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Sonst noch was? Foto: SPX

Sonst noch was? - Einfach dufte

Was für eine Woche: Die EU macht Ernst mit der Feldüberwachung von Kfz-Verbräuchen, Musk meckert in Brandenburg und wir? Riechen nichts.

Bei so manchem Fortschritt, der uns heute im Auto gegönnt und gelegentlich auch zugemutet wird, fragen wir uns ja, wofür er denn nun gut sein soll. Just bei einem, der uns bislang ziemlich sinnfrei erschien, sind wir jetzt schlauer und loben deshalb nun die Nase der Entwickler. Tatsächlich geht es um Gerüche und die Möglichkeit, selbige im Auto mittels Parfumzerstäubern im Handschuhfach oder sonst wo angenehmer zu gestalten.
Bisher gingen wir als olfaktorische Banausen davon aus, dass so ein Auto innen gerne nach Leder riecht oder Holz, so denn welches zur Polsterung respektive Zierde verwendet wurde. Zudem hat fast jede Marke ihren typischen Geruch. Manche Produkte, speziell aus dem Reich der Mitte, riechen gerne nach Chemie, wenn sie neu sind, aber das dünstet sich aus. Nun würde wahrscheinlich auch ein nach anrüchigen chemischen Verbindungen müffelnder Kleinwagen lieber das Odeur edlen Connolly-Leders ausströmen, aber so weit gehen die Bedufter der Branche (noch) nicht. Das wären ja auch Fake-News für die Nase.

Es geht ihnen wohl auch gar nicht darum, die natürlichen Gerüche des Fahrzeugs zu übertünchen. Dank einer aktuellen Feldforschung in Form einer Umfrage wissen wir nun vielmehr, dass es um die Fahrer und Fahrerinnen geht. Nein, das Auto will nicht in Wettbewerb zu Chanel Nr. 5 oder Davidoff treten. Es will nur kaschieren, was die Damen und Herren an natürlichen Emissionen unterwegs absondern. Immerhin 18 Prozent der Fahrer und 12 Prozent der Fahrerinnen pupsen unterwegs, zumindest, wenn sie alleine im Auto sind. Letzteres wollen wir jedenfalls hoffen. Da die Menschheit spätestens seit den Gepflogenheiten am Hofe des Sonnenkönigs weiß, dass Parfum notfalls auch Waschen ersetzt, nutzt das Auto schlicht die schon damals entwickelten Methoden und stinkt zurück.

Stinkig ist auch unser alter Freund Elon und zwar auf die deutsche Bürokratie. Wir Besserwisser hatten ihm an dieser Stelle ja von vorneherein prophezeit, dass seine Pläne in Sachen neues Werk in Brandenburg ziemlich ambitioniert sind und normalerweise mit den Genehmigungsverfahren hierzulande nicht kompatibel sein dürften. Aus unerfindlichen Gründen hat er diese Hinweise aber nicht wahrgenommen und nun steht er da und zetert rum, weil seine Fabrik quasi fertig ist, aber noch nicht genehmigt. Nicht dass wir da jetzt irgendwie schadenfroh wären. Wir erlauben uns nur den Hinweis, dass auch die ganz große Umwelt- und Klimarettungskeule, die Herr Musk gerade schwingt, um den kleinen lokalen Umwelteingriff mit dem von ihm erbrachten großen Fortschritt für das Weltklima durch mehr E-Autos zu negieren, die Genehmigungsbehörden nicht beindrucken dürften. Die müssen vor Ort für Brandenburg entscheiden und haben kein Mandat für die Menschheit, wie Elon Musk das zu haben glaubt.

Deutlich legitimierter in Sachen Menschheit retten ist die EU und die wiederum macht jetzt Ernst mit der Überwachung des Kraftstoffverbrauchs. Ab 1. April nächsten Jahres müssen alle Kfz-Hersteller, die tatsächlich im Betrieb ermittelten Verbräuche von Kraftstoff und/oder Strom gebündelt an die europäische Umweltagentur schicken, und zwar mit zugehörigen Fahrzeugidentnummern. Die sind dann zwar noch anonymisiert, aber eben doch einzeln auslesbar. Jedenfalls weiß dann die EUA genau, welche Fahrzeugtypen im Alltag wieviel verbrauchen, aber noch nicht genau, ob es am Auto oder am Fahrer liegt, wenn die Differenz zum angegebenen Normwert zu groß ist. Das ist erstmal blöd für die Hersteller, die bei Abweichung vom Flottenwert in Sachen CO2 zur Kasse gebeten werden. Aber im zweiten Schritt auch für die Fahrer. Eine Änderung der Verordnung zu mehr Fahrerverantwortung lässt sich sicher so formulieren, dass auch die Datenschützer keine Einwände haben und der einzelne Fahrer dann rückwirkend zur Kasse gebeten wird. Die Beurteilung, ob diese Möglichkeit ein nützlicher Fortschritt ist, überlassenen wir dieses Mal schlaueren Köpfen. Sonst noch was? Nächste Woche wieder.

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