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Sonst noch was? Foto: SPX

Sonst noch was? - Fast clever

Auch die vergangene Woche brachte wieder Nachrichten über innovative Ideen und besondere Lösungen. Manche waren schon fast typisch, anderer doch eher erstaunlich.

Als die Autowelt noch so war, wie die Älteren unter uns sie mochten, gehörte es zu den besonderen Qualitätssignets, dass Sitze und Interieur mit edlem Leder, gerne vom britischen Tierhäutespezialisten Connoly, ausgeschlagen waren. Das Leder gab es in vielen Farben, noch mehr Steppungen, Raffungen sowie unzähligen abgesetzten Nähten und sah in der Regel klassisch gut aus und roch auch so. Zugegeben, so ausgestattet fuhren eher Luxusautos vor, dem gemeinen Volk waren schon immer normale Stoffe und oder Kunstleder genug.

In unserer immer nachhaltigeren Welt finden sich nun immer mehr Menschen, die lieber nicht auf der Pelle einer toten Kuh sitzen wollen, sich aber Luxus leisten können. Vegan soll das Auto sein, aber Oberklasse. Just für diese Zielgruppe hat Mercedes bei der S-Klasse nun ab Werk ein lederfreies Interieur im Angebot. Und während bei fast allen Modellreihen der Schwaben Ledersitze extra kosten, ist es jetzt der Verzicht darauf. Rund 4.500 Euro nimmt Mercedes für die Stoff- und Kunstledertäfelung von Sitzen und Interieur. Clever waren sie schon immer, die Schwaben. Erst werden die serienmäßigen Ledersitze in den Basispreis eingerechnet, dann der Verzicht darauf aufpreispflichtig. Wobei der kleine Aufpreis im Verhältnis zum Kaufpreis einer S-Klasse wirklich kaum der Rede wert ist. Und dem echten Connaisseur, der sein Auto bei Rolls Royce oder Bentley fertigen lässt, dürfte ein Bagatellbetrag dieser Größe bestenfalls ein zartes Zucken eines Augenlids wert sein. Wer seinen Rolls gerne vegan hätte, wird, ohne das wir es aus eigener Anschauung genau wissen, eher den Preis einer S-Klasse zusätzlich zahlen.

Dem echten veganen Autofan geht derlei aber nicht weit genug, was wir dieser Tage den üblichen Quellen ernsthafter Recherche entnehmen konnten. Das für seine extrem seriösen Meldungen bekannte Nachrichtenportal ,,Postillion" hatte aufgedeckt, dass Esso an veganem Sprit forscht und diesen demnächst anbieten will. Das Benzin, für das kein Dinosaurier jemals gestorben ist, wurde sofort zum medialen Renner und in nicht wenigen Foren tatsächlich ernsthaft diskutiert. An dieser Stelle erlauben wir uns den Hinweis, dass die neuen künstlich hergestellten CO2-freien E-Fuels übrigens auch ohne Dinosaurier auskommen und hüllen ansonsten den Mantel des Schweigens über die Thematik. Es hat schon seinen Grund, dass die Teleskope auf der Suche nach intelligentem Leben im All von der Erde weggerichtet sind.

Was nicht heißen soll, dass es hiernieden nicht auch clevere Ideen gibt. So hat jüngst ein britisches Unternehmen einen Reservekanister für E-Autos vorgestellt. Dabei handelt es sich um eine tragbare Batterie im Format eines Handgepäck-Rollkoffers, die immerhin 4 kWh fasst. Genug, um hoffentlich mit einem gestrandete E-Auto bis zur nächsten Ladesäule zu kommen. Allerdings dauert es ein geschlagenes Stündchen, bis die Energie vom Reserve-Akku in den des Autos gestromert ist. Da empfiehlt es sich rechtzeitig vor dem Liegenbleiben ein lauschiges Plätzchen zu suchen. Beispielsweise, um in Ruhe über seine Sünden nachzudenken oder im Falle des paarweisen Strandens welche zu begehen.

Zu den größeren Sünden der Autoindustrie allgemein und der deutschen insbesondere gehört der sogenannte Dieselskandal, der inzwischen auch schon ein paar Jahre und entsprechend viele neue Katastrophen her ist. Die Folgen hat dieser Tage der GDV einmal nur für seine Branche addiert. Genau genommen für die Rechtsschutzversicherer. Im Streit mit Autoherstellern haben bis Ende Oktober 380.000 Kunden diese Versicherung in Anspruch genommen. Der verhandelte Streitwert stieg über die Jahre auf 9,8 Milliarden Euro. Nur in Deutschland. Der Dieselskandal ist damit zum teuersten Schadensereignis für Rechtsschutzversicherer überhaupt geworden. Wenn wir uns recht erinnern, kommen dazu noch hier und da in der Welt ein paar größere Summen für Strafzahlungen und Vergleiche - und das alles nur, weil man besonders clever sein wollte. Aber hinterher ist man bekanntlich immer schlauer. Sonst noch was? Nächste Woche wieder.

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