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Sonst noch was? Foto: SPX

Sonst noch was? - Beim Reisen lernen

Kaum lässt die Pandemie mal ein bisschen nach, strömen die Menschen zu den Flughäfen. Um zu erkennen: Die Welt ist jetzt eine andere.

Reisen bildet, man lernt eben immer was dazu. Wobei im Moment die Reisenden vor allem lernen, wo es überall klemmt - nicht nur in Deutschland. Wer gerade geschäftlich durch die Welt fliegen muss, lernt beispielsweise, dass der Vorgang nicht unbedingt vergnügungssteuerpflichtig ist und erheblich mehr Zeit beansprucht, als der Laie so vermutet. Unsereiner kann gewissermaßen vom Schreibtisch aus staunend feststellen, dass die Lufthansa fast im Stundentakt Mails schickt, um Flüge von Mitarbeitern zu stornieren oder auf allerlei Unwägbarkeiten in Sachen Gepäck oder Sicherheitskontrollen hinzuweisen. Wer wie früher als geübter Vielflieger ein knappes Stündchen oder weniger vor dem Abflug ins Airport-Parkhaus abbiegt kann eigentlich gleich wieder rausfahren.

Der ernst gemeinte Hinweis der Airline lautet jetzt, doch bitte auch zu Inlandflügen drei Stunden vorher da zu sein. Unter diesen Umständen ist im Inland die Bahn schneller, wenn sie denn fährt und auch mit dem Auto hätte man gute Chancen einmal quer durch die Republik zu kommen, wenn die Straßen denn einigermaßen frei wären. Sind sie natürlich nicht und die Bahn funktioniert bekanntlich auch höchstens nur so mittel. Dass die Reisenden daraus nicht unbedingt etwas lernen, ist ihnen kaum vorzuwerfen, die einen müssen reisen, die anderen wollen endlich mal wieder woandershin in Urlaub.

Wie die Lernkurve bei den Airlines, Flughafenbetreibern und sonstigen Logistikverantwortlichen ist, können wir nicht beurteilen. Immerhin gibt die Lufthansa schon mal zu, vielleicht ein bisschen zu viel Personal eingespart zu haben und auch den Fraports dieser Welt dämmert es, dass es nur so eine mittelgute Idee war, in Pandemiezeiten Bodenpersonal ersatzlos zu streichen. Letzteres war nämlich clever und hat inzwischen einen anderen Job, genau wie die vielen Menschen, die vormals in der Gastronomie gearbeitet haben und ebendort und nicht nur in Deutschland jetzt fehlen.

Vielleicht sind die jetzt auch alle bei Tesla. Dort hat jüngst unser Freund Elon alle Mitarbeiter aus dem Homeoffice heim in die Firma befohlen, was nicht so richtig geklappt hat. Offensichtlich hatte er vergessen, dass er inzwischen mehr Menschen beschäftigt. Die arbeitswilligen Angestellten fanden jedenfalls nicht nur keinen Parkplatz, sondern auch keine Plätze zum Arbeiten vor. Der Laden war schlicht voll. Ach ja, und das WLAN brach auch zusammen. Es mag hiesige Manager beruhigt haben, dass auch anderswo eher zu kurz gedacht wird.

Letzteres traf auch auf die chinesischen Eigentümer des rheinland-pfälzischen Flughafens Hahn zu. Die Älteren werden sich erinnern: Von hier startete Ryanair seinen Wachstumskurs in Deutschland, ehe der Flughafen wegen zu vieler Rabatte Pleite ging und eben an ein chinesisches Konsortium verkauft wurde. Das geriet wegen eher innerchinesischer Geschäfte in Schieflage und der Flughafen in der Folge gleich mit. Den insolventen Airport hat nun ein neues Frankfurter Unternehmen erworben, um ihn zu erhalten und vor allem den Passagierverkehr auszubauen. Dafür sucht man nun händeringend Personal. So wie andere Flughäfen, Fluglinien, die Bahn, Häfen, Speditionen, Busunternehmen und eigentlich alle, die irgendetwas mit Transport zu tun haben. Wir drücken die Daumen. Sonst noch was? Nächste Woche wieder.

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