Jaguar XF Sportbrake: Edle Katze mit Rucksack

Auch in der zweiten Generation des Jaguar XF rollt eine Kombi-Version in den Verkauf. Der 'Sportbrake' kommt mit vier Dieselmotoren und einem Benziner. Beim derzeitigen Diesel-Bashing wäre es andersherum vermutlich besser.


Wie sich die Zeiten ändern. Um die Kunden, denen die Transportkapazität einer Limousine nicht ausreichte, zufrieden zu stellen, entstanden Kombis, die meist nach dem gleichen Strickmuster gebaut wurden: Das Dach wurde einfach bis zum hinteren Ende des Autos verlängert, und das senkrecht gestaltete Heck mit einer Tür oder Klappe versehen. Das Design ähnelte dann dem eines Schuhkartons. Ideal jedoch beispielsweise für Kleingewerbetreibende oder Familien, die am Wochenende gern bei Ikea stöbern und ihre neuen Regale gleich mitnehmen wollen. Dann entdeckten nach und nach die Premiumhersteller, dass sich mehrere Golfbags in einem Kombi bequemer verstauen lassen, als in einer Limousine. Und schon war der Sportkombi geboren, der aber nicht wie ein konventioneller Kombi aussehen und schon gar nicht Kombi heißen durfte. Aus dem steilen Heck wurde ein flaches, und bei der Namensgebung für die Kombiversion kennt der Erfindungsreichtum bis heute keine Grenzen.

Bei Jaguar heißt der Kombi "Sportbrake". Und der geht jetzt für die XF-Baureihe jetzt in die zweite Runde. Formal ist der Mittelklassewagen gelungen, zumal sich die Dachlinie in einem Dachspoiler fortsetzt. So macht der XF hinten keinen runden Buckel sondern bekommt etwas Aufrechtes ins Kreuz. Trotzdem duckt sich die Katze wie zum Sprung - mit keckem Rucksack eben. Wenn die elektrisch betätigte Heckklappe (samt Laderaumabdeckung) nach oben schwingt, die auch per Gestensteuerung in Aktion gesetzt werden kann, dann gibt sie einen glattflächigen Kofferraum frei, der mit 565 Liter Ladevolumen beziffert ist. Werden die Rücksitzlehnen-Elemente (Aufteilungsverhältnis 40:20:40) nach vorn geklappt - das geht ganz prima mit den Fernentriegelungs-Hebeln, die griffgünstig in die Seitenwände integriert sind - wächst der Frachtraum bis auf 1.700 Liter an. Ist die Ladung zudem schwergewichtig, kann sich der Fahrer über die serienmäßige automatische Niveauregulierung freuen, die an der Hinterachse mit Luftfedern realisiert wird. Sie verhindert das hässliche Einsinken des Hecks, was so aussieht, als würde der Wagen ständig bergauf fahren.

Im Innenraum sorgen edle Materialien und gute Verarbeitung für eine behagliche Wohlfühlatmosphäre. Dazu trägt auch die Klimaanlage bei, die per Ionisierung für frische und keimfreie Luft sorgt. Das wulstige Lederlenkrad, das sich angenehm anfühlt, lässt sich elektrisch in die optimale Position bringen. Apropos Fahrerplatz: Wer sich das Head-Up-Display (Aufpreis 1.333 Euro) gönnt, profitiert davon, dass wichtige Infos zur Geschwindigkeit und zur Navigation in die Windschutzscheibe eingespiegelt werden. Mit seinen etwas grellen Neonfarben in grün und rot erreicht die Anzeige zwar nicht die Vornehmheit, die einen Jaguar sonst auszeichnet, aber sie hilft dem Fahrer, den Blick fest auf die Straße gerichtet zu halten.

Abgelenkt wird er eher vom Navigationssystem, das zwar auf bis zu drei Bildschirmen unterschiedlich aufbereitete Informationen bereithält, aber leider im Detail manchmal kryptisch bleibt: Speziell in Kreisverkehren sind seine Empfehlungen manchmal so verschwommen, dass man prompt den korrekten Kurs für die Weiterfahrt verpasst. Bei den Fahrerassistenz-Systemen ist im XF bis hin zum Müdigkeitswächter alles zu haben, was heute allgemein im Angebot ist. Der Kunde muss es bei der Bestellung nur ankreuzen, serienmäßig ist nur der Spurverlassens-Warner an Bord.

Der XF Sportbrake rollt mit fünf Motor-Alternativen an den Start: vier Diesel und ein Benziner. Die Leistungsspanne der Vier- und Sechszylinder reicht von 163 PS bis 300 PS. Um der derzeit auf breiter Front geführten Treibjagd auf den Diesel zu entgehen, widmeten wir unser Interesse bei der Fahrpräsentation in Portugal speziell dem Turbo-Benziner, der mit 250 PS zu Werke geht. Der aufgeladene Vierzylinder wird spielend mit den rund 1,8 Tonnen Leergewicht fertig. Für den Sprint aus dem Stand vergehen nur 7,1 Sekunden, bis die Tachonadel bei 100 km/h ankommt. Der Tatendurst des Motors findet erst dann seine Deckelung, wenn der Edelfrachter Tempo 241 erreicht hat. Der XF mit Ottomotor verlässt die Werkshallen ausschließlich mit jeweils mit Achtgang-Automatik und Heckantrieb.

Nur die beiden Dieselvarianten mit 180 und 240 PS sind auch mit Allradantrieb im Angebot. Der EU-Normverbrauch für den Turbobenziner hört sich mit 6,8 Liter auf 100 Kilometer zwar ganz nett an, aber man muss sich selbst bei gemäßigten Fahrleistungen schon sehr anstrengen, um den Durchschnittsverbrauch auf unter zehn Liter zu drücken. Das adaptive Fahrwerk (Aufpreis: 1.666 Euro) nimmt alle Straßenzustände recht gelassen, ohne dabei ein weiche Sänfte zu sein. Wer es gern ein bisschen härter und spontaner hat, schaltet um in Sportmodus, muss aber dann mit den damit verbundenen Komforteinbußen leben.

Bei den Preisen verliert der Kunde wegen des Variantenreichtums des XF Sportbrake schnell den Überblick. In der einfacheren Ausstattungslinie reicht die Spanne von 43.960 Euro (2.0 Turbodiesel mit 163 PS) bis 51.060 Euro für den Turbobenziner. Derzeit teuerstes Angebot ist der 3.0-Liter-V6-Twinturbo-Diesel mit 300 PS in der Variante "First Edition" für 75.970 Euro. Ein Jaguar ist eben keine Hauskatze. Aber dafür kann sie im Rucksack nicht nur Golfbags transportieren sondern auch Bücherregale von Ikea. In diesem Fall wird der Sportbrake einfach wieder zum praktischen Kombi.

Klaus Brieter / mid

Technische Daten:
Jaguar XF Sportbrake 25t R-Sport
Fünftürige Kombi-Limousine der Mittelklasse, Länge/Breite/Höhe in Meter: 4,96/1,88/1,50, Leergewicht: 1.760 kg, Zuladung: 570 kg, Tankinhalt: 74 l, Kofferraumvolumen: 565 - 1.700 l.
Antrieb: Vierzylinder Turbo-Benziner mit Direkteinspritzung, Hubraum 1.997 ccm, Leistung: 184 kW/250 PS bei 5.500/min, max. Drehmoment: 365 Nm bei 1.200 - 4.500 U/min, 0-100 km/h: 7,1 s, Höchstgeschwindigkeit: 241 km/h, 8-Gang-Automatikgetriebe, Heckantrieb, Durchschnittsverbrauch: 6,8 l Super/100km, CO2-Ausstoß: 155 g/km, Preis: 56.060 Euro.

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