Vergleich Dethleffs Grand Alpa und Forster A734 - Alkoven mal so, mal so

Die Alkoven-Reisemobile haben ihre Talsohle überwunden. Das liegt an neuen Innenraum-Konzepten, mit denen die Bandbreite der Einsatzmöglichkeiten deutlich erweitert wird, wie ein Vergleich des Dethleffs Grand Alpa mit dem Forster A734 zeigt.

Sie haben wieder etwas mehr Rückenwind bekommen, jene Alkoven-Modelle mit der typischen Ausbuchtung über dem Fahrerhaus, die jahrzehntelang quasi das synonym für Reisemobile waren. Lag der Zulassungsanteil der ,,Nasenbären" hierzulande Ende des letzten Jahrtausends noch deutlich über 50 Prozent sackte er bis 2010 auf nur noch rund zehn Prozent ab.

Neue Konzepte haben den dahinsiechenden Patienten zaghaft wiederbelebt. Und unser Vergleich zweier ziemlich gegensätzlicher Entwürfe, hier der familienfreundliche Forster A738 VB und dort der auf ein Pärchen zugeschnittene Grand-Alpa-Riese von Dethleffs, zeigt, welch Potenzial auch heute noch in dem bewährten Aufbaumuster steckt.

Der Wunsch nach bequemen Betten mit einem ebensolchen Zugang steht für die gut betuchte Klientel Ü60 an erster Stelle. Der Dethleffs Grand Alpa A7820-2 bietet die beliebte Einzelbetten-Anordnung im Alkoven an. Die 80 Zentimeter breiten Liegeflächen, die unterschiedlich lang sind (1,90 Meter und 2,05 Meter), garantieren guten Schlafkomfort. Sie können auch zu einer kompletten Liegewiese ergänzt werden.

Eine seitlich ausfahrbare Abtrennung zum Fahrerhaus beherbergt die ausklappbare Treppe, die anstelle einer sonst üblichen Leiter den Zugang zu den Betten seniorengerecht macht. Ein dicker Minuspunkt ist allerdings die Höhe des Alkovens. 70 Zentimeter schränken den Liegekomfort zwar nicht ein, dass man im Bett aber nicht einmal aufrecht sitzen kann, empfanden wir schon als störend.

Vor allem, weil das in krassem Gegensatz zur übrigen Wohnkabine steht, die durch ihre schiere Größe beeindruckt. Kein Wunder, bei 8,58 Metern Gesamtlänge. Es gibt Stauraum ohne Ende. Von den Kleiderschränken unter den Fußteilen der Alkovenbetten über das Sideboard neben der Aufbautür und die anschließende Vitrine bis hin zu den Oberschränken und Verstaumöglichkeiten in den Fächern zum doppelten Boden. Der geschwungene Küchenblock mit Drei-Flammenkocher und Spüle verfügt noch über einen ordentlichen Arbeitsbereich und die praktischen Küchenschubladen können während der Fahrt mit einer Zentralverriegelung geschützt werden.

Selbst ein Backofen mit Grill ist an Bord. Steckdosen und USB-Buchsen sind überaus reichlich verstreut. Die Tanks für Frisch- (140 Liter) und Abwasser (137 Liter) ermöglichen lange Entsorgungs-Intervalle. Und auch zu der Garage ihm Heck bleibt nur der Kommentar: einfach riesig.

Der zweite Clou ist die große Rundumsitzgruppe im Heck, die in jüngster Zeit eine regenrechte Renaissance feiert. Im großen Dethleffs geht sie sogar über drei Ecken, lädt mit einem seitlich angebrachten 32-Zoll-TV-Bildschirm zum gemütlichen Fernsehgucken oder auch im größeren Freundeskreis zu einem Spieleabend ein. Zwei gurtgesicherte Plätze in der umlaufenden Sofalandschaft erlauben es, zwei weitere Passagiere mit auf die Fahrt zu nehmen. Und mit wenigen Handgriffen ist das ganze Ensemble in ein großes Doppelbett umgebaut.

Dass die Dusche des großen Raumbades, das mit einer Tür zum hinteren Wagenteil abgetrennt werden kann, nur müde Tröpfchen heraus pinkelt, dass am Durchgang zum Fahrerhaus eine scharfe Kante die Gefahr von Kopfverletzungen birgt, das Türschloss der Aufbautür, die erfreulicherweise in die Zentralverriegelung des Fiat-Ducato-Basisfahrzeugs eingebunden ist, hakt und man auch bei intensivem Studium der umfangreichen Bedienungsanleitung nicht den Ort für das Boiler-Ventil findet, das alles dürfte bei einem Fahrzeug für einen Grundpreis von 87.000 Euro allerdings nicht vorkommen.

Dass der Endpreis unseres Testwagens jenseits der 100.000er-Marke lag, ist auf die reichhaltige Extraausstattung zurück zu führen, die einerseits den Wohnraum-Luxus ergänzt wie etwa die Aufbau-Klimaanlage oder der zweite Fernseher im Schlafzimmer, aber auch technisch ratsame Verbesserungen beinhaltet. Wie etwa an Stelle des 96kW/130 PS starken Basisdiesels die Turbodiesel-Variante mit 130 kW/177 PS, die im Schnitt 12,3 Liter Sprit konsumierte. Denn der Dreiachser Grand Alpa ist ein veritabler 5,0-Tonner, der von der angesprochenen Ü60-Gruppe in der Regel ohne Einschränkungen bewegt werden darf. Für alle, die ihren Führerschein nach 1999 erworben haben, wird aber der Zusatzführerschein C1 verlangt. Im Fahrbetrieb beeindruckte der Dethleffs mit einer in dieser Größenordnung nicht erwarteten Handlichkeit, problemloses Rangieren dank Rückfahrkamera eingeschlossen.

Der Forster A734 VB spielt am anderen Ende der Preisskala. Mit 47.990 Euro darf man den 7,34 Meter langen ,,Nasenbären" mit bis zu sieben Schlafplätzen zu Recht als Schnäppchen bezeichnen.

Die Aufteilung im Vorderwagen ist ganz konventionell. Über dem Fahrerhaus des Fiat Ducato mit dem 96 kW/130 PS starken Dieselmotor befindet sich das querliegende, geräumige Doppelbett (2,20x1,58 m), die Frontsitze sind drehbare und werden Bestandteil der Sitzgruppe, an der inklusive der L-förmigen Sitzbank und dem Einzelsitz auf der Beifahrerseite fünf Personen Platz finden. Es schließt sich eine geschwungene L-Küche mit Drei-Flammenkocher, Spüle und Arbeitsbereich sowie mit Kühl-Gefrierkombination und Backofen an - wie im doppelt so teuren Dethleffs.

Dahinter folgen auf der Fahrerseite der Waschraum mit Toilette und gegenüber die separate Dusche, die sich mit zwei Faltplissees zum Raumbad abtrennen lassen. Und im Heck ist das Reich für die lieben Kleinen vorgesehen. Vor den beiden Etagenbetten befindet sich ein wandelbarer Tisch, der eine Etage tiefer auch die Basis für eine weitere Schlafmöglichkeit bietet. Auf diese Weise lässt die das untere Etagenbett zu einer Doppelkoje umbauen.

Zwei Personen im Alkoven, drei im Kinderzimmer - das macht fünf. Abgesehen davon, dass für die Fahrt ohnehin nur vier Gurtplätze zur Verfügung stehen, haben wir das Polster-und-Tisch-Puzzle zum Umbau der vorderen Sitzgruppe für zwei weitere Gäste und die versprochenen Schlafmöglichkeiten sechs und sieben nicht lösen können.

Tanks für 125 Liter Frisch- und 90 Liter Abwasser erfordern auch schon für die fünfköpfige Großfamilie einen eher sorgsamen Umgang mit dem feuchten Nass. Stauschränke sind dagegen reichlich vorhanden. Die Heckgarage verbessert die Stauraum-Situation zudem. Für eine Komplett-Ausrüstung mit Fahrrädern reicht es aber gewiss nicht. Immerhin lässt ein hochklappbares, unteres Etagenbett überhaupt die Möglichkeit eines Heckzugangs von außen zu.

Das helle Möbeldekor und die glatten weißen Flächen wirken frisch und keineswegs so, wie man es von einer Einsteiger- oder gar Billigmarke wie dem Eura-Mobil-Ableger Forster vielleicht erwarten würde. Und mögen die drei Küchenschubladen auch ebenso benutzerfreundlich sein wie der große, auch Flaschen aufnehmende Unterschrank mit Auszug, dass sie sich in Kurvenfahrten immer wieder selbstständig machten, muss auch in dieser Preisklasse nicht sein.

Der große Dethleffs und der preiswerte Forster vertreten zwei Extrempositionen. Hier das teure Luxusteil für zwei Personen, dort der konventionelle Alkoven für die Familie. Für das wichtige Vermietgeschäft oder für Familien mit eng begrenztem Budget-Rahmen dürfte allerdings hauptsächlich der günstige Forster von Interesse sein, auch wenn ein paar sinnvolle Ergänzungen den Preis noch etwas in die Höhe treiben können. Er hat aber einen großen Vorteil: Als 3,5-Tonner kann er von allen Pkw-Führerscheininhabern gefahren werden.
 

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