Die mid-Zeitreise: Das Elektro-Auto wird kommen

Am 29. April 1974 berichtete der Motor-Informations-Dienst (mid) im 23. Jahrgang über die Zukunft des E-Autos.


Am 29. April 1974 berichtete der Motor-Informations-Dienst (mid) im 23. Jahrgang über die Zukunft des E-Autos.

Das Elektro-Auto wird kommen

Wer glaubt, dass der Elektroantrieb für Autos erst in jüngster Zeit ins Gespräch gekommen ist, irrt gewaltig. Bereits um die Jahreswende waren in den USA über 15.000 Elektro-Straßenfahrzeuge in Betrieb. Von der Gesamtproduktion an Fahrzeugen hatte das Elektrofahrzeug im Jahre 1900 einen Anteil von 38 Prozent, während das Fahrzeug mit Verbrennungsmotor mit nur 22 Prozent vertreten war. Erst in der weiteren Entwicklung wurden die Fakten Geschwindigkeit, Reichweite und Beschleunigung stärker bewertet und verhalfen dem Benzinfahrzeug zu seinem Siegeszug in das 20. Jahrhundert. Mit fortschreitender Motorisierung nahm auch die Luftverschmutzung durch Autoabgase zu, was gegenwärtig Anlass zu heißen Diskussionen ist. Um das Abgasproblem des Verbrennungsmotors in vertretbaren Grenzen zu halten, wurden Gesetze geschaffen, die den Schadstoffanteil im Abgas vorgeben. Doch eine Reduzierung der Luftverschmutzung durch Autos lässt sich bei der steigenden Anzahl nicht erreichen. Aus diesem Grund wurde 1966 der Schwerpunkt erneut auf die Weiterentwicklung eines geeigneten Elektro-Straßenfahrzeugs gelegt.

Praktische Erprobung läuft

Nach Angaben der Varta Batterie AG, die sich ebenso wie die Robert Bosch GmbH und das RWE in Essen mit dieser Technik beschäftigt, kommt als Energiespeicher für Elektrofahrzeuge im Hinblick auf Gewicht, Volumen und Wirtschaftlichkeit zur Zeit nur die Bleibatterie infrage. Aus diesem Grunde wird auch der Weiterentwicklung des Bleiakkumulators besondere Beachtung geschenkt, ohne jedoch neue Wege unberücksichtigt zu lassen. Untersuchungen mit Transportern mit einer Nutzlast von zirka 1 Tonne haben gezeigt, dass 90 Prozent der im Stadtverkehr eingesetzten Fahrzeuge eine mittlere Fahrtstrecke von unter 50 Kilometer pro Tag zurücklegen. Fahrzeuge im ganztägigen Einsatz, zum Beispiel Omnibusse, können durch eine speziell vorbereitete Batteriewechseltechnik den Fahrbereich im Linienverkehr beliebig erweitern. Eine größere Anzahl von Elektrotransportern und - Bussen wird bereits zur Erprobung eingesetzt, um letzte technische Verfeinerungen durchführen zu können, die Zuverlässigkeit zu testen und um exakte Wirtschaftlichkeitsbilanzen aufstellen zu können.

Weg mit Hürden

Von den verschiedenen an der Entwicklung beteiligten Firmen werden Hochrechnungen auf größere Stückzahlen und Serienfahrzeuge durchgeführt. Die Ergebnisse hieraus lassen hoffen, dass in Zukunft das Elektro-Straßenfahrzeug im Stadtverkehr mindestens die gleiche Wirtschaftlichkeit erreicht wie der Verbrennungsmotorische Antrieb heute. Der Weg dorthin ist allerdings noch mit manchen Hürden versehen. Auch wird es noch einige Zeit erfordern, bis die innerstädtischen Nutzfahrzeuge - Transporter, Omnibusse und Kommunalfahrzeuge - sowie Elektro-Citycars und Elektromofas ein gewohnter Anblick in unseren Städten geworden sind. Dass jedoch dieser Antrieb eines Tages verstärkt verwendet werden wird, ist sicher, zumal es sinnvoller ist, die immer knapper werdende Primärenergie Rohöl nutzbringender als Strom zu verwenden, statt sie im Auto in Form von Benzin mit geringem Wirkungsgrad zu verbrennen.

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