Renault und der Geist von Michael Schumacher

Im Schatten von Sebastian Vettels Triumph in Silverstone hatte auch der zweite deutsche Formel-1-Fahrer etwas zu feiern. Nico Hülkenberg sicherte sich in seinem Renault den sechsten Platz und war damit 'Best of the Rest'. Der Motor-Informations-Dienst (mid) durfte bei den Franzosen hinter die Kulissen blicken.


Im Schatten von Sebastian Vettels Triumph beim Großen Preis von Großbritannien in Silverstone hatte auch der zweite deutsche Formel-1-Fahrer etwas zu feiern. Denn Nico Hülkenberg sicherte sich in seinem gelb-schwarzen Renault den sechsten Platz und war damit "Best of the Rest". Soll heißen: Die großen drei Teams Mercedes, Ferrari und Red Bull machen die Siege stets unter sich aus. Und dahinter entbrennt jedes Mal ein heißer Kampf der Verfolger.

Nico Hülkenberg hat in Silverstone sogar einen Star wie den zweimaligen Weltmeister Fernando Alonso abgehängt, der im Boldien des ehemaligen Top-Teams McLaren auch im dritten Jahr nicht in die Gänge kommt. Und in der Fahrer-Wertung belegt Nico Hülkenberg einen achtbaren siebten Platz. Es läuft also immer besser für Renault und Partner Infiniti. Die Franzosen bestreiten 2018 seit der Übernahme des Lotus-Team erst ihre dritte Saison als Werks-Rennstall.

Doch ein paar PS fehlen auch noch, um den Anschluss zu schaffen, wie Nico Hülkenberg verrät: "Uns fehlt ein bisschen die Geschwindigkeit auf den Geraden." Hülkenberg ist dennoch der Ansicht, dass Renault in Silverstone etwas unter Wert geschlagen wurde. "Wir hatten ein paar Böcke drin - beim Set-up und beim Auto. Wir haben Zeit verloren, um Sachen zu testen."

Das große Ziel verliert Renault jedoch nicht aus den Augen. Denn schon bald wollen die Franzosen an die Erfolge anknüpfen, die man einst als Motorenpartner von Benetton feierte. Im Benetton-Renault holte kein Geringerer als Rekord-Weltmeister Michael Schumacher 1995 den zweiten seiner insgesamt sieben WM-Titel.

Bis Renault allerdings um die WM-Krone kämpfen kann, dürften noch viel Schweiß und noch mehr Euro fließen. Aber dann könnte der Geist von Michael Schumacher den Renault-Rivalen vielleicht wieder ein wenig Angst und Schrecken verbreiten - im positiven Sinne natürlich. Top-Teams wie Mercedes und Ferrari geben pro Saison mehr als 300 Millionen Euro aus, so wird jedenfalls im Fahrerlager gemunkelt. Offiziell schweigen die Verantwortlichen hartnäckig, wenn es ums Geld geht.

Ganz vorne in der Formel 1 steht im Augenblick Hülkenbergs deutscher Kollege Sebastian Vettel. Der Ferrari-Pilot hat nach seinem vierten Saisonsieg aber nur acht Zähler mehr auf dem Konto als sein schärfster Rivale Lewis Hamilton. Der viermalige Weltmeister landete bei seinem Heimrennen nach einer fulminanten Aufholjagd vom 17. Platz am Ende noch auf Rang zwei in seinem Mercedes-Silberpfeil.

Nach einer frühen Kollision mit Vettels Teamkollegen Kimi Räikkönen musste Hamilton seine Hoffnungen auf den ersehnten Heimsieg begraben. Entsprechend sauer war der Brite. In seiner ersten Enttäuschung schwänzte er sogar das obligatorische Interview vor der Siegerehrung. Dafür entschuldigte er sich später. Auch seine Verschwörungstheorien, Räikkönen habe ihn möglicherweise absichtlich von der Strecke befördert, relativierte Hamilton, nachdem seine erste Wut verraucht war.

Vielleicht kann Lewis Hamilton ja schon beim nächsten Rennen den Spieß umdrehen. Denn in 14 Tagen findet Vettels Heimspiel in Hockenheim statt - also die beste Bühne für eine Revanche. Sollte "Seb" aber auch vor der Haustür seiner hessischen Heimatgemeinde Heppenheim die Nase vorn haben, sieht Heißsporn Hamilton vermutlich endgültig rot.

Ralf Loweg / mid

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