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Sonst noch was? Foto: SPX

Sonst noch was? - Neue Erkenntnisse und schöne Gesten

Kaum ist die CSU raus aus dem Verkehrsministerium gehen Brücken kaputt und Minister werden schlauer. Und Schuldfragen sind auch schnell geklärt.

Hinterher ist man bekanntlich immer schlauer. Da ist auch unser neuer Verkehrsminister keine Ausnahme. Volker Wissing hat jetzt in einem Interview im Prinzip den künftigen Neuwagenkäufern geraten, E-Autos zu kaufen, weil die Nutzung fossiler Antriebe immer teurer werde und die E-Fuels dort eingesetzt werden sollen, wo sie am effektivsten sind. Die vor der Wahl noch propagierte Technologieoffenheit in Sachen CO2-Minimierung weicht beim Minister also der normativen Kraft des Faktischen: Solange es nicht genug regenerativ erzeugten Strom gibt, kann man davon auch keine E-Fuels für alle erzeugen. Dann sind an der Stelle Flugzeuge wichtiger.

Flugzeuge sind aber leider keine Lösung, wenn es um die vielen kaputten Brücken im Land geht. Nachdem seit ein paar Tagen fest steht, dass man die Talbrücke Rahmede abreißen muss, klafft ein etwa brückengroßes Loch in der A 45, was diese Verbindung vom Ruhr- ins Rhein-Main-Gebiet, sagen wir mal, etwas umständlicher macht. Um den in Lüdenscheid entstehenden Freitagsstau zu umgehen, fahren nicht wenige Autofahrer vom Norden kommend lieber in den Freitagsstau um Köln, dazu noch 50 Kilometer weiter und sind doch schneller.

Leider ist die kaputte Brücke kein Einzelfall, wie der ,,Spiegel" von der neuen Autobahn GmbH erfahren hat. Anscheinend haben sich die Länder in den vergangenen Jahrzehnten den Zustand ihrer Brücken ,,schöngeguckt", um die Kosten und Baustellenstaus auf die Zeit nach der nächsten Wahl zu verschieben. Da das zuverlässig immer wieder so war, kann es nun passieren, dass in naher Zukunft noch mehr neuralgische Brücken für den Verkehr nicht mehr geeignet sind. 200 Autobahnbrücken stehen wohl zur Sanierung an. Wenn sie neu gebaut werden müssen, könnte es etwas dauern, was dann auch wieder Unmut erzeugt. Die bislang eingestellten 600 Millionen Euro dafür werden wohl eher nicht reichen. Vielleicht beugt die Autobahn GmbH aber auch nur vor, damit sie die Schuld an künftigen maroden Brücken von sich weisen kann.

Die Schuldfrage ist dagegen bei einem Autofahrer in Kulmbach keine. Er war am Steuer seines BMW-SUV deutlich zu erkennen, als er mit überhöhter Geschwindigkeit geblitzt wurde. Die 11 km/h mehr als erlaubt kosten ihn jetzt 1.500 Euro und er darf einen Monat nicht mehr selbst hinters Steuer. Nein, die bayrische Polizei hat nicht eigenmächtig Schweizer Bußgeldhöhen im Freistaat eingeführt. Die etwas angehobene Gebühr gegenüber den für dieses Delikt üblicherweise fälligen 20 Euro ist als eine Art Erziehungsmaßnahme zu betrachten. Der Mann am Steuer wusste, dass es gleich blitzt und tat dieses Wissen mit ausgestreckten Mittelfinger Richtung Kamera auch kund. Die Polizeibeamten fühlten sich beleidigt und das Amtsgericht Kulmbach gab ihnen recht. Gegen derlei reflexhafte Wutausbrüche hilft selbstverständlich mehr Achtsamkeit und die nötige Gelassenheit, Dinge zu akzeptieren, die man nun mal nicht ändern kann.

Das lernt man beispielsweise beim Fußball. Na gut, auch dort klappt es nicht immer, aber die Grundidee von Fairness und dass es ziemlich sinnlos ist, mit dem Schiedsrichter zu diskutieren, lernt man schon - irgendwann. Und das Gewinnen nicht alles ist, weiß auch jeder, der schon mal gekickt hat. Just diese sanfte Abkehr vom reinen Leistungsprinzip unterstützt jetzt Opel mit einem Sondermodell des Rocks-e für die U16 von Borussia Dortmund. Wichtig ist, dass man in dieser Klasse, also mit 15 einen Mopedführerschein machen kann und damit den gelb-schwarzen BVB-Opel mit 45 km/h ebenfalls legal fahren darf. Natürlich dürfen auch ältere Spieler den Rock-e fahren und die Fans sowieso. Allerdings fahren die einen lieber Lambo oder ähnliches, und die anderen tendieren wohl eher zu einem Astra als einem Rocks-e.

Aber es zählt ja die Geste. Man macht eben auch die mobil, die nicht immer gewinnen. Das Gefährt hätte in früheren Jahren übrigens auch manchen BVB-Profis genutzt, die ihre Sportwagen schon mal ohne Führerschein bewegten - damals, als Dortmund zum vorläufig letzten Mal Deutscher Meister wurde. Sonst noch was? Nächste Woche wieder.

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