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mid Mallorca - Der überarbeitete Lexus ES 300h. Die fast fünf Meter lange Limousine besticht vor allem durch ihr großzügiges Platzangebot, viel Komfort und geringen Realverbrauch. Christoph Reifenrath / mid
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Lexus ES 300h - Unbekannte Größe

Lexus hat seine 2018 in West- und Mitteleuropa eingeführte Business-Limousine ES 300h aktualisiert. Mit ihrem Voll-Hybrid-Antrieb der vierten Generation ist die Neuauflage eine durchaus beachtenswerte Alternative zu Benzin- oder Diesel-Limousinen der deutschen Premium-Anbieter. Der Motor-Informations-Dienst (mid) war mit der 65.550 Euro teuren Luxury Line-Ausstattung unterwegs.


Lexus hat seine 2018 in West- und Mitteleuropa eingeführte Business-Limousine ES 300h aktualisiert. Das neue Modell kann ab sofort bestellt werden. Mit ihrem
Voll-Hybridantrieb der vierten Generation ist die Neuauflage eine durchaus beachtenswerte Alternative zu Benzin- oder Diesel-Limousinen der deutschen Premium-Anbieter. Der Motor-Informations-Dienst (mid) war mit der 65.550 Euro teuren Luxury Line-Ausstattung unterwegs.

Hidden Champions, so nennt man Unternehmen, die kaum einer kennt, die aber in ihren jeweiligen Geschäftsfeldern Weltklasse sind, deren Produkte anderswo oft viel mehr gelten. Nicht selten stecken hinter diesen Erzeugnissen beharrliche, gleichzeitig kreative Tüftler, die ihre Kernideen immer weiter verbessern und sie dadurch zu hoher Perfektion bringen.

Auch die Automobilmarke Lexus, Edeltochter von Toyota darf - zumindest in Deutschland - als Hidden Champion gelten. Mit hierzulande insgesamt gerade einmal 1.789 Gesamt-Neuzulassungen von Januar bis August 2021 fährt das Unternehmen offensichtlich für viele deutlich unterhalb des Radars. Selbst Ferrari, ebenfalls nicht gerade eine Billigmarke, hat in Deutschland im gleichen Zeitraum 1.253 Fahrzeuge absetzen können. Doch die Lexus-Deutschland-Absätze sind tatsächlich nur ein kleiner, trügerischer Teil des Gesamt- Bildes. Denn seit dem Start der ES-Baureihe im Jahr 1989 hat das Unternehmen weltweit bereits rund 2,75 Millionen Einheiten dieser Baureihe verkauft - das Modell wird in mehr als 80 Ländern und Regionen angeboten.

Stichwort Beharrlichkeit, als weiteres Hidden Champion-Merkmal: Auch im ES hat Lexus den Vollhybrid - also jene Antriebsform, bei der der Verbrenner zwar in den meisten Fahrsituationen von einem kraftvollen E-Motor unterstützt wird, aufgrund ihrer relativ kleinen Batterie aber nur sehr kurze Strecken rein elektrisch fahren und nicht von außen aufgeladen werden kann - stets mit großer Zielstrebigkeit weiterentwickelt. Und das, obwohl solche Modelle hierzulande im Gegensatz zum Plug-in-Hybriden (PHEV) bereits seit geraumer Zeit nicht mehr gefördert werden und damit zumindest auf den ersten Blick weder die Umwelt noch das Portemonnaie besonders schonen.

Doch auch dieser erste Eindruck täuscht, wie wir bereits auf dem Weg zum Vorstellungstermin erfahren. Das Taxi, dass uns zum Flughafen bringt, ist - Zufall oder nicht - ein Camry Hybrid, das technisch weitgehend baugleiche Toyota-Parallel-Modell zum Lexus ES. Beim Blick auf dessen Verbrauchsanzeige macht staunen: 5,2 Liter Durchschnittsverbrauch sind da zu lesen. Wohlgemerkt im harten Taxi-Einsatz. Wenn er es drauf anlege, könne er aber auch eine Vier vor dem Komma schaffen, erzählt uns der Fahrer. Und überhaupt: technische Probleme oder unerwartete Reparaturen gäbe es bei diesem Auto eigentlich nie, es sei damit auch in Bezug auf seine Gesamtkosten eigentlich die bislang beste Wahl seiner langen Taxiunternehmer-Karriere.

Um es vorwegzunehmen: Bei den späteren Testfahrten können wir die reale Sparsamkeit des Toyota- beziehungsweise Lexus-Vollhybriden bestätigen. Der facegeliftete Lexus ES 300h bringt es im gemischten, durchaus sportlichen Stadt-, Überland- und Autobahnbetrieb auf spanischen Straßen - obwohl deutlich besser ausgestattet und daher auch schwerer als sein Toyota-Halbbruder - auf ebenfalls 5,2 Liter Durchschnittsverbrauch und damit exakt auf seine WLTP-Angabe. Hauptgrund für die Enthaltsamkeit: Trotz seiner kleinen Batterie war der Lexus auf rund 60 Prozent unserer Route elektrisch unterwegs. Das sorgt schon prinzipbedingt für ein niedriges Geräuschniveau. Auffällig ist jedoch, dass die Lexus-Luxusversion noch einmal deutlich leiser und komfortabler ist als das zuvor bestiegene Taxi ist. Das üppige Raumangebot - gerade auf den Rücksitzen - ist naturgemäß identisch, denn an der Basiskarosserie des knapp fünf Meter langen Fünfsitzers gab es keine nennenswerten Veränderungen.

Die siebte Generation des Lexus ES setzt eher auf dezente Detailarbeit: Im Innenraum gibt es neue Farben und Materialien sowie ein intuitiveres, elf Zentimeter näher zu den Insassen platziertes 12,3-Zoll-Multimedia-Touch-Display. Die Sicherheitsausstattung umfasst jetzt das neueste Lexus Safety System+ sowie den adaptiven Fernlicht-Assistenten mit BladeScan-Technologie. In allen Varianten verfügt der ES über neugestaltete LED-Scheinwerfer, die Form der Tagfahrleuchten wirkt nun dreidimensionaler.

Der neue Kühlergrill des ES 300h prägt weiterhin die Frontpartie; L-Förmige Komponenten und weniger vertikale Streben sollen noch dynamischer wirken. Den Auftritt des ES 300h unterstreichen ebenfalls neugestaltete 17-beziehungsweise 18-Zoll-Felgen mit gefrästen Details. Die F Sport Modelle bieten schwarz glänzende 19-Zoll Leichtmetallräder passend zum Kühlergrilldesign: Den dynamischen Look der F Modelle komplettieren ein Heckspoiler und eine dunkle untere Schürze. Die Farbpalette wird um die Farbtöne Iridiumsilber und Obsidiangrau mit metallischem Hochglanz-Finish erweitert. Optimierte hintere Radaufhängung, eine überarbeitete Bremsanlage samt neuem Pedaldesign sollen das Fahrgefühl, vor allem das lineare Ansprechverhalten, sprich die Sportlichkeit verbessern. Das ist durchaus gelungen, für uns liegt die Stärke des ES aber unverändert in seinem ausgesprochen komfortablen Gesamt-Charakter.

Fazit: Der facegeliftete Lexus ES 300h ist in Wahrheit ein echter Champion. Er setzt weniger auf Show, stattdessen auf innere Werte durch kontinuierlichen Feinschliff an zahlreichen Details. In puncto Sicherheits- und Konnektivitäts-Ausstattung ist er jetzt absolut auf der Höhe der Zeit. Wer lieber kommod reist statt zu rasen, kann mit dem Vollhybriden - Förderung hin oder her - ganz ohne Steckdosen-Abhängigkeit sehr sparsam, kostengünstig und gleichzeitig entspannt unterwegs sein.

Christoph Reifenrath / mid

Technische Daten Lexus ES 300h:

- Länge/Breite/Höhe: 4.975/1.865/1.445 mm

- Radstand: 2.870 mm

- cw-Wert: 0,26 (17-Zoll) / 0,28 (18 oder 19-Zoll)

- Leergewicht: 1.680 - 1.740 kg

- Zulässiges Gesamtgewicht: 2.150 kg

- Laderaum: 454 l (VDA)

- Tankvolumen: 50 l

- Verbrenner: Vierzylinder-Reihenmotor, 16-Ventile, DOHC, Variable Ventilsteuerung VT-iE (Einlass), VVT-i (Auslass), Elektronische Kraftstoffeinspritzung EFI, D-4S, Elektronisch gesteuertes stufenlos variables Getriebe (CVT), Frontantrieb

- Hubraum: 2.487 Kubikzentimeter

- Bohrung x Hub: 87,5 x 103,4 mm

- Verdichtungsverhältnis: 14:1

- Max. Leistung: 131 kW/178 PS bei 5.700 U/min

- Max. Drehmoment: 221 Nm bei 3.600 - 5.200 U/min

- Kraftstoffverbrauch (WLTP kombiniert): 5,2 l/100km

- CO2 Emissionen (WLTP kombiniert): 119 g/km

Hybridsystem:
Permanent erregter E-Motor
Max. Leistung: 88/120 kW/PS
Max. Drehmoment: 202 Nm
Batterie-Typ: Ni-MH (204 Zellen)
Systemspannung: 244,8 V
Max. Systemleistung: 160/218 kW/PS
Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h (abgeregelt)
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 8,9 s

Preise:

ES 300h 50.300 Euro
Business Line (nur für Gewerbe) 49.950 Euro
Executive Line 55.650 Euro
F-Sport 59.900 Euro
Luxury Line 65.500 Euro

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