mid-Spezial: Auf den Spuren japanischer (Auto)-Kultur

Die japanische Kultur ist ein kostbares Gut. Sie wird aber nicht nur im Land der aufgehenden Sonne gepflegt. Autobauer wie Honda, Nissan und Toyota sind längst auch in Deutschland angekommen. Wer mehr über die japanische Kultur, Hintergründe und die Bedeutung Toyotas als Autobauer und Botschafter erfahren möchte, der muss nach Erkrath bei Düsseldorf. Denn dort residiert der japanische Generalkonsul Masato Iso. Dem Motor-Informations-Dienst (mid) gewährte er nun eine Audienz.


Die japanische Kultur ist ein kostbares Gut. Sie wird aber nicht nur im Land der aufgehende Sonne gepflegt. Japanische Konzerne wie die Autobauer Honda, Nissan und Toyota sind auf der ganzen Welt bekannt und zuhause. Längst sind diese Unternehmen auch in Deutschland angekommen. Sie sind zum wichtigen Teil unseres Wirtschaftslebens geworden. Wer mehr über die japanische Kultur, Hintergründe und speziell die Bedeutung Toyotas als Autobauer und Marken-Botschafter des Landes erfahren möchte, der muss nach Erkrath bei Düsseldorf. Denn dort residiert der japanische Generalkonsul Masato Iso. Dem Motor-Informations-Dienst (mid) gewährte er nun eine Audienz.

Auch Toyota nutzt die Gelegenheit zum regelmäßigen Austausch mit dem Generalkonsul, da zwischen Japan und Nordrhein-Westfalen langjährige und besonders intensive Beziehungen bestehen. Rund 15.000 Japaner und 600 japanische Unternehmen haben sich in NRW niedergelassen. Toyota-Chef Alain Uyttenhoven sagt: "Toyota ist seit inzwischen fast 50 Jahren ein Teil des deutschen Wirtschaftslebens und der deutschen Automobilbranche. Beim Fahrzeugbestand zählt Toyota mit über 1,3 Millionen angemeldeten Pkw in Deutschland zu den Top-Ten und liegt unter den Importmarken an dritter Stelle."

Die japanische Regierung bemüht sich verstärkt darum, Geschäftsaktivitäten japanischer Unternehmen zu unterstützen und somit die Spitzentechnologie Japans weltweit zu präsentieren, betont Herr Iso. Seit seinem Amtsantritt als Generalkonsul von Japan in Düsseldorf im September 2018 habe er mehrfach Gelegenheit gehabt, sich mit Wirtschaftsvertretern über die Zukunft der Automobilität auszutauschen. Dabei sei ihm die unterschiedliche Denkweise in Deutschland bewusst geworden. "Aus politischen Gründen äußern sich viele nicht offen, aber sie deuten an, dass es aufgrund von technischen Engpässen schwierig wäre, schnell vom Verbrennungsmotor auf den Elektromotor - also auf batteriebetriebene Autos - umzusteigen", sagt der Generalkonsul dem mid.

Vor allem habe man mehr und mehr erkannt, dass für die Verwirklichung der Elektromobilität ein grundsätzlicher und radikaler Ausbau der Infrastruktur unentbehrlich sei. Zuerst werde viel mehr Strom benötigt, wenn die unzähligen E-Autos ihre Batterien aufladen. Theoretisch könne der Strom aus Nachbarländern importiert werden. Ob das politisch durchsetzbar sein wird, bezweifelt Herr Iso.

"Die Volksrepublik China, die unter einer verheerenden Luftverschmutzung leidet, baut derzeit hemmungslos eine Infrastruktur für die kommende E-Mobilität auf, obwohl nicht geklärt ist, ob Autoabgase die Hauptursache für die Luftverschmutzung darstellen", erläutert Generalkonsul Iso. China werde den wachsenden Bedarf an Elektrizität durch den Ausbau seiner Kraftwerke, darunter auch Atomkraftwerke, decken, vermutet Iso und nennt auch gleich Zahlen: "In China sind zurzeit 37 Atomkraftwerke in Betrieb und 20 weitere im Bau. China wird im Jahre 2026 die Vereinigten Staaten überholen und weltweit über die größte Kapazität an Atomkraft verfügen."

Deutschland hat entschieden, bis Ende 2022 aus der Atomenergie und spätestens 2030 aus der Braunkohle auszusteigen. Ob der Ausbau der Erneuerbaren Energien die dadurch entstehende Lücke decken kann, ist allerdings fraglich. Die durchschnittliche Auslastung eines Windkraftwerks beträgt etwa 20 Prozent. Um die Kapazität der Erneuerbaren Energie zu erhöhen und das Problem der fluktuierenden Versorgung zu beheben, ist eine Speichermethode der Superlative notwendig. Die japanischen Inseln sind nicht mit Nachbarländern durch ein Stromnetz verbunden und müssen sich auch im Notfall allein mit Strom versorgen, erklärt Iso. Außerdem habe Japan fast keine Bodenschätze.

Vor dem verheerenden Reaktorunfall in Fukushima 2011 betrug der Anteil der Atomenergie rund 30 Prozent an der gesamten Elektrizität, aber zurzeit sind nur noch neun Atomkraftwerke in Betrieb, die nur noch etwa 1,7 Prozent ausmachen. Und elf Werke warten auf die Genehmigung zur Wiederinbetriebnahme. In absehbarer Zeit ist Japan nicht in der Lage, seine Stromversorgung drastisch zu erhöhen, ohne die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu verfehlen.

In Japan wird im Oktober 2019 in der Präfektur Fukushima die größte Wasserstoff-Produktionsanlage der Welt fertiggestellt. Sie soll im Juli 2020 in Betrieb genommen werden. Die Anlage wird jährlich rund 900 Tonnen Wasserstoff herstellen, wobei sie ausschließlich von Erneuerbaren Energien angetrieben wird. Wasserstoff wird dann zweckmäßig gespeichert und transportiert, und dies ist verhältnismäßig unkompliziert im Vergleich zur Elektrizität. Bei den Olympischen Sommerspielen 2020 in Tokio wird Wasserstoff aus Fukushima sowohl Energie für die Brennstoffzellen von 6.000 Autos und 100 Bussen liefern als auch Sportlerunterkünfte mit Energie versorgen.

2018 haben laut Generalkonsul Iso rund 30 Millionen Ausländer Japan besucht, und viele hätten über die Luftqualität in den Großstädten gestaunt. Allein in der Mega-City Tokio, in der rund 14 Millionen Menschen leben, sind mehr als drei Millionen Autos unterwegs. Als Grund für die vergleichsweise saubere Luft nennt Herr Iso die Tatsache, dass jeder fünfte Pkw in seiner Heimat ein Hybridauto ist.

"Obwohl wir Japaner die Gründlichkeit lieben, haben wir im Umweltschutz einen pragmatischen Weg gewählt und schnell auf verfügbare Technologie zugegriffen", sagt Iso. Diese Technologie sei heute leicht erreichbar und nun sogar gratis. Gerade erst hat Toyota angekündigt, fast 24.000 Hybridtechnik-bezogene Patente zur gebührenfreien Nutzung freizugeben. "Ich hoffe sehr, dass mehr und mehr Autohersteller dieses großzügige Angebot in Anspruch nehmen, damit Jugendliche nicht mehr freitags die Schule schwänzen und auf der Straße demonstrieren müssen", sagt Masato Iso in Anspielung auf die Demonstrationen der Initiative #FridaysForFuture.

Wir sagen: Vielen Dank für das Gespräch und Sayonara Herr Generalkonsul.

Jutta Bernhard / mid

STARTSEITE