img
Sonst noch was? Foto: SP-X

Sonst noch was? - Gründlichkeit geht vor

Die Bahn prognostiziert Verbesserungen, Waymo programmiert welche und wir staunen mit der neuen Regierung über das Tempo unserer Infrastrukturplanungen.

Was war das für ein Jubilieren in Berlin. Wir bekommen eine neue Regierung. Und die wirkt schon, bevor der erste Minister ernannt ist. Die Bahn zum Beispiel prescht voran und will Fahrplanänderungen jetzt früher bekanntgeben. Statt am Bahnsteig 8 zu erfahren, dass der Zug heute in umgekehrter Wagenreihung doch an Gleis 5 einfährt, wird man dann schon am Bahnhof informiert, dass der Zug ganz ausfällt.

Genau genommen sollen Änderungen in Zukunft 7 Minuten früher bekanntgegeben werden und auch die Prognose über die Ankunftszeit soll besser werden. Statt einer Trefferquote von 74 Prozent werden 80 Prozent angestrebt. Gut, für diesen enormen Qualitätssprung braucht auch die Bahn eine kleine Weile. Bis 2027 wird das schon dauern.

Aber was sind schon zwei Jahre, wenn es um strukturelle Verbesserungen geht. In unserer hügeligen Heimatregion wird aktuell eine Ortsumgehung angestrebt. Eine viel befahrene Bundesstraße soll künftig nicht mehr durch zwei Orte führen, sondern drum herum, weil den Anwohnern gut 16.000 Fahrzeuge pro Tag, darunter 2.000 Lkw, auf die Dauer doch unangenehm auffallen. Das weiß man auch in Berlin, weshalb die Maßnahme im Bundesverkehrswegeplan in Kategorie Drei einsortiert ist. Das heißt übersetzt: Haben wir gesehen, machen wir, sobald sonst nichts mehr anliegt. Und jetzt lasst uns in Ruhe.

Um das Prozedere nun etwas zu beschleunigen, hat der zuständige Landesbetrieb aber schon mal angefangen zu planen, wie die Ortsumgehung denn verlaufen könnte. Wir kürzen an dieser Stelle ab: Nach dem groben Vorplan werden etwa drei Jahre Landschaftsplanung benötigt – eines für die Vorbereitung, eines für die Untersuchung von Flora und Fauna und eines für die Nachbereitung. Dann kommen Entwurfsplanung, Genehmigungsplanung und Planfeststellung und wenn dann wider Erwarten niemand geklagt hat, wird auch schon ausgeschrieben und gebaut. Also ungefähr in zehn Jahren. Wenn dann von den 500 Milliarden für Infrastruktur noch was übrig ist. Wovon allerdings auszugehen ist, da anderswo auch nicht viel schneller agiert werden kann. Es mangelt nämlich allerorten an planenden Ingenieuren. Fun-Fact am Rande: Die besagte Ortsumgehung wurde erstmals Anfang der 1970er-Jahre geplant.

Aber wir sind eben gründlich. Was natürlich auch Vorteile hat. Bei uns hält zum Beispiel kein leeres Robo-Taxi den Betrieb an einem Drive-Thru-Schalter auf, weil wir derlei nicht auf öffentliche Straßen lassen, bevor wirklich jeder mögliche Fehler ausgemerzt ist.

Anders in den USA. Genau genommen in Los Angeles. Dort setzte jetzt ein Robotaxi einen Fahrgast bei einer Fastfoodkette ab und reihte sich dann ordnungsgemäß in die Schlange am Autoschalter ein. Anscheinend hat das Speisenangebot das Taxi dann so verwirrt, dass es kurzerhand einfach stehenblieb und somit auch den Betrieb des Schalters lahmlegte.

Taxibetreiber Waymo musste ausrücken, um sein Vehikel zu retten. Das hatte sich tatsächlich nicht getraut, aus der engen Einfahrt wieder rauszufahren, zumal es ja auch nichts bestellen konnte. Eine neue Software soll Abhilfe schaffen. Wir prognostizieren, dass der Fehler schon vor 2027 behoben sein wird. Sonst noch was? Nächste Woche wieder.

STARTSEITE