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Am 30. Juli 1971 wurde erstmalig ein Automobil auf dem Mond eingesetzt - das Lunar Roving Vehicle Foto: NASA
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50 Jahre Lunar Roving Vehicle - Ein Stromer für eine sehr spezielle Umweltzone

Derzeit ist das Elektroauto in aller Munde. Das war es schon einmal vor genau 50 Jahren. Damals allerdings nicht um unsere Umwelt zu schützen, sondern um eine neue zu erobern.

Aktuell gilt das Elektroauto als die zukunftsweisendste Lösung für unserer aktuellen Mobilitätsprobleme. Entdsprechend befindet es deshalb auf unseren Straßen auf dem Vormarsch. Sein Antriebsprinzip ist allerdings alles andere als neu. Vor exakt 50 Jahren befand es sich schon einmal auf einer sehr speziellen Eroberungsmission - allerdings zum Mond. Und das in einer Zeit wenige Jahre vor der ersten Ölkrise, als auf der Erde vornehmlich Autos gebaut wurden, bei denen sich die Ingenieure über den CO2-Fußabbdruck keine Gedanken machten. Für den motorisierten Ausflug auf dem Erdtrabanten kam aus Umweltgründen jedoch nur ein Stromer in Frage. Nicht allerdings, um dort die Umwelt zu schützen, sondern um die motorisierte Fortbewegung in dieser Umgebung überhaupt erst möglich zu machen. Denn ohne Atmosphäre kein Sauerstoff, und ohne Sauerstoff keine Verbrennung. Das Lunar Roving Vehicle (LRV) mit E-Antrieb musste her.

Die Entwicklung des LRV, von dem insgesamt drei Exemplare während dreier Mondexpeditionen eingesetzt wurden, begann 1969 im kalifornischen Forschungsinstitut von General Motors. Für den Weltraumtransport musste das Gefährt klein und leicht sein, zugleich die Zuladung in Relation zum Eigengewicht jedoch besonders hoch ausfallen. Neben den beiden durch Lebenserhaltungssysteme rund sieben Zentner schweren Astronauten musste der 3,1 Meter kurze Allradler noch Kommunikationsausstattung, wissenschaftliche Geräte und Gesteinsproben schultern. Dank seiner vornehmlich aus Aluminium gefertigten Karosserie wog der Mondrover lediglich 210 Kilogramm, konnte allerdings fast eine halbe Tonne Last aufnehmen.

Das Chassis war nicht nur leicht, sondern außerdem faltbar. Mit 0,9 x 1,5 x 1,7 Meter reicht sein Packmaß zwar nicht für die Mitnahme in einem Pkw-Kofferraum, dafür jedoch für die Montage zwischen den Landebeinen einer Mondlandefähre. Der Nachteil dieser Transportlösung: Mit dem Abladen und Entfalten waren die Astronauten gut 20 Minuten beschäftigt. Zunächst halfen dabei Seilzüge, anschließend erfolgte die eigentliche Entfaltung mit Hilfe von Federn.

Der Antrieb des Lunar Roving Vehicles war bescheiden dimensioniert. Pro Rad gab es je einen 180 Watt starken E-Motor. Das ist weniger als bei den derzeit üblicherweise in Pedelecs eingesetzten Elektromaschinen, die 250 Watt leisten. Zusätzlich gab es pro Achse je einen 72-Watt-E-Motor für die per Joystick gesteuerte Elektrolenkung. Strom lieferten zwei Einweg-36-Volt-Batterien mit Silberoxid-Zink-Chemie und einer Kapazität von 4,4 kWh. Rightsizing war damals in Hinblick auf die Batterie eine entscheidende Frage für die Ingenieure. Heute wird hingegen bei Akkus geklotzt, denn derzeit ist Reichweite Trumpf. Bereits ein Elektro-Einsteigermodell wie der VW ID.3 stellt in der Basisversion mehr als die zehnfache Strommenge bereit. Dank seiner aus einem verzinkten Stahldrahtgeflecht gefertigten Ballonreifen war der Lunar Rover geländetauglich. Mit 13 km/h Höchstgeschwindigkeit und 92 Kilometer Reichweite war er nach irdischen Maßstäben und aus heutiger Sicht betrachtet allerdings alles andere als alltagstauglich.

Zum ersten Mal auf dem Mond gelandet ist ein Lunar Rover am 30. Juli 1971. Fahrer war damals der Astronaut David Scott, der als siebter von insgesamt zwölf Menschen bisher den Mond betreten durfte. Rund 28 Kilometer wurden auf der Apollo-15-Mission mit dem Rover zurückgelegt, die weiteste Entfernung zur Landefähre betrug 5 Kilometer. Trotz eines Versagens der Vorderachsteuerung wurde das Gefährt ausgiebig getestet und führte die Astronauten zudem zum 4,6 Kilometer hohen Berg Mons Hadley. Mit dem Rover wurden außerdem rund 77 Kilogramm Gesteinsproben eingesammelt. Fast drei Tage später, am 2. August 1971, wurde das erste Auto auf dem Mond zurückgelassen, als die Crew sich auf dem Weg zurück zur Erde machte.

Am 16. April 1972 kehrte mit der Mission Apollo 16 eine neue Crew mit einem neuen Rover auf den Mond zurück. Dieses Mal wurden einige Krater und der Stone Mountain erkundet. Die Ausflüge waren insgesamt etwas kürzer als während der Apollo-15-Mission. Hingegen deutlich weiter, nämlich insgesamt 36 Kilometer fuhren die Astronauten bei der Apollo-17-Mission im Dezember 1972. Ein defekter Kotflügel erforderte bei diesem Mondbesuch die erste Autoreparatur außerhalb der Erde. Der Kamera des ebenfalls zurückgelassenen dritten Rovers waren die ersten Aufnahmen eines Rückstarts zum Mond zu verdanken.  

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