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mid Groß-Gerau - Die Münchner haben eine Wasserstoff-Pilotserie des BMW iX5 Hydrogen zu Testfahrten bereitgestellt. Mike Neumann / mid
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Prototyp BMW iX5 Hydrogen im Praxistest

BMW ist in den Top Ten der wertvollsten globalen Marken vertreten. Nicht umsonst hat der Slogan 'Freude am Fahren' nichts von seiner Aktualität eingebüßt. Jetzt haben die Münchner eine Wasserstoff-Pilotserie des BMW iX5 Hydrogen zu Testfahrten bereitgestellt.


BMW ist in den Top Ten der wertvollsten globalen Marken vertreten. Nicht umsonst hat der Slogan "Freude am Fahren" nichts von seiner Aktualität eingebüßt. Jetzt haben die Münchner eine Wasserstoff-Pilotserie des BMW iX5 Hydrogen zu Testfahrten bereitgestellt. Die Flotte von unter Einhundert Fahrzeugen wird im Anschluss international für Demonstrations- und Erprobungszwecke eingesetzt.

Der Prototyp wird im geschlossenen Transporter angeliefert, BMW erbittet nach der Übernahme eine volle Woche rund um die Uhr Erreichbarkeit der Redaktion. Der Praxistest wird nur für eine Person genehmigt, mindestens 50.000 Kilometer Fahrpraxis in den vergangenen fünf Jahren ist Voraussetzung. Es kommt sogar extra eine nette BMW Mitarbeiterin zur Übergabe, um den Wagen zu erklären und den Ladevorgang an der Wasserstofftankstelle zu demonstrieren.

"Wasserstoff wird als vielseitige Energiequelle eine Schlüsselrolle bei der Energiewende und damit beim Klimaschutz spielen", sagt Oliver Zipse, Vorstandsvorsitzender der BMW AG. Laut Zipse soll dieses Potenzial genutzt werden, um auch die Transformation des Mobilitätssektors zu beschleunigen.

Die BMW Group treibt die Entwicklung der Wasserstoff-Brennstoffzellen-Technologie konsequent voran. Der BMW iX5 Hydrogen wurde auf Basis des aktuellen BMW X5 entwickelt und die Fertigung erfolgt im Pilotwerk im Münchner FIZ (Forschungs- und Innovationszentrum). An dieser Schnittstelle zwischen Entwicklung und Produktion wird jedes neue Modell der Marken der BMW Group erstmals realisiert.

In der Brennstoffzelle findet die chemische Reaktion zwischen dem gasförmigen Wasserstoff aus den zwei Wasserstofftanks und dem Sauerstoff aus der Umgebungsluft statt. Toyota Motor Corporation ist langjähriger Partner von BMW und produziert die Brennstoffzellen.

Das SUV leistet bis zu 295 kW/401 PS. Die elektrische Dauerleistung des Brennstoffzellensystems beträgt 125 kW/170 PS. Der Wasserstofftank hat ein Fassungsvermögen von sechs Kilogramm Wasserstoff (gasförmig). Die Reichweite wird vom Hersteller gemäß WLTP mit 504 Kilometern angegeben.

Wir starten unsere Testfahrt mit dem Wasserstoff-SUV und werden innerhalb eines Tages zweimal auf den Prototyp angesprochen, der recht auffällig beklebt ist. Die Verarbeitung ist BMW-typisch auf Premium Niveau. Konnektivität findet sich reichlich an Bord und Platz gibt es für fünf Passagiere. Ein riesiger Kofferraum begeistert und das Luxusfeeling lässt nicht lange auf sich warten, wenn man auf dem Ledergestühl Platz genommen hat.

Im Regelbetrieb gibt sich die Antriebstechnologie auffällig unauffällig, man könnte meinen man fährt ein klassisches BMW Elektro-SUV. Der Sprint von Null auf Hundert Kilometer pro Stunde wird unter sechs Sekunden absolviert, der 2,5 Tonnen schwere Wasserstoffler geht ab wie nix! Der Münchner ist so geräuscharm wie ein reines Elektrofahrzeug, das Gaspedal reagiert ohne Verzögerung und wenn man vom Pedal geht, wird beim entschleunigen rekuperiert. Die Anzeige der noch verfügbaren Kilometerlaufleistung variiert je nach Fahrstil, wir kommen von 180 Kilometern Restlaufweite locker wieder auf 225 Kilometer bei entsprechender Fahrweise.

Während der folgenden rund 300 Kilometer Ausfahrt über Landstraßen und Autobahn haben wir immer den Verbrauch im Blick und - insgeheim - auch tatsächlich etwas Reichweitenangst. Diese erweist sich jedoch als völlig unbegründet. Im WLTP-Zyklus verbrauchen wir 1,21 Kilogramm Wasserstoff auf 100 Kilometer. Selbstverständlich haben wir uns vor Fahrtantritt über die BMW App erkundigt, wo denn im erreichbaren Umfeld Wasserstofftankstellen verfügbar sind.

Und wir sind überrascht: Die Auswahl ist gar nicht schlecht! Im Umkreis von jeweils 40 Kilometern, Start von der Loreley, gibt es in Koblenz, Wiesbaden, Frankfurt und am Zielort in Hirschberg funktionierende und einfach zu bedienende Tankstellen.

BMW hat uns eine Tankkarte mitgegeben. Diese wird genutzt um die Zapfsäule zu aktivieren man gibt den Pin ein, danach den Kilometerstand und zu guter Letzt wollte man noch unser Kennzeichen haben. Wozu wissen wir nicht, aber wir folgen brav der Anweisung. Der Zapfhahn ist geschwind mit dem Fahrzeug verbunden, und nach betätigen der "Start" Taste an der Wasserstofftankstelle beginnt der Entriegelungsvorgang. Es werden laut Anzeige die Drücke geprüft und nach kurzer Zeit ist der Tankvorgang innerhalb von unter fünf Minuten erledigt. Eine Reichweite von rund 400 Kilometern kostet exakt 64,20 Euro. Dafür ist der Pilot absolut umweltfreundlich unterwegs, da die einzige Emission des BMW i5X Hydrogen aus Wasserdampf besteht.

Hat die Technologie eine Zukunft? Wir sind nach einer Woche Praxistest neue Fans der Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie. Ein riesiger Vorteil ist die extrem kurze Ladezeit. CO2-Neutral unterwegs zu sein verschafft einem das wirklich gute "Grüne-Gewissen-Gefühl." Wenn die Infrastruktur in Deutschland noch weiter ausgebaut wird, ist das definitv eine Alternative bei der anstehenden Energiewende.

Doch es gibt auch Schattenseiten: Hyundai war mit dem Modell Nexo mit Wasserstoff-Antrieb Vorreiter. Vielleicht waren die Koreaner mit dieser Technologie zu früh am deutschen Markt vertreten? Die Zulassungszahlen des Nexo sind jedenfalls jenseits von Gut und Böse, die Wasserstoffstation auf dem Gelände der Firmenzentrale von Hyundai Motor Europe in Offenbach wurde bereits wieder dauerhaft geschlossen.

Renommierte Fachzeitschriften wie die Automobilwoche widmen dem Thema aktuell ganze Sonderbeilagen und ein Premiumhersteller wie BMW wird sich schon etwas dabei denken, einen BMW iX5 Hydrogen in Kleinserie zu produzieren.

Jutta Bernhard / mid

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