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Sonst noch was? Foto: SPX

Sonst noch was? - Politik trifft Markt

Bei allem Gemecker über die Politik und ihre angebliche Unfähigkeit gab es diese Woche doch auch ein paar Meldungen, die zeigen, dass Markt und Politik durchaus funktionieren. Selbst im Verkehr. Wenigstens ab und zu.

Die Ampel ist zwar selbstverständlich an allem schuld, wir können in dieser Woche aber auch gute Nachrichten melden. So sind die Energiepreise wieder auf dem Niveau von vor dem Ukraine-Krieg, Deutschland dürfte trotz Patzern im Verkehrssektor die CO2-Ziele bis 2030 schaffen und der Strom floss auch ohne Atom durch die Leitungen. Geht doch.

Was noch immer nicht geht ist Wasserstoff im Pkw. Die von nicht wenigen Kollegen und noch viel mehr Menschen auf der Straße als einzig sinnvolle Zukunftstechnik wahrgenommene Antriebsenergie ist vor allem ein Beweis für die Wirksamkeit von PR. Im richtigen Leben kommt sie auch im dritten Jahrzehnt des 21. Jahrhundert nicht aus dem Quark. Dafür wird sie aber teurer. Statt 9,50 Euro pro Kilogramm, selbstverständlich steuerfrei, kostet das flüchtige Stöffchen jetzt 16,50 Euro.

Bei Realverbräuchen von 1,2 bis 2 Kilogramm im Pkw summiert sich das ganz schön zusammen. Zumal man der Fairness halber ja irgendwann auch auf Wasserstoff Steuern erheben müsste.

Das Problem dürfte sich aber in der Praxis eher nicht stellen, so vehement wie Industrie und Energieversorger das Thema Wasserstoff im Pkw angehen. Erste sogenannte Early Adaptors aus unserem Bekanntenkreis haben ihr Wasserstoffauto inzwischen weiterverkauft bzw. zurückgegeben und sind auf einen normalen Stromer umgestiegen. Die Technik war ein wenig diffizil, vor allem die zum Tanken, falls man denn eine Tankstelle fand.

Die Infrastruktur ist generell so ein Problem. Davon kann auch die Bahn ein Lied singen, eventuell käme auch eine ganze Oper dabei heraus. Falls so ein Zug nämlich gerade mal nicht bestreikt wird, muss er doch recht häufig Umwege fahren, weil am ein paar jahrzehntelang vernachlässigten Schienennetz gerade geflickt wird.

Das führt beim Bahn-Konzern zu einem Verlust von schlanken 2,4 Milliarden Euro in 2023. Immerhin 7,3 Milliarden hat man aus Eigenmitteln in neue Schienen investiert. Dieses Jahr soll es der Bund als Eigentümer richten, was ja auch etwas von Rechte-Tasche-linke-Tasche hat und bestimmt wieder einen netten neuen Streit in der Ampel auslöst.

Dabei sind die alten noch gar nicht beendet. Zum Beispiel der über die Technologieoffenheit beim Umbau der Mobilität. Das heißt ja gewöhnlich: ,,Lasst den Markt entscheiden, der wird die beste Lösung hervorbringen". Ein weiterer Blick in die Meldungen der Woche zeigt, dass ,,der Markt" in Sachen Umbau durchaus aktiv ist. Shell beispielsweise baut Tankstellen ab und Ladesäulen auf. Allein dieses und nächstes Jahr sollen weltweit jeweils 500 Tankstellen wegfallen, dafür die Zahl der Ladepunkte bis 2030 von aktuell rund 54.000 auf 200.000 steigen.

Dafür will man das Portfolio an Schmierstoffen erweitern und mehr Öle für Offshore Windparks entwickeln. Mitbewerber Total will sich künftig in Märkten, wo man bei Tankstellen nicht Marktführer ist, auf Ladestationen und Wasserstofftankstellen (!) konzentrieren. Bei Letzteren sind wahrscheinlich die höchsten Ausbausraten zu erzielen, für den Fall, dass jemand Erfolge in Prozentzahlen angeben will.

Erfolgreich gewehrt hat sich die Autoindustrie in Brüssel gegen weitere Verschärfungen der Abgasregeln. Wenn Verbrenner eh aussterben, muss man den Vorgang bis dahin nicht unnötig verteuern, lautet grob verkürzt das zugehörige Argument. Derweil haben die USA ihre geplanten Regeln zur CO2-Reduktion bei Autos abgeschwächt. Das gefällt spontan allen Fans von klassischen Big-Blocks. Allerdings heißt das auch nur, dass diese bis 2032 statt um 56 Prozent nun nur noch um 49 Prozent sparsamer werden müssen. Für den normalen Pkw werden 53 Gramm aufgerufen, für Pick-ups 90 Gramm pro Kilometer oder 3,8 Liter auf 100 Kilometer. Daran ist übrigens die Ampel ausnahmsweise mal nicht schuld. Vermutlich zumindest. Sonst noch was? Nächste Woche wieder.

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