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Der Venture S ist ein exklusives Fahrzeug, dessen Grundpreis bei stolzen 225.000 Euro liegt Foto: Hymer
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Hymer Venture S - Die Camper-Zukunft beginnt doch schon jetzt

Kompakte Abmessungen, aber höchster Wohnkomfort mit Sonnenterrasse, Schlafraum-Loft, großzügigem Treppenaufgang und edlen Materialien: Der Hymer Venture S ist die Serienausführung der 2019 gezeigten Zukunftsstudie. Und kommt früher als gedacht.

Als Hymer bei seinem bis dato letzten Auftritt auf dem Düsseldorfer Caravan-Salon die Konzeptstudie Vision Venture präsentierte, gewährte Hymer-Chef Christian Bauer nach eigenem Bekunden ,,einen Blick in die Camper-Zukunft des Jahres 2025". Aber die Camper-Zukunft beginnt bei dem traditionsreichen Hersteller aus Bad Waldsee schon heute. Denn die Serien-Ausführung des fortschrittlichen Reisemobils im kompakten 6,45-Meter-Format auf Mercedes-Sprinter-Basis feiert bei der 61. Auflage des Düsseldorfer Branchengipfels ihre Weltpremiere und dürfte zu einem der großen Stars der Ausstellung avancieren. Allerdings ist nicht nur ihr völlig neues Wohnraum-Konzept beachtlich, sondern auch der Preis. Denn der Venture S ist ein exklusives Fahrzeug, dessen Grundpreis bei stolzen 225.000 Euro liegt.

Der Hymer Venture S bedient exakt jenes Reisemobil-Segment, das aktuell mit Abstand den größten Zulauf erfährt: ein schmaler, nur 2,16 Meter breiter Teilintegrierter, der aussieht wie ein Camper-Van, an Bord aber höchstmöglichen Wohnkomfort bietet. Christian Bauer spricht von ,,einer neuen Kategorie von Wohnmobil, zu der wir uns von den Bedürfnissen und Ideen der Vanlife-Community haben inspirieren lassen". Das überragende Feedback zu der Zukunftsstudie habe den Hersteller zu einer Umsetzung in solch kurzer Entwicklungszeit animiert.

Tatsächlich wurden fast alle Neuerungen des Vision-Venture-Konzepts in die Serienfertigung gerettet. Das beginnt bei dem auffälligen, nach hinten öffnenden Aufstelldach mit textilen Seitenwänden, das aus einem innovativen Zwei-Kammern-System besteht und dank eines leistungsstarken Kompressors binnen drei Minuten aufgepumpt ist. Es beherbergt darunter ein großzügiges Schlaf-Loft mit Längsdoppelbett, Ambientebeleuchtung, Ablagen und Lademöglichkeiten für Smartphones sowie prächtiger Panorama-Aussicht nach hinten. Das pneumatische Dach soll im Schlaf vor Geräuschen, Licht und Temperaturunterschieden schützen. Via Hymer Connect App lässt sich auch der Härtegrad der Matratze individuell einstellen.

Kletterkünste sind beim Aufstieg ins Obergeschoß nicht gefragt. Eine seitliche Komforttreppe mit beleuchteten Stufen ermöglicht einen bequemen Weg nach oben. In die Stufen integrierte Fächer bieten zusätzlichen Stauraum. Eine ähnliche Lösung mit einem aufblasbaren Alkoven und Treppenaufstieg werden Salon-Besucher auch bei Bürstner, ebenfalls eine Marke der Erwin-Hymer-Gruppe, im Lyseo Gallery entdecken.

Auch im Erdgeschoß wurde die Idee von einem Tiny House auf Rädern mit vielen pfiffigen Ideen umgesetzt. Ein echter Hingucker ist der Loungebereich im Heck. Zwei Längsbänke mit Tisch und Bambus-Tischplatte bilden die Sitzgruppe, die von einem ,,Infinity Screen aus Echtglas", wie es offiziell heißt, auf drei Seiten umgegeben ist, also mit nahezu rahmenlosen Fenstern einerseits einen 180-Grad-Rundumblick in die Natur offeriert, andererseits für einen lichtdurchfluteten Wohnbereich sorgt. Und der Clou ist die zweigeteilte Heckklappe, deren unterer Teil als privates Sonnendeck in Yachtoptik ausgelegt ist.

Gekocht wird auf einer modernen Küchenzeile mit mattschwarzen Armaturen und ungewöhnlichen Materialien. So überrascht die Metalloberfläche der Arbeitsplatte mit softer Haptik und matter Oberfläche, die nicht nur störende Lichtreflexionen verhindern soll, sondern auch resistent gegen Fingerabdrücke und Kratzer sei. Der Fliesenspiegel als Mineralwerkstoffverbund auf Steinmehlbasis lässt sich kaum von herkömmlichen Fliesen unterscheiden. Und die schicke Multifunktionswand mit Befestigungsschienen kann mit Haken, Ablagen und Behältern ganz individuell gestaltet werden.

Das wandelbare Vario-Bad lässt sich dank einer Schwenkwand in Schieferoptik mit wenigen Handgriff in eine größere Nasszelle mit bodenebener Dusche verwandeln. Wer unterwegs nicht nur Relaxen will, sondern auch arbeiten muss, dem bietet der Venture S ein Homeoffice. Der in der Seitenwand hinter dem Beifahrersitz integrierte Arbeitstisch lässt sich mitsamt biegsamem Oberlicht in wenigen Sekunden als individueller Arbeitsplatz einrichten.

Für volle Akkus sorgen unter anderem drei 115-Watt-Solarpaneele auf dem Dach des Venture S sowie sechs 230-Volt-Steckdosen und acht USB-Anschlüsse im Fahrzeug. In Kombination mit dem Hymer Smart-Battery-System 2.0, 320-Ah-Lithiumbatterien sowie einem serienmäßigen Wechselrichter sollen Reisende und Arbeitende bis zu zehn Tage energieautark unterwegs sein. Ein 120-Liter-Frischwasser-Reservoir müsste dann ebenfalls reichen.

Vor unwegsamem Gelände muss den Venture-S-Insassen dabei nicht bange sein, denn das Reisemobil fährt nicht nur im Offroad-Look vor, sondern ist dank des Basis-Fahrzeugs auch tatsächlich geländegängig. Serienmäßig wird der Debütant nämlich mit dem Mercedes Sprinter in der Allradversion und 140 kW/190 PS starkem Dieselmotor ausgeliefert und hat etliche Assistenzsysteme sowie das Multimediasystem MBUX mit an Bord.

Auch bei der Bordelektronik lässt sich Hymer nicht lumpen. Das Fahrzeug ist mit Hymer Connect kompatibel. Via Smartphone oder 7-Zoll-Touchdisplay lassen sich Komponenten damit zentral steuern. Ein mobiler Sonos Smart Speaker lässt sich flexibel an den Wandpaneelen befestigen. Und erstmals bieten die Bad Waldseer einen optionalen Beamer inklusive Leinwand und Wandbefestigung für Filmabende oder privates Public Viewing auf dem Campingplatz an.

Einziger Wermutstropfen neben dem saftigen Preis jenseits der 200.000-Euro-Marke ist das Gewicht: In die 3,5-Tonnen-Klasse passt das Offroad-Wohnmobil nicht mehr hinein. Das zulässige Gesamtgewicht von 4,1 Tonnen lässt dafür noch genügend Luft für die Zuladung.

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