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Der Bronco ist kein weichgespültes SUV, das uns gleichermaßen als Kombi wie Van-Ersatz im Alltag mobil macht. Er ist ein Geländewagen von altem Schrot und Korn Foto: Ford
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Test: Ford Bronco Badlands - Nicht mehr normal

Es gibt sie noch, die Autos, die ganz ohne elektrische Hilfe im Antrieb auskommen. Der Ford Bronco ist eines davon und auch sonst sehr klassisch unterwegs. 

Ford entwickelt baut sich zur SUV-Marke um und bringt deshalb den Bronco nach Deutschland. Der ist allerdings kein weichgespültes SUV, das uns gleichermaßen als Kombi wie Van-Ersatz im Alltag mobil macht. Er ist ein Geländewagen von altem Schrot und Korn. Im Grunde genommen der einzige würdige Widersacher für den Jeep Wrangler. Während der Bronco in den Staaten auch mit einem Turbovierzylinder zu haben ist, bietet ihn Ford bei uns ausschließlich mit einem 2,7-Liter-Sechszylinder Benziner in Kombination mit einer 10-Gang-Automatik an. Zur Wahl stehen zudem zwei Ausstattungsvarianten. Wir baten die Version Badlands zum Alltagstest, für die Ford rund 78.000 Euro aufruft.

Badlands, das ist ein amerikanisches Ödland, von Bruce Springsteen im gleichnamigen Song besungen und es wäre das richtige Gebiet für den Bronco. Seine grobstolligen Reifen, der stabile Leiterrahmen, die riesige Bodenfreiheit prädestinieren den Allradler für Fahrten, auf denen Straßen nur eine untergeordnete Rolle spielen. Derlei findet sich bei uns auf ausgewaschenen Feldwegen und für Förster und Jäger auch im Wald. Natürlich mussten wir im erlaubten Rahmen ausprobieren, wie sich der Bronco auf solchen Wegen schlägt. Ergebnis: Um verschlammte, tiefe Wege mit noch tieferen Spurrillen zu meistern, muss man nicht mal den Allradantrieb zuschalten, geschweige denn Sperren, oder Untersetzzungen aktivieren. Solche Wege meistert der Bronco ohne zu zucken und mit nicht unerheblichem Restkomfort. Letzteres mag anders sein, wenn man das Wildpferd als echtes Arbeitstier einsetzt, und die mannigfachen Möglichkeiten des Allradantriebs nutzt, es spielt im zivilen Bereich aber sicher keine Rolle.

Also ab auf die Straße. Dort wirkt der Bronco mit seiner klassisch eckigen Form noch größer als er eigentlich ist. Tatsächlich ist er mit 4,81 Metern eine knappe Handbreit länger als beispielsweise ein Mercedes GLC. Aber er ist eben mit über 1,90 Metern auch recht hoch. Die Designer haben gekonnt die Optik des legendären Bronco der 1960er- und 1970er-Jahre in die Neuzeit übersetzt. Das ist gut gelungen, inklusive Zitaten, wie den runden Leuchten und der steil stehenden Scheibe. Die Außenspiegel machen ihn gar 2,20 Meter breit. In Autobahnbaustellen ist also die rechte Spur angesagt. Das Dach kann man, wie im Jeep, in Einzelteilen demontieren und so den Bronco zum Teilzeit-Cabrio machen. Wir vermuten, dass der Vorgang einfach funktioniert. Jedenfalls sehen die zugehörigen Verschlüsse und Scharniere vertrauenserweckend und stabil aus. Im Dauerregen der Testphase haben wir aber auf das Öffnen verzichtet.

Innen merkt man von der äußeren Größe nur wenig. Natürlich hat er die heute übliche breite Mittelkonsole, aber eben auch relativ dünne Türen, jedenfalls optisch. Fahrer und Beifahrer sitzen näher beieinander als in manchem SUV, was kein Nachteil ist. Allerdings wirkt der Platz im Fond größer als er tatsächlich ist. Auch wenn der Abstand zwischen Vordersitzlehne und Rückbank reichlich Platz suggeriert, wird es für größer gewachsene Passagiere eng mit dem Beinraum. Kleinere Menschen müssen sich generell etwas mühen, um den Bronco im wahrsten Sinne des Wortes zu erklimmen.

Zu loben ist die Digitalausstattung. Der übliche große Bildschirm ist ansehnlich mittig in das recht steile Armaturenbrett verpackt. Carplay und Co. verbinden sich schnell und zuverlässig. Wichtige Schalter und Regler sind ganz klassisch vorhanden und sehr solide ausgeführt. Überhaupt ist der Innenraum praktisch und abwaschbar, wie es sich gehört für einen echten Offroader, der eben auch mal in den Dreck muss.

Im Test haben wir den Dreck überwiegend durch nasse Straßen ersetzt, was mitunter ein zwiespältiges Gefühl vermittelte. Die recht grobstolligen Reifen haben jede Menge Grip im Matsch, auf nassem Asphalt spürte man aber immer wieder das Eingreifen der Elektronik, weil Schlupf entstand, wenn der Gasfuß ein wenig zu flott aufs Pedal trat. Wobei wir insgesamt sehr entspannt unterwegs waren. Zum einen ist der Bronco ohnehin bei 161 km/h abgeregelt, zum anderen steigen die Wind- und sonstigen Fahrgeräusche ab Landstraßentempo doch mächtig an, was nicht zuletzt an der Konstruktion der Karosserie mit dem abnehmbaren Dachteilen liegt.

Außerdem wollten wir den Durst des Amis etwas zügeln. Der Sechszylinder leistet 335 PS und die wollen gefüttert werden. Und zwar wie früher, wenn man das so salopp sagen darf. 10,7 Liter Super gibt Ford als Normverbrauch an, die Langzeitanzeige des Bordcomputers vermerkte 13,9 Liter, was auch ungefähr unserem Schnitt entsprach. Auf hügeligen Landstraßen zeigte der Rechner auch schon mal 22 Liter nach gut 20 Kilometern Fahrt an. Solche Werte waren mal normal - vor 20 Jahren.

Aber normal ist der Bronco ohnehin nicht. Er ist eine Alternative zum Jeep Wrangler, wenn es denn ein amerikanisches Offroad-Auto sein soll, und er ist ein Arbeitstier für Feld- und Waldarbeiter. Als SUV-Ersatz ist er zu groß, zu schwer und viel zu durstig. Die Badlands, nach denen er benannt ist und wo er hinpasst, gibt es in Deutschland faktisch nicht. So gesehen bleibt im hier die Rolle des bärigen Außenseiters und es gibt bestimmt Fans, die genauso so ein Auto suchen.



Ford Bronco - Technische Daten:

Viertüriger, fünfsitziger Geländewagen; Länge: 4,81 Meter, Breite: 1.93 Meter (mit Außenspiegeln: 2,20 m), Höhe: 1,86 Meter

2,7-Liter-V6-Benzinmotor, 246 kW/335 PS, maximales Drehmoment: 563 Nm bei 3.100 U/min, 10-Gang-Automatikgetriebe, Vmax: 160 km/h, 0-100 k/h: 7,2 s, CO2-Ausstoß: 244 g, Normverbrauch: 10,7 l/100 km, Testverbrauch 13,9 l/100 km

Preis: 78.500 Euro



Ford Bronco - Kurzcharakteristik:

Warum: weil man einen haben will
Warum nicht: weil man vernünftig ist
Was sonst: Jeep Wrangler

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