Notrufsäule an Bord

Seit kurzem ist eCall für neue Autos gesetzlich vorgeschrieben: Das Notrufsystem aktiviert auf Knopfdruck oder automatisch die Rettungskette. In Mercedes-Modellen fährt es schon länger mit.


Seit kurzem ist eCall für neue Autos gesetzlich vorgeschrieben: Das Notrufsystem aktiviert auf Knopfdruck oder automatisch die Rettungskette. In Mercedes-Modellen fährt es schon länger mit.

Der typische Notruf eines Autofahrers, wie er per Handy bei der Rettungsleitstelle eingeht, ist erst mal ein wenig chaotisch. Dass es gekracht hat, bei einem selber oder bei einem anderen Verkehrsteilnehmer, und wie schlimm es aussieht, das haben die meisten Anrufer schnell erklärt. Aber auf die entscheidende Frage haben sie oft zuerst mal keine Antwort. Nämlich: "Wo sind Sie denn?"

Ja, wo bin ich eigentlich? Herumnesteln am Navi, wie hieß bloß die letzte Ausfahrt? Oder welche Kreuzung ist das hier gleich noch? So verstreichen wertvolle Augenblicke, die bei einem Unfall über Leben und Tod entscheiden können. Gerade bei Crashs auf der Autobahn besteht das Problem, seitdem für Notrufe anstelle der orangenen Säulen das eigene Handy genutzt wird.

Doch nun gibt es Abhilfe - in Form einer SOS-Taste, die seit 31. März 2018 alle in der EU neu typgeprüften Automodelle an Bord haben müssen. Einmal gedrückt, verbindet sie Auto-Insassen in 35 europäischen Ländern mit einem Notfall-Service und übermittelt gleichzeitig automatisch den via GPS ermittelten Standort und die Richtung des Fahrzeugs.

Mercedes-Benz startete schon vor sechs Jahren die Ausrüstung seiner Modelle mit diesem eCall getauften System. Seit der Einführung des digitalen Service-Dienstes Mercedes me im September 2014 ist es in allen Baureihen serienmäßig an Bord - völlig kostenlos für den Besitzer über die gesamte Lebenszeit des Autos. Mittlerweile steckt der unauffällige Lebensretter bereits in 3,5 Millionen Mercedes-Fahrzeugen.

Den Notruf auslösen können Auto-Insassen selbst über die Taste, oder das Fahrzeug setzt ihn automatisch ab - wenn es einen Unfall detektiert. Das geschieht beispielsweise, wenn der Airbag auslöst, der pyrotechnische Gurtstraffer aktiviert wurde oder der Aktive Notbrems-Assistent zum Einsatz kommt. Das Signal erreicht die nächstgelegene Mercedes-Benz Notrufzentrale, die sofort Hilfe auf den Weg schicken kann. Anhand der Einstellungen des Infotainment-Systems weiß sie in vielen Ländern sogar, in welcher Sprache sie mit den Insassen kommunizieren muss - was vor allem bei einem Unfall oder plötzlichen medizinischen Notfall im europäischen Ausland sehr hilfreich sein kann. Aufgrund der geschlossenen Gurte vermag Daimlers eCall sogar die Zahl der Insassen zu erkennen - eine extrem hilfreiche Funktion für eventuell ausrückenden Rettungskräfte.

Übermittelt werden all die essentiellen Infos nicht nur per Datenfunk, sondern zusätzlich noch per guter alter, aber eben besonders zuverlässiger SMS. In abgelegenen Gebieten mit eventuell lückenhafter Datennetz-Abdeckung kann das durchaus entscheidend sein.

Doch auch für das durchdachteste, beste und modernste eCall gilt das gleiche wie für Airbags und Gurtstraffer: Es ist ausgefeilte Technik - von der jeder hofft, dass man sie nie braucht. Dass sie auf jeden Fall an Bord ist, das ist durchaus ein beruhigendes Gefühl.

Marcus Efler / mid

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