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Nach der MT-07 und ihrer tourigen Halbschwester Tracer 700 sowie der Reiseenduro Ténéré 700 stellt Yamaha mit der R7 nun das vierte Modell mit dem charaktervollen CP2-Motor mit 689 Kubikzentimetern Hubraum vor Foto: Yamaha
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Fahrbericht: Yamaha R7 - Ein Supersportler für jeden Tag

Yamaha bringt mit der R7 ein universell einsetzbares und gut beherrschbares Sportmotorrad zum günstigen Tarif, das zeigt, dass man für Sport beim Motorrad nicht unbedingt höchste Leistung braucht.

Supersportler haben zwar keineswegs ihre Faszination, aber ihre Bedeutung am Markt verloren. So hochgerüstet, wie eine BMW M 1000 RR, eine Ducati Panigale V4 oder eine Honda Fireblade auch daherkommen, um ihre Monsterleistungen auf den Asphalt bringen zu können, so niedrig sind im Gegensatz ihre Absatzzahlen. Es handelt sich bei allen um technologische Leuchttürme. Nur beim jüngsten Mitglied dieser erlauchten Gesellschaft ist das anders: Die Yamaha R7 trägt einen hunderttausendfach bewährten Großserienmotor mit 700 Kubikzentimetern Hubraum zwischen den Rädern und basiert auch ansonsten auf der schon jahrelang extrem erfolgreichen MT-07. Neu ist primär ihr modifiziertes Fahrwerk, ihre supersportliche Karosserie und die damit verbundene sportliche Sitzposition. Ebenfalls neu ist deshalb ihr Preisrahmen: 9.390 Euro kostet die R7 mindestens. Dafür gibt's dann einen Supersportler, der sich im ersten Fahrtest als universell einsetzbar gezeigt hat: Der Landstraßenspaß ist genauso gegeben wie Fahrfreude auf der Rennstrecke.

Nach der MT-07 und ihrer tourigen Halbschwester Tracer 700 sowie der Reiseenduro Ténéré 700 stellt Yamaha mit der R7 nun das vierte Modell mit dem charaktervollen CP2-Motor mit 689 Kubikzentimetern Hubraum vor. Es handelt sich um einen Zweizylinder-Reihenmotor mit 270 Grad-Hubzapfenversatz. Er ist drehmomentstark ausgelegt, agiert dabei zugleich ausgesprochen drehfreudig. Die Maximalleistung beträgt 54 kW/74 PS bei 8.750 U/min., das maximale Drehmoment erreicht 67 Nm bei 6.500 U/min. Natürlich erreicht dieser Motor gerade mal ein Drittel der Leistungswerte aktueller 1000er Superbikes. Doch es zeigt sich beim Fahren, dass viel Fahrfreude aufkommt. Denn es fällt leicht, die Kraft auf die Straße zu bringen, und zwar auch ohne elektronische Helferlein; abgesehen von einem herkömmlichen Zweikanal-ABS ist keine Fahrelektronik an Bord.

Man vermisst sie auch beim Angasen nicht: Das Fahrwerk zeigt sich stabil, die Doppelscheibenbremse vorne und die hintere Einzelscheibe erweisen sich als standfest. Und die sehr sportlich ausgelegten Bridgestone S22-Reifen liefern viel Grip. Spielerisch lässt sich die vollgetankt 188 Kilogramm leichte R7 um und in die Ecken werfen. Dabei begeistert die radial montierte, über eine Brembo-Bremspumpe angesteuerte Vierkolben-Bremsanlage mit einem herrlichen Druckpunkt und sattem Biss auf den knapp 30 Zentimeter großen Scheiben. Die voll einstellbare Kayaba-USD-Gabel mit 13 Zentimeter Federweg und 4,1 Zentimeter Durchmesser bietet erstaunlich viel Komfort und feines Ansprechverhalten. Das Kayaba-Monofederbein, in Vorspannung und Zugstufe justierbar, macht seine Sache ebenfalls gut. Man muss halt ein wenig an der Einstellung tüfteln, um großgewachsenen Fahrern gerecht zu werden. Die Spitzengeschwindigkeit von 216 km/h ist für eine 700er sehr respektabel, für einen Supersportler natürlich eher bescheiden.

Im kurvigen Geläuf angekommen, zeigt sich das wirkliche Potential der R7 und beantwortet damit die über allem schwebende Frage, ob 73 PS für ein Sportbike ausreichen. Der Twin hängt direkt am Gas und zieht bereits ab 3.000 Touren nachhaltig an. Selbst untertourig bringt ihn nichts aus der Ruhe. So kann man schaltfaul übers Land cruisen oder auch mal auf verwinkelten Bergstraßen im Attacke-Modus angasen; denn auch oberhalb von 5.000 U/min. überzeugt die Leistungsentfaltung des Twin.

Die Eingewöhnung auf die R7 fällt ausgesprochen leicht: aufsitzen und gleich heimisch fühlen. Mit einer Sitzhöhe von 83 Zentimetern sitzt man, sportbiketypisch, relativ hoch, dennoch werden auch kleinere Fahrer gut ihre Position finden, da Tank und Sitz angenehm schmal geschnitten sind. Die Rasten sind insgesamt nicht zu hoch montiert, sondern gerade recht, um einen angenehm sportlichen Kniewinkel herzustellen. Die Lenkerenden befinden sich unterhalb der Gabelbrücke und unterstreichen die sportliche, an eine R6 angelehnte Ausrichtung.

Trotz großgewachsenem Tester passt die Ergonomie in allen Punkten überraschend gut. Insbesondere der Knieschluss am 13 Liter fassenden Tank ist perfekt, sodass selbst beim chilligen Dahincruisen an der andalusischen Küste kein unnötiger Druck auf die Gelenke wirkte.

Verlässt man besiedeltes Gebiet und schwenkt ein auf eine schnelle Verbindungsetappe in Richtung Bergland, so begeistert der ausbleibende Winddruck. Die R7 hat trotz ihrer geringen Stirnfläche einen genialen Windschutz. Es gibt keine lästigen Verwirbelungen, aber einen sehr guten Blick auf das aufgeräumte, bei zu viel Helligkeit jedoch leicht spiegelnde LC-Display. Hier haben die Aerodynamiker und Ergonomen ganze Arbeit geleistet.

Mit der Yamaha R7 ist ein einfach zugänglicher Supersportler entstanden, der auf der Landstraße Fahrspaß pur vermittelt und auch einen Track-Day nicht zu scheuen braucht. Dazu kommen ein ansprechendes, modernes Design und ein erschwinglicher Preis, auch wenn der 170 Euro zusätzlich kostende Quickshifter nur das Aufwärtsschalten kupplungslos möglich macht. Die R7 beweist eindrucksvoll, dass man nicht unbedingt ein mit Elektronik vollgepacktes Gerät benötigt, um Spaß zu haben! 20 Jahre nach der Supersportler-Primetime steht eine neue Fahrzeuggeneration bereit, um das Segment wieder zu befeuern. Da auch eine 48 PS-Version im Angebot ist, dürften junge Leute einen leichten Zugang zur R-Welt finden. Vielleicht werden sie ja auch dort heimisch: Diverses Zubehör für Rennstreckeneinsätze hat Yamaha gleich mitentwickelt. Und die passende Rennserie ebenfalls.



Yamaha R7 - Technische Daten
Motor: Flüssigkeitsgekühlter Parallel-Zweizylinder-Viertaktmotor, 689 ccm Hubraum, vier Ventile pro Zylinder, DOHC, 54 kW/73,4 PS bei 8.750 U/min., 67 Nm bei 6.500 U/min; Einspritzung, 6 Gänge, Kette
Fahrwerk: Aluminium-Brückenrahmen; 4,1 cm Upside-down-Telegabel vorne, 13 cm Federweg; Aluminium-Zweiarmschwinge hinten, Gasdruck-Zentralfederbein, Vorspannung und Zugstufendämpfung einstellbar, 13 cm Federweg; Leichtmetallgussräder; Reifen vorne 120/70 ZR 17, hinten 180/55 ZR 17. 29,8 cm ø Doppelscheibenbremse vorne, 24,5 cm ø Einscheibenbremse hinten
Assistenzsysteme: ABS, a.W. Quickshifter
Maße, Gewichte und Verbrauch: Radstand 1,395 m, Sitzhöhe 83,5 cm, Gewicht fahrfertig 188 kg; Tankinhalt 13 l; Normverbrauch 4,9 l/100 km
Farben: Schwarz, Blau, Weiß-Rot (Aufpreis)
Preis: ab 9.390 Euro

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