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Sonst noch was? Foto: SP-X

Sonst noch was? - Alles friedlich

Sie wissen schon: D? gustibus n?n est disputandum. Über anderes schon. Wobei wir als friedliebender Charakter den Streit auch gerne schlichten oder erst gar nicht aufkommen lassen wollen.

Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten, und so nehmen wir das Angebot eines französischen Unternehmens mit gelassener Belustigung zur Kenntnis. Citroen offeriert den Menschen, die damit liebäugeln könnten, das neue Kompaktmodell der Marke zu erwerben eine ,,Car Tasting Box". Das Autoprobierpaket ersetzt gewissermaßen den Gang ins Autohaus, weil man Form, Farben und Haptik durch den Inhalt der Box erfahren, pardon, erfühlen und betrachten kann. Wenn wir es richtig interpretieren, bekommt der geneigte Interessent eine Schachtel mit einem Modellauto (Form) Lackmustern (Farbe) sowie Stoff und Leder-Beispielen (Haptik). Dazu gibt es natürlich auch eine Broschüre mit Infos zum Auto und wenn man dann überzeugt ist, kann zum Schluss noch eine Probefahrt gebucht werden. So ganz nebenbei zeigt Citroen mit der Aktion aber auch die Grenzen des Online-Handels auf. Digital gibt es derzeit eben noch nichts zu fühlen und zu riechen. Dafür jede Menge zu messen.

Letzteres macht sich die Autoindustrie gerne auf der Marketingseite zunutze, weil man eben genau nachvollziehen kann, wer wann wie lange welche Infos konsumiert hat. Glauben zumindest die Marketingleute. Das ist bei gedruckten Produkten viel schwieriger und erklärt in einer datengetriebenen Welt die wachsende Liebe der Marketingkommunikation zum Netz. Und es erklärt die immer weiter wachsende Vorliebe der Entscheider zum Marketing im Vergleich zur PR. PR-Ergebnisse lassen sich nämlich viel schlechter messen als Klicks auf Werbeanzeigen und in Social-Media-Kanälen. Und selbst wenn mal nichts verkauft wird durch die Klickerei, hat man ja immer noch auf den Markenwert ,,eingezahlt". Der ist schließlich wichtig und außerdem steckt das Wort ,,Marke" ja zweifellos in ,,Marketing" drin.

Apropos Klicks und drinstecken. Mitunter wundern wir uns schon, was für Skandale und Skandälchen in unscheinbaren Meldungen stecken. Uns ist zum Beispiel weder beim Schreiben noch beim Redigieren einer Meldung über die aktuelle ADAC-Pannenstatistik aufgefallen, das E-Autos besonders pannenanfällig wären. Sie leiden nur genau wie alle anderen Autos, wenn sie zu wenig gefahren werden. Denn just dadurch macht die 12-Volt-Batterie für das herkömmliche Bordnetz schon mal schlapp. Das wiederum kommt seit den diversen Corona-Lockdowns schon mal vor, auch bei E-Autos. Daraus machten nicht wenige Klickverstärker dann Überschriften wie ,,So anfällig sind E-Autos". Hauptsache Klicks. Seriös geht anderes.

Apropos: Elon Musk hat dieser Tage via Twitter bekräftigt, dass sein Unternehmen auch weiterhin auf eine Presseabteilung verzichtet: ,,Andere Unternehmen geben Geld für Werbung und das Manipulieren der öffentlichen Meinung aus, Tesla konzentriert sich auf das Produkt. Ich vertraue den Menschen." Das ist wirklich schön. Wir vertrauen den Menschen übrigens auch. Nur eben nicht jedem. Und nicht jeder Ankündigung. Diesbezüglich hat ein Tesla-Manager kürzlich getwittert, dass in diesem Jahr der gesamte Strom im Supercharger-Netz aus erneuerbaren Energien sein wird. Bislang ist das offensichtlich nicht so und bestimmt nur deshalb wurde der Tweet dann auch gleich wieder gelöscht. Gut, dass das Netz nichts vergisst und irgendwer immer schon mal einen Screenshot gemacht hat, nur damit es hinterher keinen Streit gibt, wer was wann warum gesagt oder geschrieben hätte. Just darüber kann man nämlich sonst streiten. Und das wollen wir doch nicht, oder? Sonst noch was? Nächste Woche wieder.

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