ZF zeigt die Autowelt der Zukunft

Ein außen liegender Seitenairbag, ein Elektroauto-Getriebe mit zwei Gängen und vieles mehr: Der Global Technology Day ist eine Wert Blick hinter die Kulissen des Technologiekonzerns ZF, eine Vorschau auf die Innovationen, die in den nächsten Jahren die Automobilwelt einen Tick sauberer und sicherer machen sollen. Der Motor-Informations-Dienst (mid) war dabei.


Ein außen liegender Seitenairbag, ein Elektroauto-Getriebe mit zwei Gängen und vieles mehr: Der Global Technology Day ist eine Wert Blick hinter die Kulissen des Technologiekonzerns ZF, eine Vorschau auf die Innovationen, die in den nächsten Jahren die Automobilwelt einen Tick sauberer und sicherer machen sollen. Der Motor-Informations-Dienst (mid) war dabei.

Autonom, elektrisch, digital - so sieht die Auto-Zukunft aus. Doch auch wenn laut Prognosen im Jahr 2030 schon 30 Prozent der Autos auf unseren Straßen Voll-Stromer sein sollen, gibt es dann noch immer 70 Prozent Verbrenner. Dank des neuen Achtgang-Automatikgetriebes von ZF, das 2022 in Autos von BMW debütieren soll, werden die aber deutlich weniger Abgase ausstoßen als derzeit. Das Zauberwort: Elektrifizierung.

Die Friedrichshafener haben in der vierten Generation die Entwicklung umgedreht, haben erstmals aus einem Getriebe mit integriertem Plug-in-Antrieb noch eines mit 48-Volt-Technik für Mildhybride und noch eines für reine Verbrenner konstruiert - auf gleichem Raum. So können die Hersteller Marktentwicklungen leichter folgen: Es wird jeweils das Getriebe verwendet, das gebraucht wird, ohne zusätzlichen Aufwand bei der Konstruktion und ohne aufwendige Logistik.

Dass der Automat mit eingebautem Elektroantrieb alles besser kann als das Vorgängermodell, versteht sich fast von selbst. Er liefert bis zu 160 kW Leistung und ein Drehmoment von maximal 450 Nm. Je nach Akku rechnen die Techniker mit einer rein elektrischen Reichweite von 80 bis 100 Kilometern - damit lässt sich schon was anfangen. Beim Mild-Hybriden wird der Verbrenner mit bis zu bis zu 25 Kilowatt unterstützt oder kurzfristig ersetzt. Die Leistungselektronik, bisher im Schuhkarton-Format, ist integriert. Ihr bisheriger Platz kann etwa für einen größeren Akku verwendet werden.

Als Weltpremiere stellt ZF am sächsischen Lausitzring einen elektrischen Zweigang-Antrieb vor. Eingebaut in einem rundum mit ZF-Komponenten bestückten VW Touran zeigt die Innovation schon jetzt praktisch, was künftigen E-Auto-Besitzern einmal mehr Reichweite (plus fünf Prozent) und noch kräftigere Beschleunigung (plus zehn Prozent) bescheren soll. Im Gegensatz zur bisher verwendeten Lösung mit einer Vorwärts-Fahrstufe ermöglicht es der Zweigang-Automat nämlich, den E-Motor je nach Einsatzart maximal effektiv oder besonders dynamisch zu nutzen. "Neben der Reichweitenerhöhung bei gleichbleibender Batteriegröße könnte sich der Autohersteller auch für einen kleineren Akku entscheiden", heißt es bei ZF. Wann der Schalt-Zweier in Serie gehen wird, ist noch offen.

Das gilt auch für das weltweit erste Pre-Crash-Schutzsystem mit externem Seitenairbag. Die Vorführung des Prototypen ist aber auf alle Fälle schon heute beeindruckend: Ein ferngesteuertes Automodell fährt ungebremst auf die Seite eines stehenden Versuchsträgers zu. Gleich muss es krachen - und das tut es auch: Nur 150 Millisekunden vor dem Aufprall explodieren mit lautem Knall drei Treibsätze und lösen einen unter den Seitentüren montierten, riesigen Airbag aus.

Bis zu 400 Liter fasst der Luftsack, der sich zwischen den beiden Fahrzeuge entfaltet. Bei ZF geht man davon aus, dass durch die zusätzliche Knautschzone im Türbereich zwischen der A- und C-Säule bis zu 30 Prozent weniger Aufprallenergie ins Wageninnere übertragen wird und der Verletzungsgrad um bis zu 40 Prozent reduziert werden kann.

Mehr Wohlbefinden an Bord steuern die Entwickler auf zwei Wegen an. Einmal mit dem "Flying Carpet"-Fahrwerk, das Unebenheiten auf der Fahrbahn und daraus resultierende, unerwünschte Karosseriebewegungen durch eine Kombination verschiedener Systeme wie einer aktiven Dämpfung, einer Vorder- und Hinterachslenkung und diverser Kameras vorausschauend ausgleichen kann. Auch mit der Vermeidung der Reisekrankheit beschäftigen sich ZF-Spezialisten im Verbund mit dem Uni-Klinikum Saar.

In dem Projekt geht es darum, Symptome für "Motion Sickness" auch im Hinblick aufs automatisierte Fahren möglichst frühzeitig zu erkennen und daraus intelligente Fahrfunktionen abzuleiten, die ihnen entgegenwirken. Dazu wird unter anderem mit Lichteffekten, speziellen Klängen und künstlichen Berührungen auf den Schultern bei Kurvenfahrten geforscht. Von der Reisekrankheit sind laut ZF rund 60 Prozent der Autoinsassen betroffen.

Rudolf Huber / mid

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