
Sonst noch was? - Lieber mal überprüfen
„Vertrauen ist gut, Kontrolle ist“ besser befand bekanntlich ein gewisser Lenin, oder zumindest wird es ihm nachgesagt. Mit dieser grundsätzlichen Erkenntnis lassen sich jedenfalls gute Geschäfte machen.Â
Unsere Autos werden immer komplizierter und immer älter. Das ist ein Problem, finden die Prüforganisationen. Alte Autos haben mehr Defekte als neue, jedenfalls meistens und wenn die Autos auch noch vollgestopft sind mit Sensoren und Steuergeräten kann jetzt und in Zukunft noch viel mehr kaputtgehen. Â
Das muss geprüft werden finden ebenfalls wieder die Prüforganisationen und sind dabei mindestens so viel um die Sicherheit des Straßenverkehrs besorgt wie um ihre Bilanzen bemüht. Autonom fahrende Autos sollen etwa alle halbe Jahre zum Check, ältere normale Autos zumindest jährlich. So kann man mit ein wenig Lobbyarbeit und einem willigen Gesetzgeber kontinuierlich Einnahmen generieren. Schöne Idee eigentlich - aus Sicht der Prüforganisationen. Und der Autofahrer hat ja auch was davon, sitzt er doch in einem frisch gecheckten Auto und fühlt sich besser.
Blöd das die Prüfer gleichzeitig bemängeln müssen, dass sie all die netten elektronischen Errungenschaften moderner Autos gar nicht prüfen können. Im Grunde genommen können sie nur überprüfen, ob die Elektronik, die an Bord ist, an und ausgeht. Wie sie funktioniert, erschließt sich TÃœV und Co. nicht, weil sie die entsprechenden Daten nicht auslesen können oder dürfen. Da muss die Lobby halt nochmal ran. Â
Lobbyarbeit nutzt aber auch nicht immer etwas. So hatte die sogenannte Ampel in Berlin vor dem Aus noch beschlossen, rückwirkend die Abschreibung auf E-Autos als Dienstwagen zu erhöhen, um so den Absatz anzukurbeln. Das „Steuerfortentwicklungsgesetz“ blieb aber im Bundesrat hängen, obwohl die Autoindustrie dafür war. Und jetzt ist Wahlkampf, es passiert also nichts mehr. Dafür wird viel versprochen. Aber das kennen wir ja.
Im Wahlkampf ist eher keine Rede von Dingen wie einem Steuerfortentwicklungsgesetz. Wer denkt sich eigentlich solche Begriffe aus? Und was heißt das genau? Sorgt das Gesetzt dafür, das die Steuer verschwindet – fort mit ihr – oder wird sie weiterentwickelt, also smarter, ausgreifender, einnehmender? Normalerweise würde man letzteres vermuten, aber genau weiß man es eben nicht. Â
In immer mehr Autos könnten die Insassen jetzt einfach die KI fragen und bekämen dann eine mehr oder weniger sinnvolle Antwort, gerne versehen mit dem Hinweis, bei konkreten Fragen doch den Steuerberater zu fragen - je nachdem, welche KI gerade am Start ist beziehungsweise mit welchem Anbieter der Hersteller kooperiert. Â
Deutsche und europäische Autofahrer mögen KI im Auto übrigens nur so mittel. Immerhin 12 Prozent der potenziellen Neuwagenkäufer würden kein Auto mit KI an Bord kaufen, etwas mehr als die Hälfte ist eher skeptisch, haben wir dieser Tage einer Umfrage entnommen. Ganz anders in China. Da ist so eine künstliche Intelligenz an Bord für 84 Prozent ein Kaufgrund. Die Amerikaner folgen in Sachen KI eher dem leichten Unbehagen der Europäer. Es kommt halt drauf an, was man draus macht. Wir fänden es schon hilfreich, wenn die KI zum Beispiel faktenbasiert antworten würde. Das herauszufinden wäre dann doch schon wieder eine schöne Aufgabe für die Prüforganisationen. Sonst noch was? Nächste Woche wieder.