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Äußerlich betreffen die wichtigsten Neuerungen beim Rio das Front-Design Foto: Kia
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Test: Kia Rio - Immer erwachsener

Kleinwagen sind längst keine Billig-Autos für die einfachsten Mobilitätsanforderungen mehr. Das trifft auch auf den Kia Rio zu - im Guten wie im Schlechten.  

VW Polo, Skoda Fabia und Hyundai i20 - bei den Kleinwagen tritt gerade eine neue Generation potenzieller Bestseller an. Der Kia Rio präsentiert sich zur Lebensmitte nun überarbeitet, um den Anschluss nicht zu verlieren. Dabei hilft vor allem sein neuer Top-Motor mit 48-Volt-Hybridtechnik, der ab 14.600 Euro zu haben ist.  

Äußerlich betreffen die wichtigsten Neuerungen das Front-Design. So wurden die Luftöffnungen der unteren Frontschürze plastischer herausgearbeitet und die Nebelleuchten neu gefasst. Dazu gibt es nun erstmalig auf Wunsch LED-Scheinwerfer. Abgerundet wird das Optik-Lifting durch neue Lack-Optionen und Felgendesigns. Insgesamt fallen die Eingriffe gering aus, viel Make-up braucht der auch nach drei Jahren weiterhin frisch ausschauende Fünftürer sowieso nicht.  

Schneller als außen sehen moderne Autos ohnehin im Innenraum alt aus. Der Rio leidet in dieser Hinsicht vor allem an der Konkurrenz im eigenen Haus: Der gerade neu aufgelegte Kleinwagen-Bruder Hyundai i20 stiehlt dem eigentlich solide und edel gestalteten Kia mit seinen funkelnden Display-Welten ein wenig die Show. Der erhält zum Ausgleich immerhin ein modernisiertes Infotainmentsystem, bei dem der Touchscreen von 7 auf 8 Zoll wächst. Künftig lassen sich zudem zwei Telefone gleichzeitig koppeln. Das Navisystem kann dank UVO-Telematikmodul auch Konnektivitätsdienste wie Echtzeitverkehrsdaten in die Routenführung einbinden. Auch bei den Assistenten gab es ein Update: Der für die Antriebsvarianten mit Doppelkupplungsgetriebe angebotene Abstandstempomat bietet künftig eine Staufolgeautomatik, die automatisch bis zum Stillstand abbremst und wieder anfährt. Außerdem gibt es eine Verkehrszeichenerkennung und einen Querverkehrswarner für den Heckbereich.

Wie zuvor stehen für den Rio drei Benziner zur Wahl. Das Basisaggregat mit 62 kW/84 PS verfügt nun über eine Start-Stopp-Automatik, während die stärkeren 1,0-Liter-GDI-Dreizylinder mit 74 kW/100 PS sowie 88 kW/120 PS dank einer variablen Steuerung der Ventilöffnungszeiten mehr Drehmoment bieten. Die Variante mit 100 PS ist nun mit einem Doppelkupplungsgetriebe DCT kombinierbar, bei der weiterhin verfügbaren Handschaltung steigt die Zahl der Gänge von fünf auf sechs. Die stärkere Variante bietet als Neuerung ein spritsparendes 48-Volt-Mildhybridsystem, das dank elektronischer gesteuerter Kupplung auch dem Handschalter beim Spritsparen hilft.  

Die elektrische Unterstützung durch den leistungsstärker ausgelegten Riemenstarter bleibt sich beim Anfahren und Beschleunigen eher im Hintergrund. Ihre vornehmste Aufgabe ist das flotte Anschalten des Motors nach dem Ampel-Stopp. Oder am Ende einer Segel-Phase: Diese legt der Rio regelmäßig ein, um durch das Ausschalten des Benziners Sprit zu sparen. Wer gleichmäßig und zurückhaltend fährt und das Hybridsystem ausnutzt, kann der Verbrauch beim Handschalter in Richtung 5,0 Liter drücken. Wer sich von den durchaus zügigen Fahreigenschaften zu sehr mitnehmen lässt, kommt aber auch locker über die Sechs-Liter-Marke.  

Die Gefahr zu übertriebener Schnellfahrerei ist aber eher gering, denn der Rio ist ein prinzipiell ausgeglichener Charakter. In der aktuellen Generation hat er vor allem innen an Größe zugelegt und sich vom reinen Single-Stadtwagen zum Kleinwagen-Allrounder entwickelt, in dem man es auch mit vier Erwachsenen und Gepäck länger aushalten kann. Dazu passt das ausgewogene und erwachsene Fahrverhalten mit leichtgängiger Lenkung, ausreichendem Fahrwerkskomfort und sicherer Kurvenlage. Kritikpunkte findet man weiterhin bei der mäßigen Übersichtlichkeit der Karosserie und dem etwas beengten Einstieg in den Fond - beides keine Alleinstellungsmerkmale des Koreaners.  

Die Preise für den Rio starten bei 14.600 Euro und gelten für die Variante mit dem 64 kW/82 PS starken Einstiegsbenziner, der dann mit eher frugaler Ausstattung auskommen muss (,,Edition 7"). Wer etwas mehr Komfort (Klimaautomatik) und schickere Optik (16-Zöller) will, greift zum Modell ,,Vision" für 16.500 Euro. Die Top-Motorisierung gibt es mit Schaltgetriebe ab 21.350 Euro, mit Automatik werden 23.700 Euro fällig. Zur Serienausstattung zählen beispielsweise LED-Licht, Navi und Rückfahrkamera, beim Automatikmodell kommen noch 17-Zöller, Sportfahrwerk und LED-Rücklichter dazu. Ein Schnäppchen ist der Rio so nicht: Für das gleiche Geld bekommt man bei Kia bereits das eine Nummer größere Kompakt-Modell Ceed mit gleichem Motor und ordentlicher Ausstattung. Aber auch das gehört wohl zum Erwachsenwerdungs-Prozess der Kleinwagen. 



Kia Rio - Technische Daten:

Fünfsitziger, fünftüriger Kleinwagen, Länge: 4,07 Meter, Breite: 1,73 Meter (Breite mit Außenspiegeln: 1,99 Meter), Höhe: 1,45 Meter, Radstand: 2,58 Meter, Kofferraumvolumen: 325 - 980 Liter.

1,0-Liter-Dreizylinder-Turbo-Benziner mit 48-Volt-Riemenstarter, 88 kW/120 PS, Frontantrieb, Sechsgang-Schaltgetriebe, maximales Drehmoment: 172 Nm bei 1.500-4.000 U/min, 0-100 km/h: 10,2 s, Vmax: 190 km/h, Durchschnittsverbrauch: 4,5 Liter, CO2-Ausstoß: 103 g/km, Testverbrauch: 5,5 Liter, Abgasnorm: Euro 6d, Effizienzklasse: A, Preis: ab 21.350 Euro.  



Kurzcharakteristik:  

Warum: gutes Platzangebot, ausgereiftes Fahrverhalten, gute Bedienbarkeit  

Warum nicht: mäßige Übersicht, hoher Preis für Top-Motorisierung  

Was sonst: VW Polo, Opel Corsa, Hyundai i20

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