Der weite Weg zum autonomen Fahren

Gut Ding will Weile haben. Das gilt auch fürs autonome Fahren. Die Hersteller arbeiten weltweit an Konzepten, doch Experten gehen davon aus, dass es noch sehr lange dauern wird, bis Autos ganz ohne Fahrer auskommen.


Gut Ding will Weile haben. Das gilt auch fürs autonome Fahren. Die Hersteller arbeiten weltweit an Konzepten, doch Experten gehen davon aus, dass es noch sehr lange dauern wird, bis Autos ganz ohne Fahrer auskommen. Demnach haben die euphorischen Pläne der Industrie, die bis Mitte dieses Jahrzehnts die ersten autonomen Fahrzeuge in den Straßenverkehr bringen wollte, den Realitätscheck bislang nicht bestanden.

Einigen Experten zufolge hapert es beispielsweise an den notwendigen regulatorischen Rahmenbedingungen sowie bei der Akzeptanz und Nachfrage aufseiten der Verbraucher. Zum Akzeptanz-Problem trugen insbesondere schlagzeilenträchtige Unfälle von selbstfahrenden Autos bei: wie jener vor zwei Jahren in den USA, als ein Roboterauto des Fahrdienstanbieters Uber bei einer nächtlichen Testfahrt eine Fußgängerin, die die Straße kreuzte, tötete.

Die Fall-Untersuchungen ergaben, dass die Fahrzeug-Software die Frau, die ein Fahrrad schob, nicht rechtzeitig erkannt haben soll. Als Reaktion darauf stellte Uber den Testbetrieb mit den selbstfahrenden Autos zunächst ein, wohl auch, weil für die Versuchsfahrten keine entsprechende Lizenz beantragt worden war. Inzwischen testet das Unternehmen jedoch wieder den autonomen Betrieb von zwei Fahrzeugen in San Francisco - mit Lizenz.

Berichte über nicht unerhebliche Fehlfunktionen bei Tesla-Autos trugen ebenfalls nicht dazu bei, das Vertrauen auf Kundenseite zu fördern: Denn da ist zum Beispiel die Rede davon, dass der "Autopilot" plötzlich und ohne ersichtlichen Grund Vollbremsungen auslöst.

Eine aktuelle Umfrage der Beratungsgesellschaft Alix-Partners ergab denn auch jüngst, dass zurzeit nur 18 Prozent der Deutschen an die Sicherheit von autonomen Fahrzeugen glauben. Während demnach nicht einmal jeder fünfte Bundesbürger keine Vorbehalte in Bezug auf die Sicherheit von autonomen Fahrzeugen hat, plagen - zum Vergleich - 58 Prozent der Chinesen keine Zweifel, dass ein weiterentwickeltes autonomes Fahrzeug sie sicher von einem Ort zum anderen navigieren und fahren könnte, so die Verfasser der Studie "Autonomes Fahren der Zukunft".

Offene Fragen auf dem Weg zum autonomen Fahren sehen Automobilhersteller auch noch bei den rechtlichen Rahmenbedingungen hierzu: so unter anderem, was unterschiedliche nationale Bestimmungen zum automatisierten und autonomen Fahren anbetrifft. Hier wünscht sich die Branche einen international harmonisierten Rechtsrahmen, sagt das zur HUK Coburg gehörige Goslar-Institut. Und grundsätzlich müsse die Gesetzgebung mit der technischen Entwicklung Schritt halten, da sonst wichtige Innovationen beim automatisierten und autonomen Fahren nicht auf die Straße kommen könnten, heißt es etwa bei Daimler Benz.

Ein anderes, immer noch diskutiertes Thema im Zusammenhang mit autonomem Fahren ist die Haftung. Solange nur Fahrzeuge unterwegs sind, bei denen Assistenzsysteme den Fahrer mehr oder weniger unterstützen, ist hier alles klar: Der Fahrer beziehungsweiseseine die Kfz-Versicherung haftet für selbst verursachte Schäden. Das gilt auch noch für teilautomatisierte Fahrzeuge, wenn der Fahrer nach wie vor die Hoheit über alle Systeme und das Auto hat.

Nach Ansicht von HUK-Coburg-Vorstand Klaus-Jürgen Heitmann soll sich an diesem Prinzip auch in Zukunft nichts ändern: "Wir wollen das Haftungssystem so lassen wie es ist - als Schutzschild für die Verkehrsopfer", sagt er. Er setze sich deshalb dafür ein, dass auch bei Unfällen mit autonom fahrenden Autos grundsätzlich die Kfz-Versicherung "führend reguliert". Nur diese könne auch in Zukunft effizient Schadenfälle regulieren.

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