Die mid-Zeitreise: Zwerg-Renault mit Riesen-Flair

Am 23. September 1968 berichtete der Motor-Informations-Dienst (mid) im 17. Jahrgang über einen Zwerg-Renault mit Riesen-Flair.


Am 23. September 1968 berichtete der Motor-Informations-Dienst (mid) im 17. Jahrgang über einen Zwerg-Renault mit Riesen-Flair.

Ein Wagen, der speziell für den französischen Markt konzipiert worden ist, macht auch außerhalb der französischen Grenzen Furore: der Renault 6 mit Vorderradantrieb, Drehstabfederung bei langen Federwegen, eines der Grundmerkmale die Renault-16 ähnliche Karosserie und ein auf 33 PS weiter entwickelter Dauphine-Gordini-Motor. Für den französischen Markt entwickelt wohl als Gegengewicht zum Ami-6 und den kleinen Fiats; außerhalb der französischen Grenzen trotz vorerst noch gewissen Einschränkungen Aufmerksamkeit erheischend durch eine europaweite Presse-Präsentation in der Carmague, der Heimat der weißen Pferde, jener 1 PS starken Fortbewegungsmittel für ferienhungrige Sommer- oder Wochenendbesucher, die den hier heimischen Zigeunern die Taschen mit Franken füllen helfen.

Ähnlichkeit mit dem R 16

Die Karosserie des Renault 6 steht auf einer robusten Bodengruppe, die so verwindungsfest ist, dass man damit auch ohne Karosserie fahren könnte. Die mit der Bodengruppe verschraubte Karosserie hat auswechselbare Elemente: vordere Kotflügel, Kühlergrill, Motorhaube, vier Seitentüren und eine fünfte hintere Tür. Insgesamt wurde die Ähnlichkeit mit dem Renault 16 weitestgehend gewahrt: sechs Seitenscheiben, ein "fast back-Heck", fünf Türen, den für den "R 16" charakteristischen Hohlsteg und die flache Sicke in der Mitte der Motorhaube. Weitere Verwandtschaft entdeckt man an der gewölbten Windschutzscheibe, den sechs glatten Seitenscheiben, der breiten tiefgelegten Heckscheibe sowie den Radkastenaussparungen.

Auf Erfahrungen aufgebaut

Auch in der Innenausstattung wurde auf die Erfahrungen der anderen Renault-Modelle, insbesondere des R 8, zurückgegriffen. Vorne zwei verstellbare, tiefgepolsterte Einzelsitze, verstellbare Rückenlehnen und hinten eine durchgehende Sitzbank. Die Auskleidung ist zum Teil abgepolstert. Die Armaturentafel, aus einem Stück geformt, ist zweckmäßig ausgestattet. Alle Bedienungsknöpfe sind in Reichweite des Fahrers angeordnet. Die Gänge werden mit einem Schiebestock geschaltet, der in der Mitte der Armaturentafel ebenfalls in bequemer Reichweite des Fahrers angebracht ist. Der Handbremshebel befindet sich links vom Lenkrad unterhalb des Armaturenbretts. Im Innenraum fehlen die Radkästen. Die Pedale konnten dadurch genau vor dem Fahrer hängend angebracht werden. Ganz links ein Drucknopf für die Scheibenwaschanlage.

"Gekonnte" Innenausstattung

Der Kofferraum ähnelt einem Gepäck-Transportraum. Ein breites klappbares Ablagebrett zwischen Rückenlehne und Hecktür deckt den Kofferraum ab, so dass sich drei Möglichkeiten der Innenraumaufteilung anbieten, unter anderem auch in einen echten Kombi mit glattem Boden. Alle vier Türen haben versenkbare Scheiben. Die Türgriffe sind von außen durch Druckknöpfe zu betätigen. Der Renault 6 ist mit einem perfekten neuartigen Heizungs- und Belüftungssystem ausgestattet, das durch ein automatisches Ventil ständig für einen Luftausgleich bei Überdruck sorgen kann.

Antriebsgruppe in einem Block

Motor, Kupplung, Ausgleichs- und Wechselgetriebe sind zu einer Antriebsgruppe zusammengefasst. Der Motor ist ein 4-Zylinder-4-Takt-Reihenmotor, Hubraum 845 ccm. Hängend angeordnete, über Kipphebel gesteuerte Ventile. Rund 400 Millionen Stück dieses Motors wurden bisher produziert. Ein unkomplizierter Motor, dessen Robustheit auf der ganzen Welt sprichwörtlich geworden ist: Motorblock aus Grauguss, nasse, auswechselbare Zylinderlaufbuchsen, dreifach gelagerte Kurbelwelle aus Spezialguss. Zylinderkopf aus Leichtmetall, in Reihe angeordnete Ventile, ovale Verbrennungsräume. Ölwanne, Ventildeckel und Steuergehäusedeckel aus gezogenem Stahlblech. Der Vergaser ist ein Fallstromvergaser mit Beschleunigerpumpe und Handstarter.

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