Mercedes-Benz auf dem Caravan-Salon in Düsseldorf - Der Sprinter steht im Mittelpunkt

Ein gutes Dutzend Reisemobil-Hersteller wird auf dem Düsseldorfer Caravan-Salon mehr als 20 Neuheiten auf dem Mercedes Sprinter präsentieren. Kein Wunder, dass der Transporter den Mercedes-Stand dominiert.

Die modellgepflegten Campingbusse Marco Polo und Marco Polo Horizon werden auf dem Düsseldorfer Caravan-Salon (31. August bis 8. September) zwar ihre Publikumspremiere erleben und zugleich noch um eine Sondermodellreihe ,,Art Venture" mit blauem Aufstelldach (ab 44.590 Euro) erweitert, spielen beim Mercedes-Benz-Messeauftritt in Halle 16 angesichts des großen Transporter-Bruders allerdings nur eine Nebenrolle. Der Sprinter stellt alles andere in den Schatten.

Die dritte Generation des Stuttgarter Transporters, die vor zwei Jahren auf den Markt kam, bildet auf dem Düsseldorfer Branchengipfel die Grundlage für allein über 20 Produkt-Neuheiten. Zu viel, um sie alle am Mercedes-Stand zu zeigen. Der Concept-Van von Vmax Construction steht dort und noch einige andere, aber größtenteils präsentieren die jeweiligen Aufbauhersteller ihre Sprinter-Reisemobile an den eigenen Ständen. Verstreut über alle Messehallen.

Dabei prangt der Stern nicht allein auf den rollenden Eigenheimen der deutschen Marken. Die Eroberungstour des Sprinters hat eine internationale Dimension erreicht. So zeigt das schwedische Unternehmen Kabe gleich zwei Sprinter-Neuheiten: einen ausgebauten Kastenwagen mit Hinterrad- oder optionalem Allradantrieb als 6,90 Meter langen 4,2-Tonner mit der schlichten Bezeichnung Van sowie das vollintegrierte Reisemobil Kabe Crown in verschiedenen Ausführungen von 7,82 bis 9,32 Meter Länge, das als Einzelachser mit 4,5 und als Doppelachser mit 5,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht angeboten wird. Hier ist Vorderradantrieb an Bord.

Der französische Hersteller Rapido positioniert den Sprinter ebenfalls am hochpreisigen Ende seines Markenportfolios und schickt den 7,54 Meter langen M96 als Integrierten mit Queensbett und gegenüberliegenden Längssitzbänken im Wohnraum ins Rennen. Auch die Neuauflage des Klassikers James Cook mit auffälligem Slide-out im Heck ist den Franzosen zuzurechnen, da Ausbau-Spezialist Westfalia seit 2010 zur Rapido-Gruppe gehört.

Unter den deutschen Marken ist der Sternen-Transporter nicht minder beliebt. Traditionsreiche Marken wie Bürstner mit dem Lyseo M Harmony Line und Dethleffs schon zur vergangenen CMT mit dem Globeline 6613 EB fahren nach vielen Jahren der Abstinenz wieder auf den Sprinter ab. Gleiches gilt für Premium-Hersteller Carthago, der nach dem bereits vorgestellten Acht-Meter-Schiff chic e-line I51 zum Caravan-Salon die gut 50 Zentimeter kürzere chic c-line I49 nachschiebt.

Frankia wird mit einem teilintegrierten Fahrzeug sowie einem Kastenwagen die Phalanx der Sprinter-Reisemobile ebenfalls um zwei Modelle erweitern. Und die Marke Hymer schickt mit den Campingbussen Duo Car S und Free S600 sowie dem vollintegrierten Flaggschiff B-Klasse Master-Line 880 gar drei neue Sprinter-Varianten an den Start.

Neben der Kastenwagen- und Fahrgestell-Variante wurde mit der dritten Generation des Transporters erstmals eine Triebkopf-Ausführung eingeführt, die besonders den Aufbauherstellern von teil- und vollintegrierten Fahrzeugen große Freiheit bei der Wohnraumgestaltung lässt. Nicht ohne Grund machen diese beiden Bauarten fast 50 Prozent der Neuheiten aus.

Dabei spielt auch eine Rolle, dass neben den früher schon verfügbaren Wahlmöglichkeiten zwischen Hinterrad- und Allradantrieb erstmals auch Vorderradantrieb verfügbar ist. Das schafft durch den Wegfall der Kardanwelle Raumgewinn und spart in der gewichtssensiblen 3,5-Tonnen-Klasse immerhin 50 Kilogramm ein.

Das Cockpit mit einem handlichen, verhältnismäßig kleinen Multifunktions-Lenkrad und einem gefälligen Armaturenbrett verströmt mehr Pkw-Nähe und unterstützt die Bemühungen der Aufbauhersteller um eine automotive Atmosphäre im Reisemobil. Besonders wenn das Multimediasystem MBUX mit Sprachsteuerung (Hey, Mercedes) und 10,25-Zoll großem Touchscreen an Bord ist. Auch nicht zu unterschätzen ist die elektrische Parkbremse, da in der Vergangenheit bei verschiedenen Basisfahrzeugen eine störende Handbremse den Zugang vom Cockpit zum Wohnraum behinderte.

Der vernetzte Wohnbereich ist ebenfalls ein Pfund, mit dem der Sprinter wuchern kann. Wurde die Mercecdes-Benz Advanced Control (MBAC) im vergangenen Jahr noch in einem Konzeptfahrzeug gezeigt, so zieht sie jetzt bereits in zwei Serienprodukte ein. Der Campervan James Cook wird MBAC serienmäßig an Bord haben, und auch im Alkovenmodell LBX 365 von Bimobil soll das Schnittstellenmodul verfügbar sein, mit dem sich unter anderem Füllstände von Gasflaschen und Tanks überprüfen, Heizung und Kühlschranktemperatur regeln sowie Licht, Soundsysteme, Markisen und Aufstelldächer steuern lassen. Die zentralisierte Bedienung ist vom Cockpit, vom Wohnraum oder auch über eine Smartphone-App von außerhalb möglich.

Minuspunkte gibt es beim Sprinter. Nach wie vor ist der Mercedes-Transporter mit 2,02 Meter Außenbreite sehr schmal gebaut, was gerade in kompakten Campervans die aus Platzgründen gern verwendete Variante mit einem quer eingebauten Doppelbett im Heck erschwert. Ohne meist unschöne Karosserieverbreiterungen lässt sich eine Bettlänge von wenigstens 1,90 Meter kaum ermöglichen. Nicht umsonst bevorzugt Westfalia in der Neuauflage des James Cook eine mutige Lösung mit einem ausziehbaren Heck-Erker, um Schlafmöglichkeiten in Längsrichtung anzubieten.

Das ändert nichts daran, dass Mercedes mit dem Sprinter auf einem erfolgreichen Weg ist, seine Position im Reisemobil-Sektor kräftig auszubauen. Und die Stuttgarter sind weiter in der Offensive. Die über 20 Sprinter-Neuheiten in Düsseldorf werden also gewiss nicht die letzten sein.

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