Die mid-Zeitreise: Warum wir den Capri bauen

Am 17.2.1969 berichtete der Motor-Informations-Dienst (mid) im 18. Jahrgang über die Neuvorstellung des Ford Capri.


Am 17.2.1969 berichtete der Motor-Informations-Dienst (mid) im 18. Jahrgang über die Neuvorstellung des Ford Capri.

Von H.A. Barthelmeh, Vorstandsmitglied der Ford-Werke AG

Es gibt in Deutschland etwa 600 verschiedene Modelle zu kaufen, die von etwa 50 Pkw-Herstellern und Importeuren angeboten werden. Die Auswahl ist also sehr groß. Hinzu kommen die vielfältigen Variationsmöglichkeiten durch umfangreiche Sonderausstattungen. Für jeden Automobilhersteller ist es bei diesem reichhaltigen Angebot schwer, einen markt- und preisgerechten Wagen zu entwickeln, der sich aus der Masse des Angebots heraushebt und dennoch die Voraussetzungen für eine Großserien-Fertigung mit den sich daraus ergebenen Vorteile für den Käufer bietet.

Sportwagen und Familienlimousine

Wenn ich eine ganz grobe Unterscheidung vornehmen darf, so gibt es Sportwagen und normale Pkw, das heißt, Limousinen, die auch in einer Coupé-Form oder als Hardtop zu haben sind. Diese beiden Angebote unterscheiden sich im Wesentlichen durch zwei Faktoren, nämlich Leistungswerte und Raumangebot. Von den Kombifahrzeugen abgesehen, gibt es bislang weder auf dem deutschen noch auf dem übrigen europäischen Markt eine dritte Alternative. In Europa fehlt bisher ein Fahrzeug, das den Zuschnitt eines Sportwagens hat, dabei aber geräumig, komfortabel, zuverlässig und wirtschaftlich ist wie eine Familienlimousine. Es fehlt ein Wagen, der sich so präsentiert, als sei er nur für die angenehmen Seiten des Daseins geschaffen und der doch so funktionell ist, dass er allen Anforderungen, die wir heute an ein Gebrauchsautomobil stellen, gerecht wird.

Für jung und alt

Wir haben deshalb den Capri konzipiert als einen Wagen für junge Leute und solche, die in ihren Herzen jung geblieben sind. Wir hätten einen reinen Sportwagen entwickeln und anbieten können. Gerade 1968 wurden diese Erwartungen häufig laut, nachdem Ford die Markenweltmeisterschaft errungen hatte. Unser Ziel liegt jedoch in einem wesentlich größeren und interessanteren Markt. Der Capri sollte eine sportliche Linie bekommen, die jeden Freund solcher Automobile anspricht. Er sollte aber auch vier Erwachsenen bequem Platz bieten und dazu noch deren Urlaubsgepäck befördern. Er sollte ferner eine ganze Skala von Ausstattungsmöglichkeiten bieten, die es jedem erlaubt, den Capri zu seinem persönlichen Auto zu machen, und - das ist das Entscheidende - zu erschwinglichen Preisen.

Trotz Großserie für Individualisten

Der Capri ist dabei so konzipiert, dass er mit keinem der zur Zeit angebotenen Pkw konkurriert. Mit anderen Worten: Die Merkmale, die man sonst zur Einordnung von Automobilen in bestimmten Klassen definiert, treffen auf diesen Wagen nicht zu. Das zu erreichen war uns deshalb notwendig, weil wir einen Wagen anbieten wollten, der zwar in Großserie gebaut wird, aber auch bei den vielen Individualisten Interesse findet. Unsere Forschung hat ergeben, dass für einen solchen Wagen ein ganz beachtlicher Markt vorhanden ist und dass dieser Markt weiter wachsen wird.

Bestimmende Faktoren

Drei Faktoren waren es im Wesentlichen, die die Entwicklung des Capri beeinflussten:

1. Der anhaltende Trend zu sportlichen Automobilen
2. Die ständig wachsende Gruppe der jungen Käufer
3. Die zunehmende Kaufkraft jüngerer Jahrgänge

Hierunter verstehen wir die Käufer zwischen 18 und 29 Jahren. Es wird nach unseren Schätzungen in Deutschland 1969 mehr als 400.000 dieser jungen Leute geben, die den richtigen Wagen suchen. Mit 35, 45 oder 55 Jahren ist man schon anspruchsvoller. Der Capri erfüllt aber auch diese Anforderungen.

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