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Audi ging bei der Rallye Dakar in Saudi-Arabien mit einer alternativen Hybrid-Technologie an den Start Foto: Audi
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Rallye Dakar sucht grünes Image - Auf Sand gebaut

Extrem-Rennen wie die Rallye Dakar müssen sich alternativen Konzepten öffnen. Noch dominieren hier die klassischen Verbrenner, aber der grüne Weg führt bereits direkt in die Wüste.

Einzig Audi ging bei der aktuellen Ausgabe der Rallye Dakar in Saudi-Arabien mit einer alternativen Hybrid-Technologie an den Start. Mit seinen drei elektrifizierten Wüstenrennern RS Q e-tron hofften die Ingolstädter in die Phalanx der unkaputtbaren Dauersieger vom Schlage Toyota Hilux (vier Fahrzeuge unter den Top 5) zu stoßen. Befeuert von einem Verbrenner, einem Generator, der während der Fahrt eine Hochvoltbatterie auflädt, sowie zwei E-Maschinen an Vorder- und Hinterachse, versuchte der futuristisch anmutende Karbon-Kraxler den grünen Weg für die Zukunft des Rallyesports zu ebnen. Dass der aus der DTM stammende Zweiliter-Vierzylinder auf jeder Etappe auch stattliche Mengen von Sprit vernichtete, offenbart die dunkle Seite von Audis alternativen Racern, die beim wüsten Rennen tatsächlich mit E-Kennzeichen antraten.

Erfolgreich, schnell und nachhaltig - diese Formel greift bei der Dakar noch immer nicht. Am Ende scheiterten Audis High-Tech-Geräte allerdings nicht an ihrer hochkomplexen Technik, sondern an ganz profanen Rallye-Gebrechen wie Reifenplatzern, Fahrwerksschäden sowie folgenschweren Fahrfehlern.

Der elektrisierende Vorstoß der Ingolstädter fiel beim verantwortlichen Automobilverband FIA auf fruchtbaren Boden. Längst haben die Dakar-Macher erkannt, dass der archaische Rallyesport in alter Form nicht überlebensfähig ist. Zumindest nicht in Ländern, die sich nachhaltige Mobilität auf die Agenda geschrieben haben. Unter dem Stichwort "Dakar Future" öffneten die Regelmacher bereits 2021 die Türen für neue Antriebskonzepte. David Castera, Direktor der Rallye Dakar, sieht bereits ,,eine neue Ära, die den Zeitgeist widerspiegelt und dem Sport die Möglichkeit gibt, sich auf einen grüneren Weg zu begeben." Und Jérome Roussel, bei der FIA zuständig für den Rally-Raid-Sport, verspricht: "Wir haben nicht nur eine grüne Vision, sondern bereits einen klaren Zeitplan." Der sieht vor, dass ab 2030 alle Pkw- und Lkw-Kategorien in emissionsarmen Fahrzeugen starten müssen. Was immer das konkret auch heißt.

Rein batterieelektrische Fahrzeuge sind eher nicht gemeint. Nach heutigem Stand der Technik haben pure E-Fahrzeuge im tiefen Sand der extrem langen Dakar-Strecken keine Chance. Alan Dujardin, Leiter des Sieger-Teams Toyota Gazoo Racing, nennt das Problem beim Namen: ,,Um bei der Dakar nur 250 Kilometer rein elektrisch zu bewältigen, müsste unser Hilux mindestens fünf Tonnen wiegen - und wäre damit nicht wettbewerbsfähig." Einige Etappen aber sind deutlich über 400 Kilometer lang. Würde man diese kürzen, so Dujardin, nehme man der Dakar ihre DNA und Einzigartigkeit.

Die Zukunft der Rallye Dakar und dem Marathon-Rallyesport im Allgemeinen liegt eher im emissionsfreien Antrieb ohne Batterietechnik, also im Bereich von chemischen Kraftstoffen wie E-Fuels und im grünen Wasserstoff. Audi tankte seine drei Wüstenschiffe jetzt erstmals mit sogenannten reFuels. Diese basieren auf Pflanzenteilen und sollen die CO2-Emissionen um mehr als 60 Prozent verringern. Hierbei wird Biomasse zunächst in Ethanol verwandelt, anschließend entsteht daraus der endgültige Kraftstoff. Abgekürzt lautet der Prozess Ethanol-to-Gasoline (ETG).

Bereits 2020 setzte der französische Hersteller Gaussin zu Demonstrationszwecken außerhalb des Wettbewerbs einen H2-Truck ein, der mit grünem Wasserstoff im Wüstenrennen eine Reichweite von bis zu 400 Kilometer erzielte. Die schlechte Qualität des in Saudi-Arabien erhältlichen Wasserstoffs machte den Franzosen das Leben schwer. In diesem Jahr waren gleich drei Trucks mit Wasserstoff-Antrieben unterwegs.

Auch andere Motorsport-Schmieden und Hersteller setzen in ihren Entwicklungen auf das Gas der Zukunft. Mit und ohne Brennstoffzelle. Das Problem des grünen Wasserstoffs liegt in der vergleichsweise geringen Energiedichte, was wiederum einen hohen Platzbedarf zur Speicherung erfordert. Auf der anderen Seite ist Wasserstoff das leichteste Gas im Universum, wiegt fast nichts. Bei der Verbrennung selbst in konventionellen Verbrennermotoren entstehen zudem kaum schädliche Emissionen. Aus dem Auspuff kommt hinten quasi nur Wasser raus. Noch einmal Alan Dujardin: ,,Der große Vorteil von Wasserstoff ist, dass wir weitgehend mit Serienmotoren arbeiten können, wir bauen nur andere Einspritzdüsen ein." Toyota experimentiert derzeit an allen Fronten, um den Renn- und Rallyesport sauberer zu machen. Den erfolgreichen Seriensieger Hilux haben die Japaner unlängst in einer Variante mit Brennstoffzelle vorgestellt - entwickelt in England. Bereits in diesem Jahr soll der wasserstoffbetriebene Pickup mit der Antriebstechnik aus der zweiten Generation des Mirai als Prototyp vorfahren. Eine Kleinserie ist denkbar, der spätere Weg zur Dakar wäre nur folgerichtig.

So könnte sich die Rallye künftig ein nachhaltigeres Image zulegen und als Testlabor für den alternativen Motorsport etablieren. Die Reichweite im kräftezehrenden Dünen-Labyrinth wäre dabei die entscheidende Währung. Bis die Dakar wirklich grün ist, dürften indes noch einige Jahre in die Wüste gehen.

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