TÜV-Report über gebrauchte Familien-Kutschen

Große Familien benötigen große Autos. Bei begrenztem Budget greift man zum Gebrauchtwagen. Im TÜV-Report werden Familien-Kutschen zum Preis um 10.000 Euro unter die Lupe genommen.


Große Familien benötigen große Autos. Bei begrenztem Budget greift man zum Gebrauchtwagen nach dem Motto: Möglichst viel Auto für wenig Geld. Im TÜV-Report werden Familien-Kutschen zum Preis um 10.000 Euro unter die Lupe genommen.

Spätestens, wenn es mit Gepäck und der ganzen Familie in den Urlaub geht, die Kinder mit ihrer Sportausrüstung zum Training gefahren werden oder ein Kindergeburtstag wieder nach Hause gebracht werden muss, stoßen kleinere Autos oder andere Verkehrsmittel schnell an ihre Grenzen. "Familienautos sollten aber auch bezahlbar sein - und müssen sich technisch in einem einwandfreien Zustand befinden", sagen die Experten vom Verband der Technischen Überwachungs-Vereine (VdTÜV).

"Auch mit einem kleineren Budget lassen sich auf dem Gebrauchtwagenmarkt gute Familienautos finden", sagt Richard Goebelt, Leiter des Geschäftsbereichs Fahrzeug und Mobilität beim TÜV-Verband (VdTÜV). "Für Familien kommen vor allem Vans und große Kombis in Frage." Entscheidend sei, wie zuverlässig und sicher die Fahrzeuge auch nach mehreren Jahren auf der Straße sind. Daher sei es wichtig, sich vor dem Kauf über mögliche Schwachstellen zu informieren und dem Verkäufer die richtigen Fragen zum Zustand des Fahrzeugs zu stellen.

Der TÜV-Report ist Deutschlands größter neutraler Gebrauchtwagenratgeber und liefert Hinweise über den Zustand einzelner Fahrzeugmodelle. "Im Zweifel raten wir Verbrauchern, vor dem Kauf einen unabhängigen Sachverständigen hinzuzuziehen", sagt Goebelt. Prüforganisationen bieten deutschlandweit Gebrauchtwagenchecks an ihren Prüfstellen oft auch ohne festen Termin an. Die Preise beginnen bei rund 30 Euro.

Unter den Familienautos sind Vans wahre Raumwunder. Sie bieten viel Stauraum für Gepäck, der Kofferraum bietet häufig das Upgrade zum 7-Sitzer, ideal für große Familien und Fahrten zum Kindergeburtstag. Wer 10.000 Euro anlegen möchte, bekommt dafür bereits relativ junge Vans aus dem Jahr 2014. Und wer dazu bei der Hauptuntersuchung (HU) möglichst wenig Probleme haben will, sollte seinen Blick nach Japan richten: Der Toyota Verso ist mit Baujahr 2014 als Benziner oder Diesel auch als 7-Sitzer zu haben und schneidet im TÜV-Report überdurchschnittlich gut ab. Mit neun Airbags und grundsätzlich serienmäßigem ESP ist er auch bei der passiven Sicherheit vorbildlich. Legt man noch etwa 2.000 Euro drauf, gibt es bereits einen vier Jahre alten Verso aus dem Jahr 2015.

Wem japanische Fahrzeuge zu spartanisch sind, bekommt für 10.000 Euro aber auch französischen Charme aus dem Jahr 2014: So bietet Citroen mit seinem C4 Picasso viel Platz, als verlängerter "Grand Picasso" sogar mit sieben Sitzen, wobei sich die hinteren Sitzreihen elegant im Fahrzeugboden verstauen lassen. Im TÜV-Report schneidet er allerdings etwas schlechter als der Durchschnitt ab, genau hinschauen sollte man bei den Antriebswellen, Bremsscheiben und der Beleuchtung.

Wie bei Citroen wird man für 10.000 Euro auch beim Renault Scénic im Baujahr 2014 fündig, als "Grand Scénic" bietet auch er sieben Sitze. Das trifft sich insofern mit den TÜV-Empfehlungen, da in den Modellen nach 2012/13 mehr Assistenzsysteme und LED-Tagfahrlicht verbaut wurden. Außerdem schneiden sie bei der HU besser ab, wobei aber auch hier gilt: Bei Fahrwerk, Licht und Bremsen sollte man beim Kauf aufpassen.

Opel hat mit dem Zafira auch einen familientauglichen Van auf dem Gebrauchtwagenmarkt. Besonders smart ist sein "Flex7-Sitzsystem", das bis 2014 serienmäßig angeboten wurde. Wer sich auf dem Markt umschaut, bekommt diesen Zafira B aus dem Jahr 2014 für etwa 10.000 Euro. Bei der HU schneidet der Zafira durchschnittlich ab, Vorsicht ist wegen des notorisch hohen Ölverlusts geboten, der sich leider durch alle Altersgruppen zieht.

Wer ein 4,83 Meter langes Raumwunder erstehen möchte, sollte sich laut der Experten den Ford Galaxy II anschauen. Er bietet bis zu 2225 Liter Kofferraumvolumen und ist als Diesel bereits ab Baujahr 2014 für 10.000 Euro zu bekommen. Er sollte aber unbedingt scheckheftgepflegt sein, der TÜV stellt lediglich den Bremsen ein gutes Zeugnis aus. Ansonsten: Augen auf!

Vorsicht ist auch beim VW-Sharan geboten. Bei ihm muss man für 10.000 Euro bis ins Baujahr 2010 zurückgehen, wobei das nicht an der Qualität bei der HU liegen kann. Im TÜV-Report 2019 landete der Sharan in der Altersgruppe der 10-11-jährigen abgeschlagen auf dem 92. Platz (von 96).

Familientauglich sind auch Kombis. Jedoch: Vorsicht bei gebrauchten Firmenwagen.
Mit einem Budget von etwa 10.000 Euro gibt es auch hier ein interessantes Angebot auf dem Gebrauchtwagenmarkt. Wer Qualität sucht, wird - wie schon bei den Vans - in Japan fündig. Der Toyota Avensis bietet jede Menge Platz (1690 Liter Kofferraum) und umfangreiche Sicherheit, etwa durch die vielen eingebauten Airbags. Darüber hinaus schneidet er bei der HU hervorragend ab, sieht man von einer anfälligen Beleuchtung ab.

Für 10.000 Euro bekommt man bereits einen Diesel aus dem Jahr 2014 oder einen Benziner aus 2013. Auch der Volvo V70 ist, zumindest bei guter Pflege, bei der Hauptuntersuchung eher unauffällig. Er bietet viel Komfort und einen hohen Insassenschutz. Wer neben der Familie noch einen Wohn- oder Pferdewagen mitnehmen möchte, freut sich über bis zu zwei Tonnen Anhängelast mit Automatikgetriebe. Hier reicht das vorgegebene Budget für einen Gebrauchten aus dem Jahr 2011, für etwa 12.000 Euro wechselt momentan ein V70 aus dem Jahr 2014 den Besitzer.

Genauer hinsehen sollte man bei Mittelklasse-Kombis aus Deutschland, wie dem Audi A4 oder dem 5er BMW. Sie haben häufig schon eine kilometerintensive Karriere als Firmenwagen hinter sich und entsprechend hohe Tachostände. Den Audi A4 gibt es als Diesel immerhin schon ab 2012 und älter. Er bietet einen Allradantrieb und dynamische Motoren für zügige Fahrten ans Urlaubsziel. Bei der HU schneidet er trotz hoher Tachostände bis 200.000 km mit unterdurchschnittlichen Mängelzahlen ab.

Beim 5er-BMW muss man für 10.000 Euro bis ins Jahr 2010 zurückgehen, um einen Diesel zu erwerben. Er verspricht Fahrspaß und gute Verarbeitung, verträgt aber die vielen Kilometer weniger gut als sein Wettbewerber aus Ingolstadt. Hier können Achsen, Lenkung und Ölverlust Probleme machen.

Ähnliches gilt für den Ford Mondeo, der mit Baujahr 2012 und älter für 10.000 Euro zu bekommen ist. Er lässt sich mit bis zu 1745 Litern beladen und verspricht durch geringe Fahrgeräusche angenehme Langstreckenfahrten. Sein HU-Ergebnis ist durchwachsen, der TÜV-Sachverständige rät, unbedingt auf die Lenkung, Achsen und Ölverlust zu achten.

Eine Alternative auf der Suche nach dem idealen Familienauto kann auch ein wenig mehr Luxus bedeuten. So ist etwa der Skoda Superb bereits mit Baujahr 2014 mit einem Dieselmotor zu bekommen. Als Kombi bietet er maximal 1865 Liter Stauraum, mehr als ein Audi A6 oder 5er BMW. Dazu: gediegener Luxus, wie etwa ein Schirmfach in den Vordertüren und Knieairbags für den Fahrer. Im TÜV-Report schneidet er sehr gut ab: Die Mängelquoten des Superb liegen meist unter dem Durchschnitt, ein genauerer Blick auf die Bremsscheiben und das Fahrwerk lohnt sich allerdings, hier treten hin und wieder Mängel auf.

Wer Wert auf einen Stern legt, sollte sich bei der Mercedes E-Klasse umschauen, wobei man sich hier mit etwas älteren Baujahren begnügen muss. Allerdings findet man hier auch 7-Sitzer für die größere Familie, mit dem Fahrkomfort und der Sicherheit der oberen Mittelklasse. Ein Diesel ist für etwa 10.000 Euro aus dem Jahr 2012 zu bekommen, Benziner aus dem Jahr 2010. Im TÜV-Report schneidet die E-Klasse gut ab, besonders mit dem ab 2009 gebauten W212 sind die Prüfer zufrieden, allerdings sollte man bei hohen Tachoständen genauer auf Verschleiß am Fahrwerk achten.

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