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Sonst noch was? Foto: SPX

Sonst noch was? - Zuhören und wundern

Von Autos haben die meisten Deutschen Ahnung und wissen deshalb auch genau, was geht und was nicht. Wir haben mal einem Stammtisch zugehört. Und sonst? Wundern wir uns mal wieder über Minister.

Neulich im Restaurant tagte am Nebentisch ein Stammtisch älterer Herren. Es ging um Politik, wie wir unfreiwillig mithören durften, aber es war nicht ganz so unsachlich wie befürchtet. Einfach nur die übliche Mischung aus profundem Halbwissen mit mehr oder weniger viel Meinung. Große Einigkeit herrschte beim Thema E-Autos. Die wären ja gerade auf dem Land völlig unbrauchbar und ob es immer genügend Strom gäbe, wisse man auch nicht. Und überhaupt, viel zu teuer und dann fällt noch die Förderung weg. Logisch, dass die Zulassungszahlen gerade einbrechen würden.

Ganz so einfach ist es natürlich nicht, was wir aus Respekt vor dem Alter der Diskutanten nebenan und dem Steak auf unserem Teller aber nicht kundtaten. Während man das Vorurteil mit dem Land recht einfach widerlegen könnte - es fahren hier schon erstaunlich viele E-Auto herum, weil man eben zu Hause in der Garage seine Wallbox und genügend Strom hat - ist es mit dem Rest schon schwieriger.

Wie soll sich ein Käufer entscheiden, wenn die Preise erst dauernd hoch und dann wieder runtergehen, Förderungen spontan eingestellt werden, Strompreise explodieren, um sich dann wieder zu normalisieren und in Medien Politik und digitalen Stammtischen ständig über die neue Technik hergezogen wird? Das sorgt schon für eine gewisse Verunsicherung beim Kunden, was sich in einer gewissen Kaufzurückhaltung niederschlägt.

Inzwischen mahnen sogar immer mehr Vorstände von Herstellern an, man möge das Thema E-Auto doch nicht kaputtreden. Schließlich haben quasi alle großen Marken das Aus des Verbrenners längst eingeplant und die großen Märkte der Welt entsprechende politische Vorgaben getroffen.

Auf uns hört ja üblicherweise keiner, falls doch würden wir den Akteuren zu ein wenig mehr Stetigkeit in ihrem Handeln raten. Preissprünge rauf und anschließend durch Rabatte wieder runter sind sicher nicht hilfreich. Hoffen wir mal, dass der Wettbewerb demnächst für marktkonforme Preise sorgen wird, sich die Stammtische wieder beruhigen und wir uns wichtigeren Themen widmen können.

Der Karriere von Andi Scheuer beispielsweise. Der bislang letzte Verkehrsminister der CSU hat ja gerade sein Bundestagsmandat zurückgegeben, um sich einer Karriere außerhalb der Politik zu widmen. Genau genommen nimmt er wohl die vielen guten Kontakte in die Politik zum Anlass, in Zukunft beratend tätig zu sein. Dazu wünschen wir ihm natürlich viel Erfolg. Es kann ja eigentlich auch nur besser werden.

Das dachten wir auch als Herr Wissing das Amt vom Scheuer-Andi übernahm. Inzwischen sieht es so aus, als ob der nicht nur die Probleme des Ministeriums geerbt hätte, sondern auch eine gewisse Vorliebe für kostspielige Entscheidungen. Damit meinen wir explizit nicht, dass er so viel Geld in den Ausbau der Schiene steckt wie kein Minister vorher. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Granden der CSU die Bahn etwas weniger liebhatten.
Auch dass beispielsweise der Bau der Hochmoselbrücke inzwischen rund eine halbe Milliarde Euro kostet und damit nicht ganz das Doppelte der ursprünglich geplanten Summe, dafür kann er nichts. So schnell geht Brückenbau an deutschen Autobahnen nicht, dass sich da nur ein Verkehrsminister dran abarbeiten könnte. Dass er aber in einer Haushaltssituation, wo das Forschungsministerium Mittel für die nicht ganz unwichtige Batterieforschung zusammenstreicht, 150 Millionen für die Förderung von elektrischen Lufttaxis lockermacht, gegen den Rat vieler Fachleute, das ist doch schon sehr scheuerlich.

Genau wie die Erkenntnis, dass den deutschen Autofahrern ein Tempolimit auf heimischen Autobahnen nicht zuzumuten sei, obwohl in aktuellen Umfragen stabile Mehrheiten dafür wären und selbst der ADAC keine Einwände hätte.

Der Rentnerstammtisch von Tisch drei wäre da auch ganz entspannt. So schnell, dass sie von einem Tempolimit betroffen wären, fahren die Herren nämlich nicht mehr, wenn sie denn überhaupt mal auf eine Autobahn kommen. Sonst noch was? Nächste Woche wieder.

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