Caravaning-Neuheiten - Vom Cabrio-Wohnmobil bis zum Zeltanhänger

Ein Wohnmobil als Cabrio? Eines mit Garage für den Smart? Oder lieber ein Anhänger mit besonders variabler Nutzfläche? Es gibt quasi nichts, was es nicht gibt in der Caravaning-Welt.

Im boomenden Markt der Reisemobile und Caravans gibt es reichlich individuelle Angebote für die Nische. Einige ungewöhnliche Exemplare sind uns aufgefallen.

Ein Wohnmobil als Cabrio? Das kann doch eigentlich nur verfrühter Aprilscherz sein. Aber nein, der Skydancer Apéro wird tatsächlich zu einem Preis ab rund 130.000 Euro - in Vollausstattung - angeboten. Firmenchef Piotr Kubinski hat in Köln unter der Marke Skydancer ein ungewöhnlich aussehendes, vollintegriertes Reisemobil entwickelt, bei dem sich ein gut zwei mal zwei Meter großes GFK-Dach per Knopfdruck nach hinten schieben lässt. Das Fahrerhaus mit den bequemen, drehbaren Einzelsesseln samt den dahinterliegenden zwei Einzelsitzen und Klapptischen verwandelt sich zur Sonnenterrasse - dank Rundumverglasung mit prächtigem Ausblick.

Die Grundlage für diese Konstruktion bildet ein Konzept mit erhöhter Fahrerkabine, das sich Kubinski in der EU und den USA patentieren ließ. Alle Reisenden sitzen dabei deutlich näher an der Kabinendecke als in einem konventionellen integrierten Wohnmobil. Während der Fahrt können sie sich den Wind um die Nase wehen lassen, auf dem Stellplatz ein Sonnenbad nehmen, wie im Biergarten gemütlich unter freiem Himmel vespern oder, wenn das ganze Ensemble nächtens zu einem 1,25x2,00-Meter-Doppelbett umgebaut ist, in lauen Sommernächten unter klarem Sternenhimmel einschlummern. Hinter der Küche und dem Dusch-/Toilettenraum in der Wagenmitte des sieben Meter langen Apéros ist im Heck allerdings auch noch ein ebenfalls erhöhtes, fest installiertes Doppel-Querbett eingebaut.

In den vergangenen Jahren hatte Piotr Kubanski bereits einen Prototypen auf Basis eines Mercedes Atego aufgebaut. Auf Basis eines Fiat-Ducato-Maxi-Fahrgestells mit dem 103 kW/140 PS starken 2,3-Liter-Diesel startete mit der CMT in Stuttgart jetzt der Verkauf des Apéro1. Das Wohn-Cabrio bleibt noch innerhalb der 3,5-Tonnen-Klasse, was bei einem fahrfertigen Leergewicht von 3,08 Tonnen noch akzeptable 420 Kilogramm Zuladung ermöglicht. Stärkere Motoren, die 9-Gang-Automatik und eine 7,30 Meter lange Variante mit Einzelbetten im Heck sind freilich auch bestellbar, treiben den Preis aber deutlich über die 130.000 Euro hinaus.

Mit 130 ,,Riesen" kommt man beim französischen Hersteller Notin freilich nicht weit. Erst recht nicht, wenn es um das Flaggschiff, den Liner 940 G, geht. Der hat ein unverwechselbares Äußeres und wird vom Hersteller als Palast auf Rädern angepriesen. Tatsächlich ist die Innenausstattung von der üppigen Sitzgruppe mit den beiden Längssofas über Küche und Bad bis zum französischen Doppelbett im Heck vom Allerfeinsten. Leder-Vollausstattung, ein Licht-Konzept auf Wunsch auch mit violetter Ambiente-Beleuchtung, Microwelle und Geschirrspüler - es mangelt an nichts. Und wenn's sein muss, hat der 9,40 Meter lange Liner auch eine Waschmaschine an Bord; in der Heckgarage ist zudem Platz für einen Mini, Smart oder Fiat 500.

Preis? Das hängt natürlich ganz von der individuellen Konfiguration ab. Mit einer Hausnummer jenseits der 350.000 Euro sollte man aber schon rechnen. Als Basis dient der Iveco Daily 70C mit 150 kW/205 PS, mit dem der Notin-Liner noch als 7,5-Tonner zugelassen und mit älteren Pkw-Führerscheinen (vor 1999) bewegt werden kann. Mit Pkw an Bord wird bei 10,7 Tonnen Gesamtgewicht dann die Lkw-Lizenz zur Pflicht.

Vom Preisniveau deutlich niedriger angesiedelt ist der Campervan der neuen polnischen Marke Affinity. Von außen wirkt er, abgesehen von dem übers Fahrerhaus reichenden Hochdach mit integriertem Dachfenster, fast wieder jeder x-beliebte Kastenwagen. Dafür überrascht er mit einer Innenarchitektur, wie man sie in einem Reisemobil dieser Kategorie mit 6,36 Metern Länge noch nicht gesehen hat.

So erwartet den Hobbykoch hinter der Sitzgruppe mit den drehbaren Fahrerhaus-Sesseln und der Zweierbank eine L-förmige Küche mit breiter Arbeitsfläche. Der Clou und gleichzeitig ein Alleinstellungsmerkmal des Affinity-Campervans ist aber das im Heck längs auf der Fahrerseite eingebaute Doppelbett. Es ist elektrisch höhenverstellbar. So entsteht darunter während der Fahrt eine von hinten beladbarer Garage für zwei Fahrräder. Nebenan im Heck ist der Toilettenraum mit klappbarem Waschbecken untergebracht, und das Sideboard auf der Beifahrerseite bietet viel Stauraum.

Ebenfalls einzigartig: Die Sitzgruppe lässt sich in zwei längs ausgerichtete Stockbetten umbauen, wobei für die obere, immerhin 1,90 lange Koje die Sitzbank-Lehne die Grundlage bildet. Insgesamt wird durch diesen Grundriss ein offenes, sehr großzügiges Raumgefühl geschaffen, das dank des Dachfensters auch lichtdurchflutet ist.

Die neue Marke Affinity versteht sich als Manufaktur, weshalb der wintertaugliche Campervan auch beileibe kein Schnäppchen ist. Er wird im polnischen Ozorkow nördlich von Lodz gefertigt und ist wahlweise als Peugeot-Boxer-Ausbau mit 120 kW/165 PS starkem Dieselmotor und Handschaltung ab 70.000 Euro oder auf Fiat-Ducato-Basis mit 118 kW/160 PS und Automatik ab 75.000 Euro zu haben.

Alles zu teuer? Keine Sorge, es gibt auch am unteren Ende der Preisskala spaßige, neue Freizeitfahrzeuge wie etwa den Go-Pod Micro-Tourer von der britischen Insel. Unter dem Motto ,,Raum ist in der kleinsten Hütte" entsteht ein nur 4,20 Meter langer Mini-Wohnwagen, der bei einem Gesamtgewicht von 750 Kilogramm auch von Klein- und Kompaktwagen gezogen werden kann. Aus einer einteiligen GFK-Schale bestehend, sieht er nicht nur schick und trendy aus, die Konstruktion soll auch besonders robust sein und die Bildung von undichten Stellen verhindern.

An Bord ist alles, was man zum Campen braucht: Edelstahlspüle mit Zwei-Flammen-Kocher, Camping-Toilette und eine Vierer-Sitzgruppe, die sich in ein Doppelbett oder zwei Einzelbetten umbauen lässt. Das Ganze für rund 13.000 Euro. Oder als Deluxe-Modell mit zusätzlichem vorderen Gaskasten, 100-Watt-Solarpanel und Vorzelt für 2.000 Euro mehr.

Camper, die es gern noch etwas urwüchsiger mögen, könnte der Farfalla-Zeltanhänger interessieren. Wer bei der Namensgebung zuerst an Nudeln denkt, liegt gar nicht so verkehrt. Wenn sich nämlich aus dem knapp vier Meter langen, kastenförmigen Kofferanhänger, der auf den ersten Blick so gar nicht wohnlich wirkt, seitlich zwei komfortable 2,00 x 1,40 Meter große Schlafplätze samt Zeltdach ausklappen lassen, erinnert das Gebilde in der Vogelperspektive durchaus an die Teigwaren in Schmetterlingsform.

Der Farfalla-Camper hat aber deutlich mehr zu bieten als die Schlafplätze mit den Kaltschaummatratzen. Erfinder Friedrich Maier, ein promovierter Bauingenieur aus Neufahrn, hat neben dem Essplatz im Anhänger und einem Vorzelt unter der Heckklappe, das zum Sonnensegel umgebaut werden kann, ein spezielles Stauraum- und Beladekonzept entwickelt, das Campingfamilien oder aktive Freizeitsportler schätzen werden.

Dazu gibt es ein integriertes Möbel-Set aus Hockern, Tisch und einem Küchenmodul, das optional allerdings mit bis zu 1.450 Euro zu Buche schlägt. Wenn alle Kisten und Möbel im Anhänger verstaut sind, bleiben immer noch mehr als zwei Kubikmeter Platz für Fahrräder, Surfbretter oder anderes Sperrgepäck, weshalb der Farfalla-Camper mit einer Höhe von 2,12 Metern die gewöhnlich flach bauenden Faltcaravans deutlich überragt. Mit einem Grundpreis von 12.000 (mit zwei Schlafplätzen) oder 15.000 Euro (vier Schlafplätze) gehört der wandelbare Anhänger in seiner Kategorie freilich ebenfalls nicht zu den Billigangeboten.

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