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Den Jeep Avenger gibt es nun auch als Mildhybrid Foto: Jeep
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Fahrbericht: Jeep Avenger e-Hybrid - Für eine Handvoll Strom

Nach 100%-Elektro und reinem Benziner schließt der Avenger e-Hybrid jetzt die Antriebslücke beim kleinsten Jeep.  

Europäische Großstadt statt Wilder Westen: 2023 markierte die Einführung des Avengers bei Jeep eine Zeitenwende. Mit dem City-SUV brachte der sonst eher kernige US-Geländewagenhersteller erstmals ein reines E-Auto für die Massen auf die Straße. Der Kleinwagen mit Softroadskills und Frontantrieb wurde mit Blick auf den europäischen Geschmack entwickelt und auf Anhieb der erfolgreichste Jeep im aktuellen Portfolio.  

Diese Idee weicht den Markenkern zwar etwas auf, fand aber schon im Premierenjahr bemerkenswerten Anklang. Mit rund 5.000 Verkäufen machte der Elektro-Avenger, dem schon im Herbst 2023 eine Einstiegsvariante mit Turbo-Benziner zur Seite gestellt wurde, ein Drittel des gesamten Jeep-Absatzes in Deutschland aus und wurde damit zum meistverkauften Modell der Marke.

Wer einem reinem Batterie-Avenger noch skeptisch gegenübersteht, aber doch mal einen Hauch Elektro erleben will, den lockt Jeep jetzt zu Preisen ab 27.000 Euro mit einer teilelektrischen Hybrid-Variante. Der kommt zur rechten Zeit. Wegen fehlender Kaufanreize und hohen Preisen hadern die Kunden gerade ganz allgemein mit Vollelektro. Der Aufpreis gegenüber dem einfachen Benziner ist mit 2.000 Euro moderat. Auch weil systembedingt gleich eine Automatik dabei ist, für die allein gerne mal dieser Zuschlag fällig ist.

Beide Varianten, reiner Verbrenner wie Hybrid, werden von einem 1,2-Liter-Dreizylinder angetrieben. Im neuen Avenger e-Hybrid wird der 74 kW/100 PS-Benziner dabei mit einer neuen Doppelkupplungs-Automatik mit sechs Gängen kombiniert, in dem ein integrierter E-Motor 29-Hilfs-PS an die Vorderachse schickt. Die 48-Volt-Batterie befindet sich platzsparend unter dem Fahrersitz. Es handelt sich um das gleiche Hybridsystem, das auch im Opel Corsa oder dem Fiat 600 zum Einsatz kommt.

Im Gegensatz zu anderen 48-Volt-Hybriden kann der Avenger auch mal rein elektrisch fahren, vorausgesetzt der kleine Speicher ist vollgeladen. Der stille Fahrspaß gelingt allerdings immer nur für kurze Teilstrecken von etwa einem Kilometer und bis maximal 30 km/h. Darüber hinaus unterstützt der Elektromotor den Verbrenner vor allem beim Anfahren und Beschleunigen.

Mehr E-Auto-Feeling kommt durch die erstaunlich energische Rekuperation auf. Beim Gaswegnehmen verzögert der sonst eher softe Jeep mit einer Vehemenz, wie man sie vom Einpedal-Fahren bei reinen Stromern kennt. Auf eine manuelle Verstellung der Rekuperationskraft verzichtet Jeep allerdings. Ist die Verzögerung intensiv genug, gehen dabei sogar die Bremslichter an. Bei vorrausschauender Fahrweise macht das System das Bremspedal nahezu überflüssig. Wer es doch mal nutzt, wird von der feinen Dosierbarkeit überrascht sein. Ganz weg ist das oft bei Hybriden und Stromern kritisierte synthetische Bremsgefühl allerdings auch nicht.  

Mit sechs verschiedenen Fahrmodi - drei für den Einsatz in der Stadt und auf Überlandstrecken (Eco, Normal, Sport) und drei speziell für Fahrten abseits des Asphalts (Sand, Schlamm, Schnee) - lässt sich der Antriebscharakter auf unterschiedliche Bedingungen und Fahrsituation kalibrieren.  

Das auf Verbrauchsoptimierung ausgelegte Eco-Programm zum Beispiel arbeitet in der Stadt angenehm unaufgeregt. Der 1,2-Liter-Benziner erwacht bei Bedarf mit leichtem Knurren, aber ohne zu Ruckeln. Wenn der Stromspeicher dann genügend Saft für eine weitere emissionsfreie Meter geladen hat, meldet sich der Verbrenner ebenso unaufgeregt wieder ab. Innerstädtisch sollen damit bis zu 50% der Distanzen im E-Modus drin sein. Mit zurückhaltender Fahrweise lässt sich hier eine Verbrauchseinsparung von einem Liter gegenüber dem reinen Verbrenner erzielen. Laut Jeep sind es im Schnitt 4,9-5,0 Liter auf 100 Kilometern.  

Etwas präsenter ist der Motor, wenn man in stärker fordert. Immerhin glättet die geschmeidige Doppelkupplung den rauen Charakter des Dreizylinders. Ein Dynamiker ist der Hybrid-Avenger ohnehin nicht, schon wegen der spürbaren Schaltverzögerung beim Beschleunigen. Abseits des Asphalts sind die Talente des City-SUVs eher von theoretischer Natur. Doch mit einer Bodenfreiheit von über 20 Zentimetern, einem Anstell- und Böschungswinkel von 20 Grad sowie einen Austrittswinkel von 34 Grad schlägt sich der Avenger im Gelände erstaunlich wacker. Die Bergabfahrhilfe reduziert darüber hinaus das Risiko, das Fahrzeug an steilen und schwierigen Abfahrten. Die Alpenkundschaft wird's danken.

Der Jeep Avenger e-Hybrid ist in drei Ausstattungsvarianten erhältlich: Longitude, Altitude und Summit. Das digitale Kombiinstrument ist schon im Einstiegsmodell Standard, ebenso wie der 10,25 Zoll große Touchscreen für das Bordsystem. Die Bedienung ist simpel. Falls man sich im digitalen Bedienerpanel doch mal verirrt hat, ermöglichen die zwischen den Lüftungsdüsen angebrachten Schnellzugriffstasten eine direkte Rückkehr zum Hauptmenü. Kleiner Lifehack: Der nervige Warnton bei Überschreiten der zugelassenen Geschwindigkeit lässt durch drei Sekunden langes Drücken einer der Tasten deaktivieren. Die Serienausstattung umfasst zudem LED-Scheinwerfer, Lenkradschaltwippen für manuelle Gangwechsel oder eine Klimaanlage. Zu den optionalen Extras beim Avenger gehören mit Einführung des Hybrids ein Glasschiebedach oder ein Fahrersitz mit Massagefunktion.

Klassentypisch bieten die Rücksitze des kleinen Jeeps nicht genug Platz für drei Erwachsene. Trotzdem finden dort auch mal normalgroße Personen für Alltagsfahrten ausreichend Bein- und Kopffreiheit. Der Kofferraum hat ein Volumen von 380 Litern und liegt damit im unteren Durchschnitt des Segments. Ab der zweiten Ausstattungslinie (Altitude) ist ein doppelter Ladeboden erhältlich, der nach dem Umklappen der Rücksitzlehnen eine ebene Fläche ermöglicht.  

Mit dem Hybrid, der ab April im Handel steht, ist das Avenger Line-Up noch nicht komplett. Zum Jahresende rundet Jeep das Angebot um die Allrad-Variante 4Xe ab. Auch dieser Avenger wird vom neuen Hybrid-System angetrieben - dann aufgerüstet um einen zusätzlichen E-Motor, der weitere 21 kW/29 PS an die Hinterachse leitet. Mit Zusatzleistung und Allradantrieb hat dieser Avenger dann das Zeug, den kleinsten Jeep etwas kerniger zu machen. 



Alexander Sellei/SP-X

Jeep Avenger 1.2 e-Hybrid - Technische Daten:
Fünftüriges, fünfsitziges Klein-SUV; Länge: 4,08 Meter, Breite: 1,81 Meter, Höhe: 1,54 Meter, Radstand: 2,56 Meter, Kofferraumvolumen: 380-1.277 Liter.

48-Volt-Hybrid-Antrieb mit 1,2-Liter-Dreizylinder-Benziner (74 kW/100 PS) + Elektromotor (21 kW/29 PS), maximales Drehmoment: 205 Nm, 0-100 km/h: 10,9 s, Vmax: 184 km/h, Frontantrieb, Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe, Normverbrauch: 4,9-5,0 Liter/100 km, CO2-Ausstoß: 111-114 g/km

Preis: ab 27.000 Euro



Kurzcharakteristik:
Warum: Weil der Aufpreis moderat und das System merklich Kraftstoff spart.   

Warum nicht: Weil ich Jeep zu Geländewagen sage und die immer Allrad haben.  
Was sonst: die Stellantis-Schwestermodelle wie der Fiat 600 Hybrid.

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