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mid Groß-Gerau - Der wohl kleinste Faltcaravan auf dem Markt ist eigentlich gar keiner - dafür aber ein ziemlich cooler und umweltfreundlicher Hingucker. Denn die Basis des Elektro-Frosch aus Berlin ist ein dreirädriger Elektro-Kabinenroller. Elektro-Frosch
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Camping 2021 - Faltcaravans sparen Sprit und bieten dennoch Wohnraum satt (Teil 2)

Weniger ist mehr. Unsere Eltern wussten es noch, wir lernen es vielleicht gerade wieder. Heute geht es um Faltcaravans - ein mobiles Zuhause auf kleinstem Raum. Nur noch rund 20 Anbieter gibt es weltweit, hier eine Auswahl vom Motor-Informations-Dienst (mid).


Weniger ist mehr. Unsere Eltern wussten es noch, wir lernen es vielleicht gerade wieder. Heute geht es um Faltcaravans - ein mobiles Zuhause auf kleinstem Raum. Nur noch rund 20 Anbieter gibt es weltweit, hier eine Auswahl vom Motor-Informations-Dienst (mid).

Die größten Faltcaravan-Vorteile: Im Vergleich zu "normalen" Wohnwagen ducken sie sich während der Fahrt deutlich flacher, haben dadurch einen geringeren Luftwiderstand und sie sind meist sehr leicht - das Zugfahrzeug braucht weniger Leistung und Kraftstoff. So können auch sehr kleine Fahrzeuge ziehen, der Falter benötigt ebenfalls wenig Platz, wenn er nicht gebraucht wird. Auch die Anschaffungskosten sind, von Luxusmodellen wie dem unten vorgestellten 3X einmal abgesehen, häufig günstiger.

Im Gegensatz zum Zelt verfügen Faltcaravans über einen stabilen Unterbau - das bietet Schutz vor Nässe und Kälte von unten und steigert den Komfort bei unebenem oder steinigem Gelände. Versichert werden kann der Faltcaravan wie ein normaler Pkw-Anhänger. So lässt sich auch bei der Prämie und den Steuern sparen.

Nachteile: Faltcaravans müssen während einer Rast oder Zwischenübernachtung erst aufgebaut werden. Es gibt Hersteller, die geben die dafür nötige Zeit mit sportlichen 15 Minuten an, einer spricht sogar von nur einer Minute. Realistischer sind wohl eher 30 bis 45 Minuten. Wie ein Zelt muss ein Faltcaravan, egal ob mit Zelt- oder festen Wänden, nach einem Regeneinsatz spätestens nach zwei Tagen zum Trocken erneut aufgebaut werden. Sonst droht Schimmel.

Alpenkreuzer - Klassiker in Neuauflage
Ältere Semester werden ihn noch kennen, denn er gilt als eine der legendärsten Marken der niederländischen Wohnwagen-Geschichte. Das Unternehmen Eelart Kramer Sliedrecht (E.K.S.) importierte seit 1958 den in der DDR gebauten "Klappfix" und verkaufte ihn weltweit als "Alpenkreuzer." In den 1980er Jahren setzten die Niederländer bis zu 4.000 Stück jährlich ab. Günstige Pauschalurlaube beendeten die Erfolgsgeschichte, 2006 verschwand er aufgrund fehlender Nachfrage zunächst vom Markt. Doch seit 2017 ist der Klassiker zurück. Hersteller Dorema hatte die Marke zunächst in den Niederlanden wiederaufleben lassen, seit Ende 2018 sind auch auf dem deutschen Markt wieder drei unterschiedliche Modelle zu haben. Das Modell Duet ist - wie der Name schon sagt - für zwei Personen gedacht. Leer wiegt der Klassiker (L/B/H fahrfertig: 3,3/1,6/1,1 Meter) lediglich 350 Kilogramm, dass macht ihn selbst für E-Autos tauglich. Ausgeklappt ergibt sich eine Grundfläche von rund 10 Quadratmetern (4,6 x 2,6 Meter), das Doppelbett mit Lattenrost misst 2,10 mal 1,5 Meter. 1.000 Liter Gepäck können theoretisch mit, das zulässige Gesamtgewicht von 750 Kilogramm setzt aber Grenzen. 13 Zoll Reifen und das AL-KO Fahrgestellt sorgen bis Tempo 100 für ein sicheres Fahrverhalten. Angekommen soll der Duet innerhalb weniger Minuten aufgebaut sein. Das feste Vorzelt hat eine mit Reißverschluss abtrennbare Bodenplane. Und der Alpenkreuzer ist ziemlich günstig: 6.395 Euro. Für 395 Euro zusätzlich gibt's das Travelset mit Stoßdämpfern, separatem Sonnendach und Reserverad, die Küche mit Gaskocher kostet 249 Euro extra.

Elektro-Frosch
Der wohl kleinste Faltcaravan auf dem Markt ist eigentlich gar keiner - dafür aber ein ziemlich cooler und umweltfreundlicher Hingucker. Denn die Basis des Elektro-Frosch aus Berlin ist ein dreirädriger Elektro-Kabinenroller. Mit seinem aufklappbaren Zeltaufbau bietet er Platz für zwei Personen und kommt zudem mit Küchenmodul, das allerdings aufgrund der - sagen wir - kuscheligen Platzverhältnisse unter dem serienmäßigen Sonnensegel parken muss. Mit maximal 60 km Reichweite und 45 km/h Spitze ist der Elektro-Frosch zudem eher etwas für den Urlaub vor der eigenen Haustür. Aber da soll es ja auch sehr schöne Plätze geben.

BeauEr
Und noch so ein Grenzgänger. Er sieht eher aus wie ein normaler Mini-Caravan, und geklappt oder gefaltet wird hier gar nichts. Der BeauEr 3X ist dafür ein winziger (L/B/H: 3,85/1,95/2,6 Meter), zirka 950 kg leichter, ausziehbarer Wohnwagen - eine Art Matrjoschka auf Rädern. Aus eins wird drei. In weniger als 60 Sekunden vergrößert sich die Wohnfläche des für zwei Personen ausgelegten Gefährts dank eingebauter Elektro-Teleskopmodule auf Knopfdruck so von rund vier auf 12 Quadratmeter. Das genialste daran: Die Möbel arrangieren sich dabei ebenfalls wie von Geisterhand. Als Standard gibt es ein Schlaf-/Wohnzimmer mit einem Schlafsofa, eine Toilettenkassette, eine Küche mit einem 65 Liter-Kühlschrank, zwei Gasbrennern, einer Spüle und Schränken. Die Außenfarbe, die der Möbel und des Fußbodens sind vielfältig anpassbar. Auf der Liste der verfügbaren Optionen stehen Dusche, Warmwasserbereiter, Klimaanlage, Trockentoilette, Markise, Solarpanel, Fahrradträger, Moskitonetz, Kofferraum auf der Deichsel, Reserverad, sowie E-Mover. Echter Wermutstropfen: Der Preis startet bei 29.900 Euro netto ab Werk in Frankreich, einen deutschen Importeur gibt es noch nicht. Der "kleinere" 2X, der nur zu einer Seite ausfährt (800 Kilogramm, acht Quadratmeter), kostet ab 22.900 Euro.

Opus Camper
Leser unserer Dachzelt-Story kennen den Trend bereits: Aufblasen statt aufklappen. Der "Opus Air", der bis zu zehn Personen Platz bietet, wird genau so in Form gebracht. Standard sind zwei fixe Doppelbetten (190 x 140 Zentimeter) an den Stirnseiten, ein zusätzliches Doppelbett kann aus der Sitzfläche gebaut werden. Das optionale Vorzelt beinhaltet zwei zusätzliche Schlafräume und liefert einen großen zusätzlichen Wohnraum. Mit großen Fenstern, Oberlichtern, LED-Beleuchtung und einer Innenhöhe von fast 2,5 Metern fühlt sich der "Opus Air" besonders geräumig und luftig an. Der als Allroad und Offroad-Variante lieferbare Opus wiegt nur rund 800 Kilogramm und misst fahrbereit lediglich 4,3 mal 2,1 mal 1,2 Meter. Aufgepumpt bringt er es samt Vorzelt dann jedoch auf stattliche 25 Quadratmeter Nutzfläche. Der "Opus" wird in Großbritannien als Ableger der renommierten Marke "Purple Line" produziert. Für sein innovatives Erscheinungsbild, das an ein Tunnelzelt erinnert, wurde er 2018 mit dem "German Design Award" ausgezeichnet. Das Standard-Modell kostet 19.545 Euro. Das "Full Monty" getaufte Topmodell mit unter anderem Leichtmetallfelgen, 110Ah Batterie, Kühlschrank und Mikrowelle, tragbarer Toilette, isoliertem Dachhimmel, elektrischer 230V-Heizung, Wasser- und Abwasser-Behälter, komplettem Vorzelt sowie LED-Beleuchtung für Haupt und Vorzelt kostet 22.995 Euro.

Easy Caravanning
Seit 2019 gibt es den "TakeOff" des niederländischen Unternehmens Easy Caravanning. Auch er ist ein echtes Leichtgewicht und noch dazu besonders aerodynamisch geformt. Ein großer Vorteil auch: Das feste Dach, dass sich im Handumdrehen parallel nach oben verschiebt und dabei die eleganten Seitenwände entfaltet. Dafür gab es im Februar 2021 gleich zwei European Innovation Awards. Eng geht es trotz dadurch unveränderter Grundfläche nicht zu. Durch Umbau der Sitzgruppe entsteht eine Liegefläche von 2,05 x 1,60 Meter. Der Stauraum unter den Sitzbänken kann auf Wunsch durch Staufächer unterm Dach erweitert werden, die herausnehmbare Küche mit Schnellkupplungen fürs Gas ist serienmäßig verbaut. Das ermöglicht bei gutem Wetter Outdoor- Kochen. Eine Nasszelle gibt es natürlich nicht, da muss dann die gute alte Porta Potti herhalten. Für Familien dürfte die Heckerweiterung mit Alurahmen interessant sein. Gegen Aufpreis gibt es auch die 100 km/h- Zulassung. Der TakeOff Active kostet ab 14.059 Euro, der TakeOff Sport ab 16.517 Euro. Das Topmodell Xcite kostet 19.664 Euro.

Christoph Reifenrath / mid

Hinweis für die Redaktionen:
Den dritten und letzten Teil der Camping-Serie sendet der mid am morgigen Freitag (21. Mai 2021).

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