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Sonst noch was? Foto: SPX

Sonst noch was? - Gelbe Ampel für grüne Ideen

Der neue Verkehrsminister ist nicht von der CSU, die Bahn will mehr Wettbewerb für Flugverkehr, keiner will ein Tempolimit und gefeiert werden muss das alles auch noch.

Es ist vollbracht: Habemus Ampel. Und zwar ohne einen grünen Verkehrsminister. Wer hätte das gedacht. Es gibt auch kein Tempolimit und keinen definierten Ausstieg aus den Verbrennungsmotoren für Pkw. Dabei ist doch noch gar nicht Weihnachten. Die Zahl der E-Autos soll bis 2030 bloß auf 15 Millionen ansteigen. Dieses Jahr haben wir die erste Million im Bestand gerissen, das wird also noch dauern. Genaueres Nachzählen ergibt allerdings, dass vor allem gegen Ende des Jahrzehnts dann schon sehr viele, wenn nicht alle Neuzulassungen elektrisch fahren werden müssen, um die Zielvorgabe zu erreichen und das ist dann schon so etwas wie das Ende der Verbrenners. Es heißt halt nur anders.

Aber wir wollen nicht mäkeln, sondern blicken frohgemut nach vorne. Das macht gerade auch die Bahn. Die bleibt nämlich nicht nur an einem Stück, was den Eigentümer angeht, sondern glänzt zu den ampeligen Feierlichkeiten mit der Meldung, noch vor Weihnachten gleich 20 neue Züge mit je 13 Waggons einzusetzen, um dem innerdeutschen Flugverkehr ein wenig mehr Konkurrenz zu machen. Jeder dieser Züge schafft 1.100 Passagiere und damit so viel wie drei Kurzstreckenflieger. Respekt. Jetzt muss nur noch am Reisetempo und an der Pünktlichkeit gearbeitet werden. Beim Tempo werden die Züge gerne von innerdeutschen Regionalempfindlichkeiten ausgebremst, bei der Pünktlichkeit unter anderem vom Schienensharing mit allerlei langsameren Vertretern aus dem eigenen Haus.

Das kann die Bahn in Italien besser, wie wir einem Bericht des Spiegel entnehmen konnten. In Italien reichen planmäßige Fünfminutenintervalle zum pünktlichen Zugwechsel. In Italien! Sagen wir mal so: Auch an dieser Stelle wird es dem ersten Nicht-CSU-Verkehrsminister seit Menschengedenken nicht langweilig werden.

Zwischenzeitlich könnte er den technischen Fortschritt bestaunen. Der zeigte sich dieser Tage in einem Rekord für elektrisches Fliegen. Das von Rolls-Royce mitentwickelte Elektroflugzeug ,,Spirit of Innovation" hat nämlich erfolgreich mehrere Geschwindigkeitsrekorde gebrochen. Haben wir gelesen. Mitte November soll der Einsitzer über die 3-Kilometer-Distanz im Schnitt 555,9 km/h schnell geflogen sein. Bisher lag die Bestmarke über diese Strecke bei 213,04 km/h. Nun ist ein Einsitzer zwar noch nicht wirklich die Lösung für die Mobilitätsprobleme von morgen, aber der Geist der Innovation wohnt dem Projekt allemal inne. In Zukunft sehen wir dann gemeinsam mit Herrn Wissing einem elektrisierenden Wettbewerb um den saubersten und schnellsten Weg Menschen von A nach B zu bringen entgegen. Wir schätzen die Chance, schneller wirtschaftliche E-Flugzeuge zu entwickeln als Bahnstrecken in Deutschland zu erweitern nicht allzu klein. Während der letzten Legislaturperiode kamen ganze 67 Kilometer dazu.

Als Preis würden wir gerne ,,La Bouteile Noire" von Champagne Carbon ausloben, befürchten aber, das Einzelstück für einen Bugatti-Fan ist nicht auf dem Markt. Wer mal gucken will, kann bis 1. Dezember am Leicester Square in London einen Blick auf die 15-Liter-Flasche nebst zugehöriger Kiste werfen. Letztere ,,stellt ein Meisterwerk der Ingenieurskunst dar." Nichts weniger hätten wir erwartet. Falls es jemand genauer wissen will: ,,Die zukunftsweisende Technologie im Inneren umfasst eine automatische und nach dem Prinzip der Festkörperthermodynamik funktionierende Kühlzelle - wie sie normalerweise nur bei erdumlaufenden Satelliten zum Einsatz kommt. Dazu sorgen 14 High-End-Lüfter dafür, dass innerhalb der Box stets kühle Luft zirkuliert."

Das wollen wir mal hoffen, auf das die Füllung der Carbon-Flasche - ja, die ist aus Carbon und nicht aus Glas - wohltemperiert serviert werden kann. Die Chardonnay- und Pinot-Noire-Trauben für die Edelbrause stammen übrigens aus dem sonnigen Jahr 2002. Damals startete Bugatti seine Wiedergeburt mit der Arbeit am Veyron. So viel Gemeinsamkeit musste dann schon sein. Dazu passt, dass wir uns heute nochmal abschließend an der dargestellten Gemeinsamkeit der Ampel erfreuen, bevor es dann demnächst auch an dieser Stelle bestimmt wieder ans Meckern gehen wird. Irgendwas geht schließlich immer. Sonst noch was? Nächste Woche wieder.

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