Leben in Utopia: Fußgänger verdrängen Autos

Fußgänger und Autofahrer sind bei einer Begegnung in freier Wildbahn wie Feuer und Wasser. Jeder pocht auf sein Recht. Ob sie in diesem Verkehrsleben noch einmal richtige Freunde werden, ist zu bezweifeln. Vor allem in den Städten sind Autofahrer nicht gern gesehen - egal, ob sie mit Diesel oder Benziner unterwegs sind. Und so will das Umweltbundesamt (UBA) breitere Gehwege und mehr Zebrastreifen schaffen. Alles Humbug oder doch Realität?


Fußgänger und Autofahrer sind bei einer Begegnung in freier Wildbahn wie Feuer und Wasser. Jeder pocht auf sein Recht. Ob sie in diesem Verkehrsleben noch einmal richtige Freunde werden, ist zu bezweifeln. Vor allem in den Städten sind Autofahrer nicht gern gesehen - egal, ob sie mit Diesel oder Benziner unterwegs sind.

Und so will das Umweltbundesamt (UBA) Deutschlands Städte lebenswerter machen und das Klima schonen. Laut einer neuen Fußverkehrsstrategie der Behörde soll die Zahl der Wege, die jeder Bürger zu Fuß zurücklegt, bis 2030 um die Hälfte steigen. Langfristig sollen zwei von drei Parkplätzen in den Großstädten wegfallen. Außerdem soll innerorts flächendeckend Tempo 30 gelten, Gehwege sollen verbreitert und Falschparker schärfer verfolgt werden.

55 Seiten ist die Untersuchung lang, aus der tagesschau.de zitiert und bei der es um den Rückbau der "autogerechten Stadt" geht. UBA-Präsidentin Maria Krautzberger spricht von "revolutionären Vorstellungen". Fußgänger, Radfahrer, Busse und Bahnen sollen demnach Vorrang haben. "Es muss gelingen, den öffentlichen Raum zurückzuerobern", so das Amt.

Wer zu Fuß gehe, tue Gutes für seine Gesundheit, spare Geld und schone die Umwelt. Die Behörde will Wartezeiten an Ampeln verkürzen, fordert 2,50 Meter breite Gehwege als Standard und mehr Zebrastreifen. In den Verwaltungen soll es feste Zuständigkeiten für den Fußverkehr geben.

Fußgänger werden nach Ansicht der Behörde klar benachteiligt. Sie müssten vielfach Umwege, Wartezeiten, Lärm und Abgase in Kauf nehmen. Hohe Bordsteine, Treppen, dunkle Unterführungen, Stolperfallen und parkende Autos auf Gehwegen - zu Fuß zu gehen, sei in vielen Städten zeitraubend und umständlich. Und: Der Städtebau der vergangenen Jahrzehnte habe den Fußverkehr an den Rand gedrängt.

Städter legen heute 27 Prozent ihrer Wege zu Fuß zurück - ginge es nach der neuen UBA-Strategie, soll dieser Anteil bis 2030 auf 41 Prozent steigen. Auf dem Land streben die Autoren eine Steigerung von 23 auf 35 Prozent an. Studien zufolge sei jede zehnte Autofahrt kürzer als ein Kilometer, und auf Strecken von einigen hundert Metern sei man zu Fuß von Tür zu Tür häufig am schnellsten.

Das klingt ja alles gut und schön und gegen Umweltschutz haben die wenigsten etwas einzuwenden. Nur: Allein mit Fußgängern kann der Wirtschaftsstandort Deutschland nicht gesichert werden. Da spielt es überhaupt keine Rolle, wie breit die Gehwege in Zukunft sein werden. Ein bisschen gegenseitige Toleranz würde vermutlich mehr bewirken.

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