Schlechte Noten beim Ladesäulencheck

Auch wenn die Verkaufszahlen bei den E-Autos hochschnellen: Unterwegs Strom zu laden ist für die Mehrzahl der E-Auto-Fahrer nach wie vor 'eine Zumutung'. So sieht es jedenfalls der Stromanbieter LichtBlick als Resultat seines aktuellen Ladesäulenchecks.


Auch wenn die Verkaufszahlen bei den E-Autos hochschnellen: Unterwegs Strom zu laden ist für die Mehrzahl der E-Auto-Fahrer nach wie vor "eine Zumutung". So sieht es jedenfalls der Stromanbieter LichtBlick als Resultat seines aktuellen Ladesäulenchecks.

Die Gründe für diese negative Bewertung: Die Tarife sind undurchsichtig. Es gibt eine Vielzahl an Abrechnungsverfahren. Und der Zugang zu den rund 30.000 öffentlichen Strom-Zapfsäulen in Deutschland ist kompliziert, heißt es.

Mit Datendienstleister Statista hat LichtBlick die Tarife von 14 Anbietern unter die Lupe genommen. Auch die Angebote von zwei Roaminganbietern sind Teil der Analyse. "Das Resultat ist leider ernüchternd: Gegenüber den Vorjahren sind kaum Fortschritte zu verzeichnen", resümiert ein Unternehmenssprecher.

Der Vergleich der zahlreichen Ladesäulentarife gleicht demnach "einer Doktorarbeit für Statistiker. Für Verbraucher ist dieser Tarifdschungel nicht zu durchschauen". Wer unterwegs Strom laden will, erfährt häufig erst später mit der Abrechnung den wirklichen Preis. Und der kann erheblich variieren, wie der Vergleich für eine 100-Kilometer-Stromladung eines BMW i3 an einer Standard-Ladesäule (AC) zeigt:

Zum Haushalts-Strompreis würde die Ladung 4,73 Euro (31,5 Cent pro kWh) kosten. An der Ladesäule ist es fast immer teurer. Die untersuchten Anbieter verlangen zwischen 4,80 Euro (32 Cent/kWh, Stadtwerke Dresden) und 7,75 Euro (52 Cent/kWh, E.ON). In Hamburg fallen 6,66 Euro (44 Cent/kWh, Stromnetz Hamburg) an und in Berlin 6 Euro (40 Cent/kwh, Allego). Bei zwei Anbietern können E-Auto-Fahrer kostenlos laden - offenbar lohnt sich der Abrechnungsaufwand noch nicht.

Teuer wird es auch an Schnellladesäulen. Hier verlangen die Anbieter zwischen 48 Cent (EWE, ENBW) und 77 Cent (Ionity) pro Kilowattstunde. Vier der untersuchten Anbieter verlangen Pauschalpreise von 5,56 Euro (Stadtwerke Düsseldorf) bis 14,49 Euro (Comfortcharge) pro Ladevorgang. Gerade wenn man nur wenige Kilowattstunden lädt, geht das ins Geld. Zudem berechnen einige Betreiber Zusatzgebühren für jeden Ladevorgang.

Noch teuer ist laut LichtBlick in der Regel das Roaming, also das Laden über Drittanbieter: Lädt ein E-Auto-Fahrer an einer E.ON-Ladesäule mit dem Dienstleister New Motion, zahlt er 8,69 Euro für 100 Kilometer Reichweite (statt 7,75 Euro beim Betreiber). Der Preis ist höher als die Kosten einer vergleichbaren Tankfüllung für einen Benziner, die mit 7,50 Euro zu Buche schlägt.

Und noch ein Problem: Der Zugang zu Ladesäilen ist oft kompliziert. Wer sein E-Auto in unterschiedlichen Regionen Deutschlands laden will, muss sich eine Vielzahl von Apps oder Ladekarten besorgen und sich jeweils registrieren. Roaming-Dienstleister lösen dieses Problem, indem sie eine Karte für Zehntausende Ladepunkte anbieten. Sie lassen sich diesen Service durch teils kräftige Aufschläge bezahlen, so LichtBlick. Und das Tarifchaos bleibe.

Der Stromlieferant fordert deshalb eine grundlegende Reform. So sollen öffentliche Strom-Zapfsäulen allen Versorgern zur Verfügung stehen. Diese zahlen dafür ein Nutzungsentgelt an die Betreiber. Der Vorteil: Verbraucher wählen unter den wettbewerblichen Fahrstrom-Angeboten vieler Versorger - und können dann zum Tarif ihres Wahlanbieters an jeder öffentlichen Ladesäulen tanken. "Das neue System schafft Transparenz, faire Preise und ermöglicht auch unterwegs ein einfaches Laden des Elektroautos", so das Unternehmen.

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