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Camper-Vans wie der Dethleffs Globetrail bilden die mit Abstand beliebteste Wagenklasse unter den Reisemobilen Foto: Dethleffs

Jahresbilanz der Caravaning-Branche - Wohnmobile bleiben gefragt - Wohnwagen bereiten Sorgen

Nach den Rekordergebnissen der Corona-Jahre ist eine Normalisierung des Marktes eingetreten ist. Dabei bewegen sich besonders die Zulassungszahlen der Reisemobile weiter auf hohem Niveau. Sorgenkinder sind andere.

Es ist wie die alte Geschichte mit dem zur Hälfte gefüllten Wasserglas: Für die Jammerer ist es halbleer, für positiv Denkende dagegen halbvoll. Die Kommentare zu der Jahresbilanz der Caravaning-Branche, die auf der Stuttgarter Urlaubsmesse CMT veröffentlicht wurde, sind ähnlich. Nach einer GSR-Marktforschungsstudie blickt etwa jeder vierte Handelsbetrieb sorgenvoll in die Zukunft, während Bernd Löher, der neue Präsident des Caravaning-Industrie-Verbandes (CIVD), angesichts der aktuellen Rahmenbedingungen von einem sehr soliden Jahresergebnis 2023 spricht und das als ein Zeichen dafür sieht, dass sich die Branche trotz aller Widrigkeiten auf einem guten Weg befindet.

Die 90.365 Wohnwagen und Reisemobile, die im  vergangenen Jahr in Deutschland zugelassen wurden, bedeuten zwar einen leichten Rückgang von 0,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr, allerdings konnten die Wohnmobile vom kleinen Mini-Camper bis zum großen Luxusliner mit 68.469 Zulassungen sogar ein leichtes Plus von knapp drei Prozent verbuchen. Damit liegen die motorisierten Freizeitfahrzeuge zwar deutlich unter den Rekordjahren 2020 und 2021 (78.055 und 81.420 Einheiten), befinden sich nach einem starken Rückgang auf 66.507 Zulassungen in 2022 aber bereits wieder im Aufwind und mit dem bislang drittbesten Jahresergebnis überhaupt auch ein gutes Stück über dem Niveau unmittelbar vor der Pandemie.

Faktoren wie Mangel an Reisemobil-Chassis, steigende Produktionskosten, Lieferengpässe und auch der Fachkräftemangel hätten die Produktion in jüngster Vergangenheit erheblich beeinträchtigt, erläutert Bernd Löher. ,,Mit Blick auf 2024 sind die Hersteller von normalen Produktionsbedingungen auch immer noch weit entfernt", so Löher weiter. Und auch wenn es die Branche zuletzt ganz gut geschafft habe, den hohen Auftragsbestand abzuarbeiten und die Lieferfristen auf ein Normalmaß abzubauen, ,,die Auftragsbücher sind immer noch gut gefüllt". Mit Abstand am meisten gefragt sind die kompakten Kastenwagen und Camper-Vans, die allein über 60 Prozent des gesamten Wohnmobil-Absatzes ausmachen.

Wesentlich schlechter sieht es allerdings bei den Wohnwagen aus. Mit 21.896 Zulassungen haben die Caravans 2023 ein saftiges Minus von 10,5 Prozent zum Vorjahr eingefahren und damit in Deutschland auch die Gesamtbilanz der Freizeitfahrzeuge ins Minus gezogen. Der massive Einbruch erklärt sich zwar auch damit, dass die Hersteller aufgrund der Chassis-Probleme für die Reisemobile ihre Produktion zugunsten der Wohnwagen umstellten, Kundenwünsche dort besser bedienen konnten und 2022 mit über 24.000 Einheiten ein starkes Ergebnis einfuhren. Aktuell liegen die Zulassungszahlen der Wohnanhänger aber deutlich unter der Vor-Pandemie-Marke. So niedrig wie seit sechs Jahren nicht mehr.

Andererseits bedeuten 8,5 Milliarden Euro Umsatz in 2023 (plus 12,1 Prozent) ein neues Allzeithoch für die Neuzulassungen bei den Freizeitfahrzeugen. Dies ist auch den kräftigen Preissteigerungen - teilweise bis zu 20 Prozent und mehr - gerade bei den Reisemobilen geschuldet. Das schreckt aber offensichtlich eine potenzielle Kundschaft keineswegs ab. Das Interesse an Caravaning-Produkten, vor allem Wohnmobilen in welcher Größe auch immer, scheint ungebrochen. Camping spielt als krisenfeste Urlaubsform weiterhin eine wichtige Rolle. Insofern ist das Glas weder halbvoll, noch halbleer, sondern immer noch randvoll.

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