Supercomputer für die Mobilität von morgen

Daimler, Google und IBM forschen gemeinsam am Verkehr der Zukunft - mit Hilfe der superschnellen Quanten-Technologie.


Es ist einer dieser Fachausdrücke, die auch der Laie schon mal gehört hat, und die nach Zukunft klingen: Quanten-Computing. Klar, dafür braucht man Quanten-Computer. Aber sonst? Was kann der? Und vor allem - was habe ich davon?

Um mit Letzteren zu beginnen: Diese Technologie könnte zum Beispiel das Autofahren und die Mobilität in Zukunft sicherer, komfortabler, ökologischer und reibungsloser machen. Indem superschnelle Quanten-Computer Verkehrsströme lenken oder vernetzte Mobilität steuern. Künstliche Intelligenz fürs Vorankommen.

Sie beruht auf einer Technologie, bei der Computer-Chips, grob vereinfacht, nicht nur mit Nullen und Einsen arbeiten, sondern mit vielen, auf Quantenphysik beruhenden Zwischenzuständen. Das könnte die Rechenleistung dramatisch erhöhen und den Ergebnis-Output beschleunigen. "Das intelligente, vernetzte Auto der Zukunft braucht Rechenleistung, die heute nicht zur Verfügung steht", sagt Ola Källenius, Daimler-Vorstand für Konzernforschung & Mercedes-Benz Cars Entwicklung.

Das ist für die praktische Anwendung noch Zukunftsmusik, aber jede Zukunft beginnt in der Gegenwart mit Grundlagenforschung. Deshalb haben sich einige Big Player aus dem Bereich Automobil und Informations-Verarbeitung zusammengetan: Autohersteller wie Daimler kooperieren mit IBM, die Stuttgarter dazu auch mit Google. Der als Suchmaschinen-Spezialist bekannte Konzern aus dem Silicon Valley hat bereits Quanten-Computer am Laufen, und aktuell mit dem 72-Qubit-Chip Bristlecone das Gerät mit der höchsten Anzahl an Quantenbits gebaut. Qubit ist übrigens noch so ein Wort, an das man sich wird gewöhnen müssen: Es bezeichnet die kleinstmögliche Speichereinheit, sein Wert bemisst die Leistungsfähigkeit von Quanten-Computern.

Computer-Riese IBM wiederum betreibt in Partnerschaft mit einem Dutzend Unternehmen, darunter auch Daimler, das Netzwerk IBM Q. Q wie, klar: Quanten. Hier soll diese Technologie etwa das autonome Fahren vorantreiben. Auch Materialforschung für besonders leichte und somit energie-effiziente Materialien stehen auf der Agenda.

Die Daimler-Forscher nutzen diese Technologie für Problemlösungen des Verkehrs der Zukunft - ganz im Sinne des Wandels vom Autohersteller zum Mobilitäts-Dienstleister. "Innovation und Erfindergeist sind seit jeher Teil unserer DNA bei Daimler", so Källenius: "Mit der Erfindung des Automobils vor 132 Jahren haben wir einen wegweisenden Transformationsprozess für die individuelle Mobilität der Zukunft eingeleitet." Und Quanten-Computing führe zum nächsten Level: "Es könnte in Zukunft eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung von nachhaltigen und effizienten Mobilitätslösungen, aber auch in unterschiedlichen Anwendungsbereichen innerhalb unseres Unternehmens spielen".

Wo genau die Reise auf dem Quanten-Zug hinführt, ist eine spannende Frage - die sich aber wahrscheinlich erst in ein paar Jahren beantworten lässt. "Noch befindet sich diese Technologie im frühen Forschungs- und Entwicklungsstadium", erläutert Daimler-CIO Jan Brecht, "aber die Möglichkeiten sind enorm. Wir wollen frühzeitig Erfahrungen sammeln. Daher bringen wir in die Forschungskooperation konkrete Use Cases aus dem Automobil- und Mobilitätsbereich ein."

Wenn wir in ein paar Jahren also in autonomen Autos schnell und staufrei und vor allem sicher ans Ziel zischen, dann wird das auch ein Verdienst der aktuellen Partnerschaft von Daimler und Google sein.

Marcus Efler / mid

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