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Sonst noch was? Foto: SP-X

Sonst noch was? - Genaue Daten - unsaubere Ergebnisse

Wer fährt wie viel? Wie klappt das mit dem CO2-Speichern? Wer putzt die Sensoren? Wir haben den Durchblick. Also: vielleicht.

Mitunter ist es schon erstaunlich, was moderne Forschung mithilfe von Datenanalysen zu Tage bringt. So durften wir gerade zur Kenntnis nehmen, dass die Bundesbürger in Flächenstaaten mehr Auto fahren als in Stadtstaaten. Echt jetzt? Da wären wir von allein nie draufgekommen. Immerhin wissen wir nun auch, dass der Berliner, so er denn überhaupt ein Auto sein Eigen nennt, im Schnitt 9.525 Kilometer damit im Jahr zurücklegt, der Schleswig-Holsteiner hingegen 12.317 Kilometer, also mit seinem, nicht mit dem des Berliners. Tatsächlich hätten wir sogar einen etwas größeren Unterschied erwartet. Check24 hat allerdings auch nur ausgewertet, was die Versicherungskunden als jährliche Fahrleistung angeben, nicht, was sie tatsächlich gefahren sind.

Dass zwischen Angabe und Wirklichkeit mitunter durchaus gewisse Diskrepanzen bestehen, ist nichts ja Neues. Die Älteren unter uns werden sich beispielsweise an den Dieselskandal erinnern. Aber auch bei neueren technischen Errungenschaften gibt es mitunter deutliche Unterschiede zwischen Theorie und Praxis. Theoretisch kann Shell beispielsweise aus gecracktem Erdgas sauberen, CO2-neutralen Wasserstoff herstellen, indem das bei der Produktion freigesetzte Klimagas gespeichert wird. Praktisch klappt das, wie aktuelle Zahlen aus der kanadischen Provinz Alberta zeigen, nur so mittel. Von den ohnehin nur 80 Prozent des zu verarbeitenden CO2 der Anlage werden nur 60 Prozent gespeichert und selbst die sind optimistisch, weil die Anlage im Betrieb noch erkleckliche Mengen selbst produziert oder in Form von Methan verliert. Ganz am Ende werden dann rund 40 Prozent gespeichert. In absoluten Zahlen ausgedrückt gibt Shell an, seit Ende 2015 mehr als 5 Millionen Tonnen CO2 gebunden zu haben. Allerdings stieß die Anlage im gleichen Zeitraum 12,5 Millionen Tonnen CO2 aus. Shell wirbt derweil weiter für öffentliche Subventionen, damit dieser Erfolg im größeren Stil ausgebaut werden kann und es sich global auch positiv auf das Klima auswirkt. Übrigens sind, wie wir dem ,,Spiegel" entnehmen konnten, seit 1995 die meisten der weltweit insgesamt 263 CO2-Speicherprojekte gescheitert. Schade eigentlich, klang doch wie eine gute Idee.

Eine gute Idee ist auch das autonome Fahren, verspricht es doch weniger Unfälle, mehr Sicherheit, weniger Stress und nicht zuletzt überhaupt die Möglichkeit, auch in kleineren Einheiten öffentlichen Nahverkehr zu organisieren, ohne schon an solchen banalen Problemen wie fehlenden Fahrern zu scheitern. Die fahrdynamischen Herausforderungen dabei scheinen inzwischen weitgehend gelöst, es hapert noch an Kleinigkeiten wie der Kommunikation mit der Umwelt und dem genauen Erfassen derselben.

Für letzteres gibt es eine Fülle von Sensoren, deren neueste Generation jüngst auf der CES vorgestellt wurden. Die meisten stammen von Start-ups, was nichts Schlechtes sein muss. Die eigentliche Geschäftsidee scheint aber in nicht wenigen Fällen die Entwicklung eines gescheiten Produkts zu sein, mit der Option, sich anschließend aufkaufen lassen. Das mag jeder handhaben wie er möchte und bestimmt sind die vielen Optionen, die notwendigen Sensoren in preislich gut skalierbarer Art zu produzieren, ganz toll. Aufgefallen ist uns hingegen ein Start-up, das sich um die Reinigung der Sensoren kümmert. Denn hier hakt es, wie jeder weiß, der ein Auto mit Abstandsradar fährt. Kaum ist das Wetter schlecht oder man fährt durch eine schmutzige Pfütze meldet sich das System ab. Wenn dermal einst lauter autonome Autos unterwegs sein werden, wäre es schon schön, wenn die Sensoren nicht dauernd verschmutzen. Sonst, ist zu befürchten, steht der Verkehr dann ganz schnell still.

Wir vermuten, das Problem hat die Industrie längst im Blick. Jedenfalls hoffen wir es. Wenn nicht, hat vielleicht der älteste Autohersteller der Welt das richtige Produkt. Die Schwaben haben in den vergangenen Tagen in Zusammenarbeit mit dem Berliner Unternehmen ic! die Modelle MB07 bis MB10 vorgestellt. Bei der Entwicklung ,,stand Reduktion als Ausdruck eines neuen Luxusgefühls im Vordergrund". Ach ja, ,,sinnliche Linienführung" und geringes Gewicht waren auch noch wichtig, um ,,modernen Luxus in die Welt der Brille" zu übersetzen. Ach so. In diesem Sinne hoffen wir auf Durchblick bei der Entwicklung neuer Ideen. Sonst noch was? Nächste Woche wieder.

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