
Test: Audi Q5 Sportback 45 TFSI quattro - Ein wenig schräg
Wer für sein vieles Geld einen offensiven, wenn nicht gar aufsehenerregenden Auftritt haben will, kann mit dem Leser an dieser Stelle aufhören. Wer viel Geld hat und ein klassisches SUV mit ebensolchen Eigenschaften vorzieht: Unten geht's weiter.
Huch, sind wir heute mal wieder flippig. Und gönnen uns zum Test ein Auto, dessen Heckklappe ein wenig schräger geraten ist. Bei Audi heißt das: Q5 Sportback statt Q5. Hört sich besser an, hat ein dynamischeres Heck, weniger Platz und kostet dafür mehr. Eben die Logik deutscher Premium-Hersteller.
Ein Diesel wäre hier sicher die sparsamste Wahl bei den Motoren, ein Plug-in könnte für einen zumindest oberflächlichen grünen Anstrich sorgen. Aber was solls: Wir entscheiden uns mal wieder für einen ganz normalen Benziner, den 2,0-Liter-Vierzylinder in der Version mit 195 kW/265 PS. So viel Sport muss bei dieser Art Back schon sein.
Der Q5 ist kein neues Auto mehr, seine Premiere feierte das Mittelklasse-SUV bereits Anfang 2017, eine Modellpflege gabs 2020. Nochmal ein Jahr später brachten die Ingolstädter dann auf dieser Basis die Schrägheck-Variante auf den Markt. Wir fahren also ein zwei Jahre altes Modell, das im Kern schon über sechs Jahre alt ist und demnächst abgelöst wird.
Dafür hat sich der Audi wirklich mehr als prima gehalten. Gut, das Interieur wirkt ein ganz klein wenig angestaubt. Aber erstens sind wir das auch und zweitens gibt es uns keine Rätsel auf. Alles ist da, wo man es sucht. Es gibt Knöpfe und Tasten und nicht zuletzt ist die Verarbeitung auf dem gewohnten, überragenden Audi-Niveau.
Wobei man sich natürlich fragen kann, was für einen Vorteil so ein Sportback eigentlich bietet? Vom normalen Q5 unterscheidet sich das SUV-Coupé nämlich vor allem durch die flacher verlaufende Dachlinie und die stärker geneigte Heckscheibe. Der Gepäckraum fällt bei voller Bestuhlung mit 510 Litern rund 40 Liter kleiner aus, wird die verschiebbare Rückbank umgeklappt, stehen 1.480 Liter zur Verfügung, rund 70 Liter weniger als im Standardmodell. Es gibt aber auch mehr - nämlich mehr Preis. Denn für diesen Hauch mehr optische Sportlichkeit verlangen die Ingolstädter freche 3.600 Euro Aufschlag. Es war eben schon immer etwas teurer, ein schönes Heck zu haben, pardon zu fahren.
Beim Rundgang um den Neuling fällt der Längenzuwachs von 7 Millimetern zum steileren Schwestermodell nicht ins Auge. Bis zur gedachten vertikalen Linie zwischen dem hinteren Türschloss und der Dachlinie ist alles gleich. Erst ab hier greift der Unterschied, die neue Schrägheit, die sich inklusive Heckfenster bis zur Gürtellinie des Sportbacks zieht.
Serienmäßig wird der Audi passenderweise mit Sportfahrwerk ausgeliefert, alternativ gibt es adaptive Dämpfer oder Luftfedern - wie bei unserem Testwagen, dessen Grundpreis von immerhin 60.600 Euro um deutlich mehr als 10.000 Euro durch Extras gesteigert wurde. Wie erwähnt ist zu diesem Tarif der stärkere der beiden 2,0-Liter-Benziner an Bord. Ein wunderbarer, leiser und durchzugsstarker Motor, der mit den immerhin 1,85 Tonnen Leergewicht des Audi überraschend wenig Mühe hat. Wer von seinen 265 PS etwas haben will und öfter mal die Sprintfähigkeit (6,1 s) oder die Vmax (240 km/h) des SUV austesten will, wird allerdings schnell mit Verbräuchen von um die 15 Liter bestraft. Wir taten dies selbstredend nur zu Testzwecken und äußerst selten noch dazu. Trotzdem standen nach 14 Tagen 11,4 Liter Durchschnittsverbrauch zu Buche. Ein Wert, der den Spaß an diesem Audi und seinem schrägen Heck doch einigermaßen abkühlen ließ.
Das Sportfahrwerk wurde von uns übrigens keinesfalls als zu hart empfunden, vielmehr hatte es die schwere Karosserie sehr gut im Griff. Da auch an den Sitzen überhaupt nichts auszusetzen war, überzeugte der Q5 Sportback - wenig überraschend - auch und gerade auf der längeren Strecke.
Was noch auffiel: Trotz des dank Schrägheck etwas sportlicheren Auftritts, fällt der Audi im Straßenbild kaum auf. Das wollen wir unbedingt als Lob verstanden wissen, denn überdesignte, die Menschen geradezu belästigende Fahrzeuge gibt es ja mehr als genug. So wie sein Innenraum verströmt der Sportback auch durch sein Exterieur eine gewisse Gediegen- und Gelassenheit. Seine feine Linienführung, die sorgfältige Arbeit der Designer auch an vermeintlichen Kleinigkeiten fallen erst auf, wenn man das Auto ernsthaft unter die Lupe nimmt.
Würden wir die sportliche Schwester des Q5 also vorziehen? Ehrlich gesagt nein, denn die optische Differenz ist den Aufpreis und den Raumverlust letztlich nicht wert. Falls das jemand anders sieht: Auch mit dem Q5 als Sportback macht man - abgesehen vom hohen Verbrauch und dem äußerst selbstbewussten Preis - natürlich nichts falsch.
Audi Q5 Sportback 45 TFSI quattro - Technische Daten
Fünftüriges, fünfsitziges Schrägheck-SUV der Mittelklasse; Länge: 4,69 Meter, Breite: 1,89 Meter (mit Außenspiegeln: 2,14 Meter), Höhe: 1,66 Meter, Radstand: 2,82 Meter, Kofferraumvolumen: 510 - 1.480 Liter
2,0-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner, 195 kW/265 PS, maximales Drehmoment: 370 Nm bei 1.600 - 4.500 U/min, Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe (S-Tronic), Allradantrieb (quattro), 0-100 km/h: 6,1 s, Vmax: 240 km/h, Normverbrauch: 8,3 - 9,1 Liter/100 km, CO2-Ausstoß: 190 - 207 g/km, Abgasnorm Euro 6d, Testverbrauch: 11,4 Liter/100 Kilometer
Preis: ab 60.600 Euro
Kurzcharakteristik:
Warum: tolle Verarbeitung; komfortables Fahrwerk; starker, leiser Motor
Warum nicht: hoher Preis, hoher Realverbrauch, weniger Platz als im Q5
Was sonst: Mercedes GLC Coupé; Range Rover Velar