausreichend handwerklichem Geschick lohnen, denn bei vielen Fahrzeugen mit Reifendruck-Kontrollsystem muss dieses nach dem Radwechsel vom Fachmann neu kalibriert werden, um Fehlalarme zu vermeiden.
Welche Reifen soll ich kaufen?
Wer einen neuen Satz Reifen braucht, informiert sich im Vorfeld zum Beispiel anhand aktueller Reifentests von Automobilclubs oder -zeitschriften. Orientierung bietet auch das EU-Reifenlabel, das Auskunft über Umweltverträglichkeit, Lärm und Kraftstoffeffizienz gibt. Wer ein Elektroauto fährt, kann unter Umständen durch die Wahl von Leichtlaufreifen die Reichweite ein wenig verlängern. Pirelli etwa verspricht für sein Modell P Zero Elect ein Plus von 50 Kilometern bei gleichzeitig geringerem Verschleiß. Notwendig oder gar vorgeschrieben sind spezielle E-Autoreifen aber nicht. Wichtig ist allerdings, dass die Pneus für das hohe Gewicht der Batterie geeignet sind. Wer noch gebrauchte Reifen von einem Verbrenner in der Garage hat, sollte diese also nicht blind aufziehen.
Gibt es besonders nachhaltige Reifen?
Ohne Ruß, Erdöl und andere potenziell ungesunde Chemikalien geht es bislang nicht. Wer etwas für die Umwelt tun will, achtet bei Verbrennern auf niedrigen Rollwiderstand und generell auf eine lange Lebensdauer. Bis Ende des Jahrzehnts sollen aber Modelle mit deutlich verbesserter Umweltbilanz auf die Straße kommen. Goodyear etwa hat den Prototypen eines Reifens entwickelt, der zum Teil aus Reishülsenabfällen und recyceltem Kunststoff hergestellt ist, Wettbewerber Michelin geht einen ähnlichen Weg, will spätestens 2050 ein komplett nachhaltiges Produkt im Angebot haben und rät seinen Kunden, Reifen bis auf 1,6 Millimeter Profil abzufahren und damit länger zu nutzen. .
Was ist von Ganzjahresreifen zu halten?
Ganzjahresreifen sind immer ein Kompromiss. Im Sommer bieten sie schlechtere Eigenschaften als echte Sommerreifen, im Winter sind sie echten Winterreifen unterlegen. Wer aber in schneearmen Gegenden lebt, generell wenig fährt oder das Auto im Winter ohnehin stehen lässt, kommt auch mit Ganzjahresreifen gut zurecht. Die Industrie bietet mittlerweile eine große Auswahl an Modellen und Größen an.
Was ist nach dem Reifenwechsel zu beachten?
Nach der Montage der Räder muss der richtige Reifendruck kontrolliert werden. Die Angaben finden sich meist im Tankdeckel, in der Einstiegsöffnung der Fahrertür oder in der Bedienungsanleitung des Autos. Am besten ist es, den Luftdruck aller Reifen regelmäßig zu kontrollieren, etwa bei jedem zweiten Tankstopp, mindestens aber einmal im Monat. Hat das Fahrzeug noch ein Reserverad, muss auch dieses gelegentlich kontrolliert werden. Nur mit dem richtigen Luftdruck kann ein Reifen die bestmögliche Bodenhaftung und gute Bremseigenschaften bieten. Auch die Einbindung der Reifen in die Fahrzeugelektronik wie z.B. ESP funktioniert nur mit dem vom Fahrzeughersteller vorgeschriebenen Luftdruck optimal.