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mid Groß-Gerau - Rotsehen: Die auffälligen Brembo-Bremssättel sind ein Erkennungsmerkmal der letzten Subaru BRZ-Sonderserie. Subaru
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Subaru BRZ: Letzter Sprint eines ehrlichen Sportlers

Weil der Nachfolger des Subaru BRZ wohl nicht in Europa importiert wird, läutet die 'Final Edition' hierzulande den Abschied ein. Wer auch künftig nicht von ihm lassen will, wird beim Schwestermodell von Toyota jedoch eine neue Heimat finden.


Schocknachricht für Sportwagenfans: Subaru schickt 2021 den BRZ in Rente und erteilt dem bereits enthüllten Nachfolger hierzulande anscheinend dauerhaften Platzverweis. Damit reduziert sich in Europa die Zahl der einigermaßen erschwinglichen Sportcoupés um einen "ehrlichen" Sportler, der sich zeitlebens dem Fahrspaß verpflichtet fühlte. 2012 nahm der BRZ zusammen mit seinem (nahezu baugleichen) Schwestermodell Toyota GT86 zum ersten Mal als Serienwagen mitteleuropäische Straßen unter die Räder.

Der Motor-Informations-Dienst (mid) ergriff buchstäblich die letzte Gelegenheit, mit einem Exemplar der "Final Edition" auf Abschiedstour zu rollen. Und der Frage nachzugehen, warum der BRX ein "ehrlicher" Sportwagen ist. Die finale Serie ist in Deutschland auf nur 38 Exemplare begrenzt, allerdings kostet sie mit ihrer opulent angereicherten Sonderausstattung fast 7.000 Euro mehr als die Reststücke der Basisversion, die ab rund 33.500 Euro noch zu haben sind.

Schon mit seiner Form dokumentiert der BRZ Ehrlichkeit: Auch wenn das Coupe in die Kategorie 2+2-Sitzer fällt, so lassen die geduckte Erscheinung mit der zurück gesetzten Kabine und dem flach auslaufenden Heck keinen Zweifel daran, dass allenfalls zwei Personen im Innenraum kommod sitzen. Das Fondgestühl dient allenfalls als willkommene Ablage für Taschen oder Jacken. Oder auch als erweiterter Kofferraum bei flach umgelegter Rücksitzlehne ohne störende Stufe im Knickbereich.

Ehrlich auch das Armaturenbrett: rote, innen beleuchtete Zeiger der beiden Rundinstrumente für Geschwindigkeit und Drehzahl. Wobei sich der Drehzahlmesser durch Mittelposition und größeren Durchmesser die prominentere Rolle ergattert. Welch eine Freude in einer Autowelt, die inzwischen von digitalen Instrumenten auf riesigen Bildschirmen überflutet ist. Das ist noch alte Schule, das hat Stil.

Dazu wird von der Mittelkonsole der kurze Schalthebel (Sechsgang-Getriebe) mit Lederknauf gereicht, der auf seine Art die Botschaft loswird: Hier wechselt der kundige Chef die Gänge noch selbst. Dass sich diese Handarbeit bei kaltem Getriebeöl etwas knochig anfühlt, ist ebenfalls ehrlich. Ein Sportwagen will erst einmal warm gefahren werden, bevor der hurtige Ritt über den Parcours ansteht.

Dass Subaru das Armaturenbrett im Mittelteil zwischen Instrumenten und Handschuhfach mit schwarzem Klavierlack angestrichen hat, sei dem Unternehmen verziehen: Es sieht zwar elegant aus, aber gebürstetes Aluminium oder mattes Karbon würden besser zum sportiven Charakter passen.

Und wie hält es der Motor mit Ehrlichkeit? Keine Frage: Punktlandung! Der stets heiser röchelnde Zwei-Liter-Boxer mit 200 PS verzichtet auf so neumodischen Kram wie Turbolader und lebt als Sauger von der Drehzahl. Präziser gesagt: von der hohen Drehzahl. Das maximale Drehmoment meldet sich deswegen erst jenseits von 6.400 Umdrehungen pro Minute zu Wort. Da bleiben dann keine 1.000 Touren mehr übrig, bis die rote Lampe und ein schnarrender Warnton dazu mahnen, spätestens bei Skalenwert 7.300 den nächst höheren Gang einzulegen.

Wer im sechsten angekommen ist, wird jenseits der 200er-Marke bemerken, dass die sich die Beschleunigung des Vierzylinders sanft verliert, bis sie bei 226 km/h komplett ausgereizt ist. Eben ein ehrlicher Sauger, der auf mehr Hubraum angewiesen wäre, wenn er schneller laufen sollte.

Geht es um den Verbrauch, überrascht der BRZ positiv: Obwohl beim Mix des Proberitts über die Autobahn hohe Tempi und auf den Landstraßen beherzte Drehzahlen angesagt sind, zeigt der Verbrauchszähler vergleichsweise moderate 9,5 Liter je 100 Kilometer an. Damit liegt der BRZ näher am theoretischen Prospektwert (8,6 Liter Super Plus) als die hoch gelobten Hybrid-Autos, die im Alltag auch schon mal das Mehrfache der offiziellen Verbrauchsangabe wegschlucken können.

Aber ehrlich gesagt: Was soll der BRZ auf der Autobahn? Seine Welt ist die Landstraße - und zwar die mit den vielen Kurven. Er frisst sie gierig, wie ein wacher Hund, dem man sein Lieblings-Futter hinwirft. Damit sind wir beim ehrlichen Fahrwerk. Es arbeitet nach der Devise: Gelobt sei, was hart macht. Die Vermutung, die Federung sei beim Zusammenbau des Autos gänzlich vergessen worden, erweist sich spätestens bei langwelliger Fahrbahn als nichtig. Die steckt der BRZ locker weg, meldet aber zuverlässig jede Münze, die auf der Straße liegt. Kopf oder Zahl? Die Frage ist bei sensiblen Fahrern schnell beantwortet.

Apropos Kurven: Die spontane Lenkung ist erste Sahne. Ihr spontaner Charakter macht es aus, dass dem BRZ selbst von Rennfahrern ein professionelles "Handling" nachgesagt wird. Die Präzision im Lenkapparat, das prima dosierbare Gaspedal, das Sperrdifferenzial der Hinterachse und der niedrige Schwerpunkt dank Boxermotor bilden genau das Gemisch, das geübten Sportfahrern so viel Spaß macht. Spätestens wenn das Coupe beim flotten Beschleunigen aus der Kurve mit der Hinterhand nach außen drängt, sodass der Lenkeinschlag leicht zurückgenommen werden kann, ist klar: Man sitzt in einem ehrlichen Hecktriebler.

Wer auf die abgesperrte Rennpiste geht, kann das ESP in zwei Stufen minimieren, um die Driftwinkel zu erhöhen. Gut, dass auch bei diesen Manövern die eng geschnittenen Schalensitze festen Seitenhalt spendieren und ihrer Funktion gerecht werden, dem Fahrer in Gesäß und Wirbelsäule zu melden, was der BRZ dem Piloten mitteilen will. Eine offene und ehrliche Art der Kommunikation. Steht eine abrupte Verzögerung an, dann packen die roten Brembo-Bremszangen beherzt zu.

Noch haben die BRZ-Fans die Chance, eines der letzten "alten" Exemplare zu erwischen. Ob nun als "Final Edition" oder kurz davor gebaut: Wer einen Final ergattert, wird von der langen Liste der serienmäßig eingebauten Sonderausstattungen quasi erschlagen. Im Testwagen erhöhten lediglich die Sonderfarbe "WR Blue Pearl" (100 Euro) und die Fußmatten mit blauem BRZ-Logo (94,20 Euro) den Listenpreis.

Tränen werden jene sportlichen Subaru-Kunden vergießen, die der Marke auch künftig gern treu bleiben würden. Denn momentan ist die Einfuhr des just vorgestellten Nachfolgers in Europa nicht vorgesehen. Wenn das Subaru-Management hart bleibt, können diese Tränen der Enttäuschung nur Toyota-Händler trocknen. Dort wird es den neuen BRZ im Lauf des Jahres 2021 nämlich schon geben. Er heißt bei Toyota allerdings GR 86 und trägt garantiert kein Subaru-Emblem. Ehrlich.

Klaus Brieter/mid

Technische Daten Subaru BRZ "Final Edition":
- Länge / Breite / Höhe: 4,24 / 1,78 / 1,32 Meter
- Otto-Motor: Vierzylinder-Boxer
- Hubraum: 1.998 ccm
- Leistung: 147 kW/200 PS
- max. Drehmoment: 205 Nm
- Getriebe: manuelles 6-Gang-Schaltgetriebe
- Beschleunigung: 0 bis 100 km/h in 7,6 Sekunden
- Höchstgeschwindigkeit: 226 km/h
- Normverbrauch (NEFZ): 8,6 l Super Plus/100 km
- CO2-Emissionen: 196 g/km
- Preise: ab 40.270 Euro
- Testwagenpreis: 40.464,20 Euro

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