E-Iridium P69 - Das erste Elektro-Reisemobil

Auf der Stuttgarter Freizeitmesse CMT feiert das erste rein elektrisch angetriebene Reisemobil Weltpremiere. Der E-Iridium ist ein teilintegriertes, sieben Meter langes Fahrzeug zum Preis eines Luxusliners.

Auch wenn die Diskussion um drohende Diesel-Fahrverbote dem Reisemobil-Boom bisher nichts anhaben konnte und bei den rollenden Eigenheimen weiterhin nahezu 100 Prozent aller Fahrzeuge mit einem Selbstzünder ausgerüstet sind, befasst sich die Branche auch mit dem Thema Elektromobilität. Dethleffs hat vor gut einem Jahr mit der Alkoven-Studie e-Home Schlagzeilen gemacht und die angekündigten Transporter e-Crafter und e-Sprinter dürften als Basisfahrzeuge demnächst für weitere Impulse sorgen. Aber an ein Serienfahrzeug, das über Campingbus-Dimensionen hinaus geht, schien bisher noch keiner zu denken. Umso mehr überrascht die Marke Iridium auf der Stuttgarter Freizeitmesse CMT mit der Weltpremiere des ersten marktreifen Wohnmobils mit reinem Elektroantrieb, das ab sofort zu Preisen ab 169.000 Euro bestellbar ist.

Der 6,95 Meter lange Teilintegrierte entsteht in einer Kooperation mehrerer Firmen. Das schwäbische Unternehmen WOF (Wohnmobil Outlet Factory) aus Weilheim an der Teck, das seit 2012 Wohnmobile verschiedener Marken vertreibt, aber auch selbst Fahrzeuge veredelt, will Iridium als erste Reisemobilmarke entwickeln, die künftig ausschließlich E-Fahrzeuge anbietet. Den Aufbau übernimmt die Schweizer Firma Maurer, die sonst eher auf exklusive Reisemobile spezialisiert ist. Und für den Elektroantrieb wird die EFA-S (Elektro-Fahrzeuge Stuttgart GmbH) eingebunden, die als Spezialist für Entwicklung, Umbau und Produktion rein elektrisch betriebener Pkw und Lkw unter anderem für den Paketzusteller UPS 200 Transporter in Stromer verwandelt hat.

Das in Stuttgart gezeigte Iridium-Modell verfügt über einen Lithium-Eisenphosphat-Akku mit einer Kapazität von 106 kWh, der nach WOF-Angaben Reichweiten bis zu 300 Kilometer garantieren soll. Die Lade-Technik ermöglicht normales Laden über den Typ2-Standard-Stecker (Mennekes) mit 3,6 bis 22 kW oder schnelles Laden mit derzeit bis zu 50 kW über den sogenannten CCS-Stecker. Das heißt: Am Schnelllader sind in gut eineinhalb Stunden 80 Prozent der Akku-Ladung wiederhergestellt. An der Haushaltssteckdose dauert eine Vollladung allerdings fast 30 Stunden. Für die Rekuperation kommt die aus der Formel 1 bekannte KERS-Technologie zum Einsatz, die ausschließlich beim Bremsen Energie zurückgewinnt und speichert.

Da die Batterie allein rund 800 Kilogramm auf die Waage bringt, ist an ein Kompaktfahrzeug in der 3,5-Tonnen-Klasse nicht zu denken. Der E-Iridium soll daher in zwei Varianten angeboten werden, die beide über dieselben Abmessungen verfügen: 6,95 Meter lang, 2,32 Meter breit und 2,95 Meter hoch. Eine nach Kundenwunsch von der Maurer-Fahrzeugbau individuell erstellte Version soll ab 2020 erhältlich sein. Die auf dem WOF-Modell Bela P69 basierende Ausführung des Iridium mit vier Tonnen zulässigem Gesamtgewicht hat den gängigen Grundriss an Bord: vordere Sitzgruppe samt drehbaren Frontsesseln und seitlichem Zusatzsitz, Küchenblock, Nasszelle und Längs-Einzelbetten im Heck. Die geräumige Heckgarage nimmt bei Bedarf auch einen Motorroller auf.

,,Die ersten Kunden, die das Fahrzeug auf der Messe bestellen, können damit noch in diesem Jahr in Urlaub fahren. Wir planen die ersten Auslieferungen der E-Fahrzeuge ab Juli oder August", verspricht WOF-Geschäftsführer Thomas Gräter, verkneift sich aber einen Kommentar zu den Absatzerwartungen. ,,Das können wir selbst schwer einschätzen. Wir kalkulieren zunächst erstmal mit 30 Exemplaren."

Knackpunkt neben der eingeschränkten Reichweite, die bei aktiven Reisemobilisten ja noch stärker ins Gewicht fällt als beim täglichen Pkw-Gebrauch, dürfte vor allem der Preis sein. 169.000 Euro kostet der E-Iridium P69. Nur zum Vergleich: Der ,,normale" Bela P69 Edition auf Citroen-Jumper-Basis wird bereits ab 43.990 Euro angeboten.

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