Der darf auch mal raus aus der Stadt

Der VW T-Cross ist das kleinste SUV aus dem Volkswagen-Konzern. Wie schlägt sich der 115-PS-Wagen im Alltag?


Der Boom der SUV verläuft von oben nach unten; Top-down, wie der PR-Fachmensch sagt: Erst rollten die großen, teuren, geländegängigen Modelle an, dann die kompakteren, softeren Crossover, und nun breitet sich der Trend unter Kleinwagen aus.

Zu diesem Segment zählt auch der noch frische VW T-Cross, der noch ein Stück unterhalb des erfolgreichen Golf-Ablegers T-Roc positioniert ist. Wie dieser basiert er auf dem sogenannten Modularen Querbaukasten von Volkswagen; mit einer Außenlänge von 4,11 Metern gehört er aber zu den kleineren Modellen dieser Bauweise. Damit ist der T-Cross auch der kürzeste SUV - oder eben Crossover - aus dem Konzern; selbst den Audi Q2 unterbietet er. Trotzdem wirkt der Wagen von außen nicht wie ein spielzeugiges City-Mobil, sondern durchaus robust und erwachsen.

Auch das Interieur beweist: Klein heißt nicht automatisch billig oder minderwertig. Die Qualität entspricht dem VW-Standard, auch wenn im Cockpit mehr glatter Kunststoff vorkommt als jene aufgeschäumten Flächen, wie man sie etwa aus dem T-Roc kennt. Die sind allerdings einigermaßen peppig gestaltet, so dass durchaus Premium-Feeling aufkommt.

Auch das virtuelle Cockpit wirkt für diese Autoklasse hochwertig, hier lassen sich Tacho mit Ganganzeige und Drehzahlmesser im Analog-Stil groß einspielen - oder kleiner in Digitalziffern, um viel Platz für die Navi-Karte zu lassen. Mit ein bisschen Übung hat man es schnell im Griff, die jeweils gewünschten Infos anzuzeigen. Der Mittel-Touchscreen steht alternativ zur Verfügung - auch für die Smartphone-Anbindung mittels Apple Carplay oder Android Auto.

Vorne sitzt man bequem und mit ausreichend Ellbogen-Freiheit. Die Rückenlehnen könnten vielleicht etwas härter sein, aber auch eine mehrstündige Tour ließ sich ohne Wirbelsäulen-Probleme meistern.

Der Motor taugt ebenfalls durchaus für längere Ausflüge - auch wenn die Bauweise mit drei Zylindern eher auf einen City-Flitzer schließen lässt. Die Leistung der getesteten, stärkeren Version mit 115 PS ist für alle Alltags-Belange absolut ausreichend. Dank eines sauber konstruierten Massen-Ausgleichs läuft das Einliter-Aggregat rund und komfortabel und nervt auch auf langen Autobahn-Etappen nicht. Dass der Geräuschpegel im oberen Drehzahlbereich anzieht und ab Tempo 120 auch Windgeräusche stärker vernehmbar sind, ist für diese Preisklasse verzeihlich.

Ähnliches gilt für das Fahrwerk. Grundsätzlich eher komfortabel abgestimmt, ist ihm natürlich der kurze Radstand anzumerken: Der T-Cross nickt bei Fahrbahn-Unebenheiten schon mal gerne. Und obwohl er "Cross" im Namen trägt, ist dieser SUV nicht wirklich für Off-Road-Fahrten ausgelegt. Seinen Käufern wird das egal sein, statt dessen profitieren sie von den unbestreitbaren Vorteilen des reinen Frontantriebes: Das niedrigere Gewicht und den überschaubaren Verbrauch. Im Praxistest pendelte der um die fünf Liter auf 100 Kilometer, auf reinen Autobahnetappen um Tempo 130 blieb der Dreizylinder noch etwas unter der Marke.

Vor allem aber beschert der Verzicht auf aufwändige Allradtechnik mehr Platz im Fond. Auch wenn der mittlere Platz eher angedeutet ist, reist ein Kind dort in seinem Sitz oder einer entsprechenden Erhöhung einigermaßen kommod, der relativ kleine Tunnel stört die Beinfreiheit kaum. Die Breite des Heckabteils ist auch ok, und so überstehen drei Passagiere dort auch längere Touren ohne Nackenstarre. Halten sich die vorderen Insassen mit ihrem Gestühl einigermaßen zurück, ist sogar die Beinfreiheit ausreichend - nicht schlecht für so einen knuffigen SUV, auch wenn man Kompromisse eingehen muss.

Das gilt natürlich auch für den Kofferraum, aber für den einwöchigen Familien-Trip reicht der locker; zumal sich unter der Bodenplatte - sofern man wie heutzutage üblich auf einen Reservereifen verzichtet - noch ein recht großes Staufach anbietet. Singles und Paare können natürlich den Raumgewinn durch die umklappbare Rückbank gewinnen. Die luxuriöse Variabilität größerer SUVs erreicht der T-Cross da natürlich nicht.

Aber auch hier gilt: Man muss das Gebotene immer in Relation zu den Abmessungen sehe, und da haben die VW-Leute wirklich einen guten Job gemacht. Eine Aussage, die man so für das ganze Auto stehen lassen kann.

Marcus Efler / mid

Technische Daten VW T-Cross 1.0 TSI:

- Länge / Breite / Höhe: 4,11 / 1,98 / 1,58 Meter
- Motor: Dreizylinder-Turbobenziner
- Hubraum: 999 ccm
- Leistung: 85 kW/115 PS
- max. Drehmoment: 200 Nm bei 2.000 U/min
- 6-Gang Handschaltung, Frontantrieb
- 0 bis 100 km/h: 10,2 Sekunden
- Spitze: 193 km/h
- Normverbrauch: 5,1 l/100 km
- CO2-Emissionen: 115 g/km
- Abgasnorm: Euro 6d-Temp
- Preis: ab 19.400 Euro

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