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Wie seine schnellen Brüder i30 N und i20 N zeigt auch der Kona N schon von außen, was in ihm steckt Foto: Hyundai
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Fahrbericht: Hyundai Kona N (Preisupdate) - Nicht normal

Man muss aus einem SUV keinen Sportwagen machen. Aber man kann. Und den Fans macht es jede Menge Spaß, wenn es umgesetzt wird wie in diesem Auto.

Es gibt sicher Automobile, die politisch korrekter unterwegs sind als der Kona N. Und es lässt sich trefflich streiten, ob es sinnvoll ist, in diesen Zeiten ausgerechnet einen kleinen SUV in eine Brennhexe zu verwandeln. Aber es gilt ja: Erlaubt ist, was gefällt. Und was die Kunden kaufen. Dazu gehören offensichtlich auch noch Autos, die ohne Stecker auf die Welt kommen. Hyundai muss jedenfalls nicht um seine N-thusiasten betteln. Seit der Einführung des ersten i30 N im Jahr 2017 haben sich bei uns über 18.000 Kunden für ein Modell mit dem Sportabzeichen ,,N" entschieden. Und unter denen hat sich längst rumgesprochen, dass es nicht fu?r normal steht.

Das gilt auch und insbesondere fu?r den neuen Kona N. Wie seine schnellen Brüder i30 N und i20 N zeigt auch der Kona schon von außen, was in ihm steckt. Nicht auf Krawall gebu?rstet, aber entsprechend seiner Mission gekleidet. Ein kompakter Muskelstrang. Die Kotflu?gel wie austrainierte Bizeps angespannt, das Gesicht prägt die bekannte Schu?rze der N-Line mit ihren drei (geschlossenen) Luftschlitzen oberhalb des grobmaschigen Grills, der jetzt auch das N-Emblem aufnimmt.

Der Konator steht auf großen 19 Zöllern, besohlt mit u?ppigen, gemeinsam mit Pirelli entwickelten 235/30er-P Zero-Gummis, die geschmiedeten Alu-Räder geben den Blick frei auf eine großvolumige Performance-Bremsanlage (360 mm-Scheiben) mit roten Bremssätteln. Seitlich unterhalb der Tu?ren platziert Hyundai sportlich geformte Schwellerleisten, am Heck macht ein Dachkantenspoiler den Unterschied, in der Mitte nimmt er eine dreieckige, dritte Bremsleuchte auf. Der angedeutete Diffusor sowie zwei armdicke Blasinstrumente aus echtem Metall sorgen fu?r den krönenden Abschluss.

Unter die Heckklappe passen 361 Liter Gepäck - genauso viel wie bei den zahmen Kona-Bru?dern. Keine Abstriche also beim Nutzwert, auch nicht fu?r die Passagiere, dafu?r reichlich Raum fu?r Emotionen.

Öffnen wir die Fahrertu?r - und betreten ein Sportstudio, das auf den ersten Blick gar nicht so viel mehr Schweiß und Fahrspaß verspru?ht, als die zivilen Konas. Alles ziemlich dunkel, kein Chrom, schwarz ist halt eine beliebte Designsprache fu?r Autos, bei denen Hochoktaniges durch die Adern fließt. Die Sitzposition ist SUV-like etwas höher, die Polsterung straff, aber nicht hart, die Wangen sind sportlich ausgeformt.

Wie beim i20 N hat das Lenkrad zwei N-Tasten, u?ber die sich individuell vorkonfigurierte Fahrprogramme abrufen lassen. Darunter liegt der rote NDS-Knopf. Wer ihn dru?ckt, weckt das Böse im Kona. Kurz angetippt und er strafft fu?r 20 Sekunden all seine Muskeln, stu?rmt mit maximaler Power und fast schon vulgär grollend davon, als gelte es, dem Horizont eine Delle zu verpassen. 40 Sekunden Atempause zur Regeneration und der Kona N könnte schon wieder, hat wieder Luft geholt, um das Ganze Spektakel von vorne zu starten. Nochmal und nochmal...Grinch-Shift nennt Hyundai diesen kontrollierten Emotionsausbruch. Heißt so viel wie: Grinsen erlaubt. Ein kurzer Augenblick der Ekstase, den unsere Ordnungshu?ter sicher gerne als Erinnerungsfoto festhalten werden.

Ähnliche Gute-Laune-Extras hat der Kona N noch einige in Petto. Die ECS-Funktion zum Beispiel, eine elektronisch kontrollierte Federung, u?ber die sich Härte und Ansprechverhalten der Dämpfer per Tastendruck verändern lassen und den Kona N auf der Piste zum Renn-SUV macht. Oder auch drei verschiedene Anzeigenformate fu?r das digitale Cockpit, individuelle Einstellungen fu?r Lenkung, Federung, Sound oder Head-Up-Display (erstmals in einem N-Modell). Dazu noch verschiedene Traktionsprogramme (Schnee, tiefer Schnee, Matsch, Sand), ein pralles Paket an Assistenzsystemen, sowie eine Launch-Control-Funktion fu?r Sprintrennen aus dem Stand. Wem das Fell juckt, kann den 1,5 Tonnen schweren Kona N so in 5,5 Sekunden auf Tempo 100 katapultieren.

Fu?r all die Gänsehaut-Momente ist der durchtrainierte Vierzylinder vorne unter der Haube zuständig. Es ist der gleiche Zweiliter-Turbo, der schon vom i30 N jeglichen Staub der Langeweile pustete und Hyundai damit ein dynamischeres Image verpasste. Mit 206 kW/280 PS und 392 Newtonmeter Drehmoment haben die Koreaner erneut reichlich eingeschenkt.

Im Kona N arbeitet das Kraftpaket ausschließlich mit einem hellwachen 8-Gang-Doppelkupplungsgetriebe zusammen, einen Handschalter gibt es nicht, dafu?r zwei Schaltpaddels am Lenkrad, die Kraft leitet ein elektronisch gesteuertes Sperrdifferenzial an die Vorderräder. Bedeutet also auch: kein Allradantrieb. Alles regelt die Elektronik. Sie sorgt dafu?r, dass selbst unter Volldampf stets genu?gend Gripp und Bodenhaftung zur Verfu?gung stehen. Die Lenkung ist zwar beim heftigen Beschleunigen nicht gänzlich frei von Antriebseinflu?ssen, doch fu?r einen so fetten Fronttriebler hat die N-Abteilung das technisch wirklich exzellent gelöst. Gleiches gilt fu?r die Fahrwerksabstimmung. Nur minimal tiefer gelegt, ersticken die elektronisch geregelten Dämpfer sowie die straffen Federn nahezu jegliches Wanken in schnell gefahrenen Kurven schon im Keim. Erstaunlich fu?r ein Auto, das mit seinem hohen Schwerpunkt konzeptionell nicht wirklich fu?r ein Leben am Limit erschaffen wurde.

Erkauft wird das übrigens nicht mit u?bermäßiger Härte. Der Kona N ist straff, aber nicht unfair, ein teamfähiger Sportsfreund, dem auch der Alltag keine Knu?ppel in Weg legt. Mit 37.750 Euro erscheint letztlich auch der Preis fu?r den Kona N nicht unsportlich. Das sind zwar 4.000 Euro mehr als fu?r den i30 Performance, aber eben auch u?ber 8.000 Euro weniger als die vergleichbaren 300 PS-SUVs Audi SQ2 oder VW T-Roc R. Risiken und Nebenwirkungen du?rften bei allen ähnlich sein.

Und wem das jetzt alles zu viel Verbrenner-Romantik und zu wenig nachhaltig ist, der muss sich noch ein wenig gedulden. Denn auch E-Fahrzeuge mit dem sportlichen N am Ku?hlergrill kann sich Hyundai in Zukunft sehr gut vorstellen.



Hyundai Kona N - Technische Daten:
Fu?nftu?riges Crossover-SUV; Länge: 4,22 Meter, Breite: 1,80 Meter, Höhe: 1,57 Meter, Radstand 2,60 Meter, Kofferraum 361 - 1.143 Liter

Vierzylinder-Turbo-Benziner, 206 KW/280 PS, maximales Drehmoment 392 Nm bei 2.100-4.700 U/min,  0-100 km/h: 8,2 s, Vmax: 210 km/h, Verbrauch 8,5 l Super/100 km (WLTP), Preis ab: 37.750 Euro



Warum: weil der Kona N Fahrspaß ohne Ende bietet
Warum nicht: weil kein Mensch 280 PS in einem kleinen SUV braucht
Was sonst: Audi SQ2, VW T Roc R,
Wann kommt er: ab August

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