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mid Groß-Gerau - In Deutschland wird auch während der Coronakrise weiter fleißig gependelt. Pixabay.com

Trotz Corona: Deutschland bleibt Pendlerland

Deutschland ist auch in der Corona-Pandemie eine 'Pendlerrepublik': Wie die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) einschätzt, sind es teure Mieten und Häuserpreise, die Millionen Beschäftigte zu stundenlanger Fahrerei zwingen.


Deutschland ist auch in der Corona-Pandemie eine "Pendlerrepublik": Wie die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) einschätzt, sind es teure Mieten und Häuserpreise, die Millionen Beschäftigte zu stundenlanger Fahrerei zwingen.

"Längst nicht jeder kann Homeoffice machen - viele Menschen müssen weite Pendelwege in Kauf nehmen, um zur Arbeit zu kommen. Strecken von mehr als 100 Kilometern sind etwa für Bauarbeiter alles andere als eine Seltenheit", sagt IG Bau-Bundesvorsitzender Robert Feiger. Ein Hauptproblem: Das Wohnen habe sich in den vergangenen Jahren besonders dort extrem verteuert, wo viele Arbeitsplätze entstanden seien - in Metropolen wie Berlin, München und Frankfurt, aber auch in den Ballungsräumen und Universitätsstädten, so Feiger.

Der Gewerkschafter verweist auf neueste Zahlen der Bundesagentur für Arbeit, die die IG Bau ausgewertet hat. Demnach arbeiteten im vergangenen Jahr gut 3,5 Millionen Arbeitnehmer nicht in dem Bundesland, in dem sie lebten. So verlässt mehr als jeder zehnte sozialversicherungspflichtig Beschäftigte sein Bundesland auf dem Weg zur Arbeit. Im Vergleich zum Vorjahr nahm die Zahl der Fern-Pendler um 4,5 Prozent zu.

Zu den Ländern, in die besonders viele Menschen von außerhalb zum Arbeiten komen - sogenannte Einpendler -, zählen Nordrhein-Westfalen (461.000), Baden-Württemberg (426.000), Bayern (425.000), Hessen (408.000) sowie die Stadtstaaten Hamburg (368.000) und Berlin (366.000). Einen besonders hohen Anteil an Auspendlern - also Beschäftigten, die für den Job ihr Bundesland verlassen - gibt es in Niedersachsen (454.000), Rheinland-Pfalz (338.000), Brandenburg (305.000), Schleswig-Holstein (244.000) und Sachsen-Anhalt (141.000).

"Die Zahlen bewegen sich seit Jahren auf einem sehr hohen Level. Das geht nicht nur zulasten der Betroffenen, denen wertvolle Zeit für Familie und Hobbys verloren geht, sondern schadet auch der Umwelt", sagt Gewerkschaftschef Feiger. Ein entscheidender Beitrag gegen den "Pendel-Wahnsinn" sei die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum. "Am Ende hilft nur eins: Mehr bezahlbare Wohnungen - und zwar möglichst in den Orten, in denen die Menschen arbeiten und leben wollen", so Feiger. Auch vor diesem Hintergrund begrüßt er das Vorhaben der Ampel-Koalition, pro Jahr 400.000 neue Wohnungen zu errichten - darunter 100.000 geförderte Sozialwohnungen.

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