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Sonst noch was? Foto: SPX

Sonst noch was? - Man hat einen Plan

Wenn Bäume auf Gleisen liegen, fahren keine Züge mehr. Autos aber auch nicht unbedingt. Und dann war doch noch der Roboterhund.

Die Welt ist zu kompliziert für einfache Antworten. Das gilt nicht nur für die große Politik, sondern zeigt sich immer wieder auch im Kleinen. Dabei dient uns einmal mehr die Bahn als leuchtendes Beispiel. Da wird nämlich sehr ordentlich gearbeitet, und das dauert eben. Und mitunter ist es nicht so einfach zu verstehen.

Neulich fiel bei uns mal wieder in einem der vielen kleinen Frühlingsstürme ein Baum um. Das passiert etwa so oft wie in China Reissäcke der Schwerkraft folgen. Von daher nicht allzu ungewöhnlich. Allerdings fiel der Baum auf das Gleis der Regionalbahn. Der weitsichtige Lokführer erkannte das Hindernis und hielt rechtzeitig an. Sehr schön, so kam niemand zu Schaden.

Allerdings fiel der hinterlistige Baum nicht weit von einem beschrankten Bahnübergang um. Weil Schranken in der modernen Welt natürlich vollautomatisch agieren, schlossen sie sich wegen des nahenden Zuges natürlich rechtzeitig. Und weil die Bahn hierzulande nicht ganz so pünktlich ist wie beispielsweise in Japan, kann man so einen Automatismus - also Schranke auf oder zu - natürlich nicht zeitlich steuern. Es gibt ein Auslösesignal, wenn der Zug einen Sensor im Gleis passiert und dann wieder eines zum Öffnen der Schranke, wenn er den Übergang passiert hat. Zwischen Sensor und Schranke lag aber nun ein Baum, weshalb die Schranke sich nicht wieder öffnete.

In so einem Fall kommt es dann schon mal zu einem kleinen innerörtlichen Stau und in der Folge etwas später zu einem Anruf bei der Bahn.

Dort hatte man das Problem natürlich längst erkannt, aber leider dann doch so schnell niemanden zur Hand, der das Signal zum Heben der Schranke schalten könnte. Dafür muss nämlich vor Ort ein Schaltkasten bedient werden, wo es früher für Notfälle eine Handkurbel gab. Aber wir wollen nicht klagen: Nach kaum zwei Stunden war der Baum weggeräumt und das Signal zum Schrankenöffnen aktiviert.

In unserem Nachbarort träumt man von solchem Tempo. Dort hatte ein Pkw-Fahrer nicht aufgepasst und die runtergelassene Schranke am Bahnhof beschädigt. Nicht weiter schlimm auf den ersten Blick, wäre die Schranke nicht schon älter gewesen und hätte der Schaden die Bahn nicht zum Planen angeregt.

Die Demontage der Schranken und Neuinstallation einer Schrankenanlage sollte noch schnell genutzt werden, um eine Weiche zu erneuern und das Gleisbett zu ertüchtigen. Bauzeit: Drei Wochenenden im April, samt zwischenzeitlicher Öffnung und händischem Schrankenbetrieb.

Schon die Idee mit dem händischen Schrankenbetrieb erwies sich als komplexer als gedacht, bis hin zum Platz für das Dixiklo für die Betriebsmannschaft. Man kam dann recht schnell von dieser Lösung wieder ab. Und, um eine lange Geschichte abzukürzen: Der Schrankenschaden hat inzwischen seinen ersten Geburtstag gefeiert, die Baustelle erfreut sich bester Gesundheit, die Straße bleibt bis auf weiteres gesperrt, auch wenn nach ein paar Monaten Pause wegen Material- und Personalmangel inzwischen wieder gebaut wird. Zuletzt wurde bei den emsigen Bauarbeiten ein Glasfaserkabel zerrissen. Im Moment überlegt man, ob man für die bessere Sicht des stehenden Verkehres das alte Technikhaus abreißt oder eben nicht. Und natürlich kommuniziert man das alles seitens der Bahn sehr transparent und ungefähr im Rhythmus der Jahreszeiten, nur nicht ganz so oft. 

Es ist aber nicht so, als wäre die Bahn irgendwie rückwärtsgewandt oder gar altmodisch. Das Gegenteil ist der Fall: Modernste Robotik gepaart mit nicht minder moderner KI kommt neuerdings beispielsweise in München zum Einsatz. Dort hat die Bahn auf den Abstellgleisen einen Roboterhund eingesetzt, um etwaige Graffiti-Sprayer frühzeitig zu erkennen, auf das der Sicherheitsdienst eingreifen kann. Blöd nur, dass in der Testphase gar niemand sprayen wollte. Dem Hersteller konnte die Bahn aber trotzdem wichtige Erkenntnisse zur Weiterentwicklung geben. Welche, wollte niemand verraten, nur so viel: So ist der Roboter noch keine Hilfe, weil er keine Graffiti erkennen kann. Sonst noch was? Nächste Woche wieder.

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