Was Sicherheits-Technik auf der Straße bewirkt

Ein LKW der mit 80km/h auf ein Stauende auffährt hat dieselbe kinetische Energie wie ein PKW der mit 400km/h auffährt. Verkehrstote in Deutschland werden der Statistik zufolge häufiger durch LKW als durch schnelles Fahren verursacht.


Ein LKW der mit 80km/h auf ein Stauende auffährt hat dieselbe kinetische Energie wie ein PKW der mit 400km/h auffährt. Verkehrstote in Deutschland werden der Statistik zufolge häufiger durch LKW als durch schnelles Fahren verursacht. Um die Anzahl der Verkehrstoten in Deutschland zu verringern, diskutieren Vertreter von Politik und Wirtschaft über die Zukunft des LKW-Güterverkehrs.

Im Rahmen einer Podiumsdiskussion haben beim Mercedes-Benz Safety Dialogue 2019 Vertreter von Politik und Wirtschaft über eigene Erfahrungen berichtet und Ihre Expertise geteilt. Unter den sechs Teilnehmern der Diskussionsrunde befanden sich unter anderem ein Experte der Unfallforschung, ein Vertreter des ADFC, ein Mitglied des deutschen Bundestages sowie ein Mitarbeiter aus der Entwicklung der Daimler Truck AG.

Jeder Teilnehmer hatte dabei eigene Ansichten und Erfahrungen eingebracht, wobei sich die Lösungsansätze zum Teil deutlich unterschieden. Stefan Gelbhaar von Bündnis 90/Die Grünen führte die erfolgreiche Nutzung von Werbekampagnen zur Rücksicht im Straßenverkehr am Beispiel der Niederlande an. Dort wurde mit dem Slogan "Stoppt die Kindermörder" auf die Anzahl der Minderjährigen toten im Straßenverkehr aufmerksam gemacht.

Im Anschluss wurden vermehrt wirkungsvolle Maßnahmen getroffen, um Städte fußgänger- und fahrradfahrerfreundlicher zu gestalten. Konkrete Vorschläge dazu, wie moderne LKW dazu beitragen können die Zahl der Verkehrstoten in Deutschland in Zukunft weiter zu senken, wurden besonders von den Kennern der Branche geliefert. Ein anwesender LKW-Fahrer wies beispielsweise darauf hin, dass für die meisten Fahrer vor allem das Rechts Abbiegen im Innenstadtbereich zu einem mulmigen Gefühl führt. Gerade in diesen Verkehrssituationen werden häufig verheerende Unfälle verursacht. Seiner Angabe nach lässt sich nämlich ohne technische Hilfe nie zweifelsfrei ausschließen, dass sich eine Person im toten Winkel des Fahrzeugs befindet.

An dieser Stelle sollen die Assistenzsysteme der Daimler Truck AG einsetzen. Moderne LKW von Daimler besitzen neben Spurhalte und Abstandsregelungsassistenten auch einen Notbrems- und vor allem einen Tote-Winkel-Assistent. Letzterer sorgt mit mehreren Radarsystemen dafür, dass Radfahrer und Fußgänger nicht mehr übersehen werden.

Alle Systeme sind nach Angabe des Leiters der Entwicklung der Daimler Truck AG Dr. Müller-Finkeldei spezifisch so gestaltet, dass sie den Fahrer bei seiner alltäglichen Arbeit nicht behindern und dennoch die Sicherheit maßgeblich erhöhen. Die Aufmerksamkeit des Fahrers soll auf potentiell gefährliche Umstände in der aktuellen Fahrsituation gelenkt werden. In der Vergangenheit wurden unausgereiftere Systeme von den LKW-Fahrern noch häufig abgeschaltet, da diese als nervig erachtet wurden. Daimler zufolge wurden die Assistenzsysteme der letzten Generation jedoch nur noch in unter einem Prozent der Fälle deaktiviert.

Den validesten Standpunkt lieferte jedoch Dirk Zingler, der Geschäftsführer der Berliner GmbH "Die Logistiker". Er forderte die Politik dazu auf, mit weiteren Regularien für Sicherheit zu sorgen. Die Politik müsse dafür sorgen, dass moderne Assistenzsysteme Pflicht werden. Seiner Ansicht nach erzeugen mangelhafte rechtliche Rahmenbedingungen für LKW nicht nur ein Sicherheitsrisiko für alle Verkehrsteilnehmer, sondern bevorteilen auch diejenigen Speditionen, die nicht bereit sind, in die optionalen Sicherheitssysteme zu investieren.

Durch die rund 5000 Euro geringeren Anschaffungskosten verschaffen sich diese Speditionen in einem Markt mit hohem Kostendruck einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Der Staat entlohnt dadurch indirekt die Firmen, die an der Sicherheit der Verkehrsteilnehmer sparen. Nur wenn die Politik in Zukunft aktiv eingreift, können die modernen Sicherheitssystem auch wirklich Leben retten.

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